Dividendenaktie des Tages vom 20. Mai 2009:
Frontline Ltd.
Herkunftsland, Bermudas
Ticker Symbol, FRO
website, www.frontline.bm
Dividendenrendite (Basis aktuelle Quartalsdividende), 4.5%
Mitglied Dividenden top 500
Tätigkei
Frontline ist eine in den Bermudas domizilierte Grossreederei. Sie besitzt die grösste Oeltankerflotte der Welt.
Die Flotte besteht aktuell aus 83 Schiffen, 45 VLCC's (Verly large crude carriers), 30 Suezmax-Tanker (Grösstmögliches Schiff, das den Suezkanal durchqueren kann) und 8 Suezmax OBO's (Oil, Bulk, Ore; Schiffe, die sowohl Oel, Trockengut als auch Erz transportieren können).
Zudem sind weitere 9 VLCC's und 8 Suezmax-Tanker bestellt.
Kontrolliert wird das Unternehmen vom Norweger John Fredriksen, der ungefähr einen Drittel der Aktien hält.
Frontline Ltd ist seit 1992 auf den Bermudas beheimatet, davor war es eine schwedische Gesellschaft (Frontline AB) die 1985 gegründet wurde.
Die Unternehmensstruktur ist stark verschachtelt und ziemlich komplex. So fährt jedes einzelne Schiff unter einer Billigflagge als eigene Tochtergesellschaft. Die meisten Schiffe wurden 2004 an die frühere Tochtergesellschaft Ship Finance International verkauft und danach an die operative Gesellschaft Frontline Shipping verleast.
In der Zwischenzeit hat Frontline den Anteil an Ship Finance an seine Aktionäre verkauft. Kontrolliert wird Ship Finance ebenfalls durch John Fredriksen, der via seine Beteiligungsgesellschaften Hemen Holdings (Domizil Zypern) und Farahead Investments (Domizil Liberia) 41% am Unternehmen hält.
Der mit Abstand wichtigste Geschäftsbereich ist der Transport von Rohöl, daneben aber auch noch, in weit geringerem Ausmass, der Transport anderer Rohstoffe wie Kohle und Eisenerz. Die Kunden sind hauptsächlich grosse Erdölkonzerne. Eine weitere Einkommens- oder Verlustquelle ist der Verkauf von Schiffen aus der bestehenden Flotte.
Die herausragendste Eigenschaft des Tankergeschäfts ist seine gewaltige Volatilität. Frontline betreibt seine Schiffe nicht selbst, sondern vermietet sie. Der Mietpreis für diese Schiffe wird im sogenannten Spot-Markt festgelegt und als Charter-Tagesrate deklariert. Und von dieser Rate ist Frontline stark abhängig, ungefähr 60% der Einkünfte stammen aktuell davon.
Diese Charterraten unterliegen je nach Marktlage sehr starken Schwankungen. Sie sind im Wesentlichen abhängig vom Angebot an Schiffen, sowie der Nachfrage nach Oeltransporten.
in Mio. USD 2008 2007
Umsatz 2'104 1'300
EBIT 850 519
Schulden per in Mio. USD
Eigenkapital 31.12.08 702
Nettofinanzschulden 31.12.08 2'500
Operativer Cash Flow 31.12.08 807
Verschuldungsfaktor 3.1
Gearing 356%
Der Verschuldungsfaktor (in wieviel Jahren könnten die Finanzschulden mit dem operativen Cash Flow zurückgezahlt werden) sollte bei keinem Unternehmen mehr als 3 betragen.
Das Gearing (Nettoschulden im Verhältnis zum Eigenkapital) sollte in jedem Fall kleiner als 100% sein.
Die Schuldensituation ist ungünstig. Wie bereits erwähnt, operiert Frontline in einem sehr volatilen Geschäft. Das heisst, wenn die Frachtraten hoch sind, verdient das Unternehmen sehr viel Geld und kann sich entsprechend hohe Schulden leisten. Das war die letzten Jahre zweifellos der Fall. Heute ist die Situation anders, die Frachtraten sind im Keller, Frontline verdient nicht mehr viel Geld. Die Preise für Occasionsschiffe sind ebenfalls eingebrochen, also verdient Frontline auch dort nichts mehr.
