...leider haben die leute der blöd-zeitung da nicht ganz genau recherchiert:
Umweltminister Trittin will sich mit der dünnen Entschuldigung der "Bild"-Zeitung für die irreführende Bildbeschriftung, die ihn als Mitläufer inmitten bewaffneter Demonstranten darstellte, nicht zufrieden geben. Die Redaktion solle vielmehr erklären, warum und wie es dazu kam.
Artikel in der "Bild"-Zeitung vom 29. Januar: Trittin zwischen "Schlagstock " und "Bolzenschneider"
Berlin - Ganz offensichtlich handele es sich bei der "Bild"-Geschichte um die angebliche Bewaffnung der Demonstranten an seiner Seite um "einen willentlich proudzierten Fehler" und keineswegs um eine Unachtsamkeit, erklärte Trittin gegenüber SPIEGEL ONLINE. Darum vermisse er in der heute veröffentlichten Entschuldigung der "Bild"-Zeitung die Aufklärung darüber, wie dieser angebliche "Fehler" zu Stande kam.
Die "Bild-Zeitung" hatte am Montag das Bild von Trittin bei einer Demonstration 1994 in Göttingen veröffentlicht und mit zwei Balkenzeilen auf "Bolzenschneider" und "Schlagstock" in den Händen von Demonstranten hingewiesen. Der Artikel dazu trug die Überschrift "Was machte Minister Trittin auf dieser Gewalt-Demo?" In ihrer Mittwochs-Ausgabe stellte die Zeitung klar, dass es sich bei den Gegenständen tatsächlich um "ein Seil sowie einen Handschuh" handelte. Zugleich bittet die Redaktion, "den Fehler zu entschuldigen".
Er erwarte von "Bild"-Chef Kai Diekmann eine Erklärung, "wer und mit welcher Absicht entschieden hat, das Bild mit dieser falschen Beschriftung zu drucken", forderte Trittin nun. Schließlich sei unübersehbar, dass das Foto, das aus einem SAT-1-Fernsehbericht von 1994 stammt, "bewußt so beschnitten wurde", dass ein falscher Eindruck beim Betrachter entstehen konnte.
Trittin verzichtet auf Klage
Gleichzeitig erklärte Trittin aber, er werde bis auf weiteres keine Klage gegen das Springer-Blatt erheben. Es sei ja doch "unschicklich, wenn die Bundesregierung gegen einzelne Pressorgane vor Gericht zieht". Er bestehe allerdings darauf, dass sich der Deutsche Presserat als Selbstverwaltungsorgan der Medien mit dem Fall befasse, mahnte der Alt-Linke im Ministeramt, "die Journalisten sollten unter sich klären, dass so etwas nicht zulässig ist".
Die Entschuldigung der "Bild"-Zeitung
Der falsche Bildtext sei "kein Flüchtigkeitsfehler, sondern es wurde mit Vorsatz gehandelt", hatte zuvor schon Trittins Sprecher Michael Schroeren beklagt. Er verwies darauf, dass in der am Montag erschienenen Ausgabe des Magazins "Focus" das selbe Bild von Trittin veröffentlicht war. Schon darauf sei klar zu erkennen gewesen, dass der Demonstrant hinter Trittin keinen Schlagstock habe, sondern sich an einem dicken Sicherungsseil festhalte. Auch ein Bolzenschneider sei nicht zu erkennen.
Zweiter Teil einer Kampagne
Offenbar fehle es aber in der verantwortlichen Redaktion noch immer an Sehvermögen, wundert sich Schroeren. Auch der heutige Hinweis auf einen "Handschuh" sei offensichtlich Unsinn. Leicht erkennbar ist vielmehr, dass sich der Demonstrant an dem Dachgepäckträger eines Begleitfahrzeugs festhalte und gar nichts "schwenkt", wie Bild schrieb.
"Bild"-Chef Diekmann wies jedoch alle Vorwürfe pauschal zurück. Das Foto sei "von uns nicht manipuliert worden", behauptete der erst kürzlich berufene Chefredakteur von Deutschlands führendem Boulevard-Blatt. Ohnehin bleibe die Frage, was Trittin 1994 als grüner Landtagsabegordneter "auf dieser Gewaltdemo" gemacht habe. Damals hatten Göttinger Autonome gegen eine Welle von Hausdurchsuchungen bei Mitgliedern der linken Szene protestiert, denen die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen wurde. Der Vorwurf mußte später fallen gelassen werden.
© SAT.1
Das Originalfoto: Kein Bolzenschneider und kein Schlagstock, Jürgen Trittin bei der Autonomen-Demo in Göttingen am 16. Juli 1994
Die manipulierte Bildbeschriftung sei ohnehin schon der zweite Teil der Anti-Trittin-Kampagne bei "Bild", erklärte Trittin-Sprecher Schroeren. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Zeitung den grünen Minister fälschlicherweise dem Herausgeberkreis der Göttinger Studentenzeitschrift zugerechnet, die 1977 den umstrittenen Schmähnachruf auf den damals ermordeten Generalbundesanwalt Siegfried Buback veröffentlich hatte. Obwohl er den zuvor von der Frankfurter Allgemeinen verbreiteten Irrtum gegenüber einem leitenden "Bild"-Redakteur klargestellt habe, habe diese daran festgehalten und verweigere - anders als die FAZ - den Abdruck einer Gegendarstellung, berichtete Schroeren.
Quelle: www.spiegel.de