Wie lange diese Situation anhält, weiss niemand. Man muss sich daher die Frage stellen, ob sich Frontline seine Schulden noch leisten kann, wenn sich die nächsten Jahre keine Besserung einstellt.
Eine Einschränkung gibt es allerdings. Mehr als 2 Milliarden der Schulden sind Leasing-Verpflichtungen, die meisten davon gegenüber Ship Finance. Dessen Hauptaktionär, John Fredriksen, der ja auch Frontline selbst kontrolliert, wird in einer kritischen Situation wohl milder verfahren als eine unabhängige Dritte Partei.
Neuste Entwicklungen
Seit Anfang Jahr sind die Mietpreise für Oeltanker dramatisch eingebrochen.
So betrug die Charter-Tagesrate für ein Tanker der VLCC-Klasse vor einem Jahr etwa 200'000 USD, heute liegt sie irgendwo bei 10'000 USD. Um die Kosten 2009 zu decken, braucht Frontline für seine VLCC-Schiffe jedoch eine Rate von 32'100 USD.
Nun will man den Anteil an längerfristigen Charterverträgen mit fixen Raten in den nächsten Jahren erhöhen.
Für 2009 sieht man diverse Faktoren, die das Ergebnis negativ beeinflussen. Man erwartet einen weltweit tieferen Erdölverbrauch, weitere Kürzungen der OPEC-Förderquote, hohe US-Lagerbestände und eine Rekordzahl neuer Schiffe die in den nächsten 12 Monaten auf den Markt drängen.
Etwas Milderung erhofft man sich von verspäteten Schiffslieferungen, Stornierungen von bereits bestellten Schiffen sowie Verschrottungen von Schiffen mit einwandigem Rumpf (Künftig sollen nur noch Schiffe mit doppeltem Rumpf erlaubt sein, sogenannte double hull ships).
Der Verwaltungsrat ist besorgt, dass sich die Rezession weit negativer auswirken wird als allgemein prognostiziert (Stand 26.2.09)
Dividende
Die Dividende für das vierte Quartal 2008 wurde auf 0.25 USD pro Aktie gesenkt. Das deutet darauf hin, dass die Dividende fürs gesamte 2009 wohl höchstens 1.00 USD pro Aktie betragen wird.
Man betont allerdings, dass es sich hierbei nicht um eine strategische Änderung in der Dividendenpolitik handelt, sondern um eine Massnahme vor dem Hintergrund der weltweiten Rezession.
Bewertung
Ein Unternehmen kann nur dann bewertet werden, wenn man die zukünftigen freien Cash Flows einigermassen abschätzen kann. Im Fall von Frontline ist das nicht möglich. Wie erwähnt, hängen Frontlines Erträge letztlich sehr stark von der verfügbaren Anzahl Schiffe und der Nachfrage nach Oeltransporten ab. Wie sich diese Faktoren entwickeln, kann unmöglich vorhergesehen werden.
Frontline hat stark davon profitiert, dass vor 10 Jahren niemand mehr Oeltanker baute, da der Betrieb derselben nicht besonders profitabel war. Dann explodierte die Nachfrage und die Frachtraten stiegen enorm stark an. Frontline hatte genug Tanker, was zur Folge hatte, dass das Unternehmen sehr viel Geld verdiente, der grösste Teil davon wurde an die Aktionäre ausgeschüttet. Die Dividendenrenditen waren aussergewöhnlich hoch, Frontline war deshalb einer der grossen Dividendenstars.
Natürlich wird Frontline auch weiterhin eine Dividende auszahlen, aber die Zeiten der exorbitant hohen Dividendenrenditen sind wahrscheinlich für längere Zeit vorbei. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Frachtraten unter Druck bleiben. Vermutlich auch dann, wenn sich die Nachfrage nach Oeltransporten erholt, denn der Markt wird von neuen Schiffen überschwemmt und diese werden die Preise weiter unter Druck setzen.