Der deutsche Aktienmarkt dürfte den Donnerstag mit leichten Verlusten eröffnen. Außer den - wenn auch geringen - Abgaben an der Wall Street und in Tokio dürften weiter steigende Ölpreise Dax & Co. belasten; für ein Barrel (159 Liter) werden derzeit mehr als 61 Dollar bezahlt; am Mittwoch abend wurde in New York die Rekordmarke von 61,62 Dollar erreicht.
Impulse von außen könnte der Aktienmarkt am Nachmittag erhalten, wenn Zahlen zu Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in den Vereinigten Staaten einlaufen.
Rentenmarkt dürfte kaum verändert tendieren
Recht guten Vorgaben aus Amerika, wo Kurse von Anleihen und der Terminkontrakt T-Bond-Future gestiegen sind, geht der deutsche Anleihemarkt in den Donnerstag. Der wegweisende, auf langlaufende Bundesanleihen gemünzte Terminkontrakt Bund-Future könnte zwar angesichts der erwarteten leichten Verluste am Aktienmarkt etwas steigen, sich aber vor Bekanntgabe der amerikanischen Arbeitsmarktsdaten in engen Bahnen bewegen. Am Mittwoch schloß er um sieben Basispunkte tiefer bei 122,66 Prozent; das Tagestief lag bei 122,63, das Hoch bei 122,91.
Einig sind sich laut Dow Jones-vwd die Marktteilnehmer, daß erst die Arbeitsmarktdaten am Freitag den weiteren Trend an den Bond-Märkten vorgeben. Dann werde sich zeigen, ob es sich bei den jüngsten Abgaben um eine so genannte Bärenfalle oder tatsächlich um den Beginn einer großen Korrektur handelt. „Einige Anleger sind jedoch bereits gestern dem Motto 'Buy on Dips' gefolgt”, hieß es dazu vom Bankhaus Metzler. Das technische Bild des September-Kontrakts würden erst Kurse über 122,93/98 aufhellen; nach unten liege das Risiko derzeit bei 121,80/50 Prozent.
Euro pendelt über Marke von 1,19 Dollar
Vor Bekanntgabe der amerikanischen Arbeitsmarktdaten bewegt sich der Dollar zu anderen wichtigen Währungen am Donnerstag in engen Spannen. Die europäische Währung notiert mit 1,1911 Dollar kaum verändert zu ihrem Kurs im späten New Yorker Handel. Der Dollar liegt bei 112,18 Yen nach 112,17 Yen in New York. Zur Schweizer Währung notiert der Dollar mit 1,3031 Franken und der Euro mit 1,5541 Franken.
Einige Händler sagten, der Dollar könne in den vergangenen Tagen zu stark gekauft worden sein. Es bestehe die Gefahr einer Trendwende, wenn die am Freitag erwarteten amerikanischen Arbeitsmarktdaten nicht so robust ausfielen wie angenommen. Analysten rechnen damit, daß im Juni 188.500 neue Arbeitsplätze in Amerika geschaffen wurden. Im Mai hatte der Zuwachs lediglich 78.000 betragen. „Der Markt sollte nicht zu sicher sein, dass die Zahlen gut sein werden", sagte ein europäischer Händler in Tokio. Gute Arbeitsmarktdaten könnten jedoch die Erwartung erhöhen, daß die amerikanische Notenbank an ihrer Politik moderater Zinssteigerungen festhält und damit den Zinsabstand zur Euro-Zone weiter vergrößert. Trotz Zinssenkungsspekulationen dürften die EZB und die Bank of England am Donnerstag Analysten zufolge die jeweiligen Zinsätze bei 2,0 beziehungsweise 4,75 Prozent unverändert lassen.
Börse Tokio etwas leichter
Knapp behauptet tendieren die Aktienkurse am Donnerstag im späten Tokioter Handel. So verliert der Nikkei-225-Index 0,2 Prozent oder 20 Punkte auf 11.583. Der Topix-Index sinkt um 0,3 Prozent oder vier Zähler auf 1.180. Die Kursverluste vom Vorabend an den amerikanischen Börsen belasteten den Markt, sagen Händler. Unter Druck stünden vor allem Einzelhandelswerte und Aktien einiger Finanzdienstleister. Käufe in einzelnen ausgewählten Technologiewerten verhinderten jedoch ein stärkeres Abrutschen. Bis zum Ende der Sitzung werde sich der Nikkei wohl um die Marke von 11.600 Punkten herum bewegen, vermuten Beobachter.
Börse Hongkong unbewegt
Unverändert zeigen sich die Aktienkurse am Donnerstagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Kursgewinne in CNOOC und Hutchison glichen die negativen Vorgaben der amerikanischen Börsen aus, sagen Händler. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte notiert der Hang-Seng-Index (HSI) bei 14.150 Punkten und damit erholt von seinem Tagestief bei 14.112 Zählern. CNOOC profitieren vom Anstieg des Ölpreises auf ein neues Rekordhoch und legen um eins Prozent auf 4,975 Hongkong Dollar zu. Hutchison werden von der Hoffnung auf einen Sondergewinn aus dem Verkauf von Husky getrieben und verbessern sich um 1,1 Prozent auf 70,85 Hongkong Dollar. Die Aktien der Muttergesellschaft Cheung Kong steigen um 0,6 Prozent auf 75,40 Hongkong Dollar. Beobachter glauben, daß sich der HSI kurzfristig in einer Spanne von 14.100 bis 14.400 Punkten bewegen wird. Die Voraussetzungen für einen Anstieg des Marktes seien zwar durch die günstige Bewertung und die starke einheimische Wirtschaft gegeben, doch stehe dem der hohe Ölpreis im Wege.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Nachbörslich tendierten amerikanische Aktien am Mittwoch etwas höher. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator schloß um 0,08 Prozent tiefer bei 1.499,27 Punkte.
Die Aktien von Starbucks haben am Mittwoch im nachbörslichen Handel nachgegeben, nachdem das Unternehmen die Daten der flächenbereinigten Umsätze veröffentlicht hatte. Die Aktien sanken um 0,3 Prozent auf 50,45 Dollar. Wie das Unternehmen mitteilte, stiegen die flächenbereinigten Umsätze - oder die Umsätze in den Filialen, die seit mindestens 13 Monaten geöffnet haben - um sieben Prozent. Dies entsprach den Erwartungen des Unternehmens. Der Gesamtumsatz in den fünf Wochen vor dem 3. Juli stieg um 20 Prozent auf 620 Millionen Dollar.
American Eagle Outfitters fielen um 0,2 Prozent auf 31,28 Dollar. Zuvor hatte die Gesellschaft für Juni einen Anstieg der flächenbereinigten Umsätze um 28 Prozent gemeldet. Analysten waren von einem Anstieg von 24 Prozent bis 26 Prozent ausgegangen. Gleichzeitig hob das Unternehmen seine Schätzung für das Ergebnis je Aktie im zweiten Quartal auf 0,34 bis 0,35 Dollar von zuvor 0,32 bis 0,33 Dollar an. Die Konsensprognose der Analysten lautet 0,34 Dollar.
Wall Street belastet vom Ölpreis leichter
Ein neues Rekordhoch beim Ölpreis hat am Mittwoch die amerikanischen Standardwerte auf Talfahrt geschickt und zu einem schwächeren Schlußstand geführt. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) sank um mehr als 100 Punkte. Der Tropensturm ”Cindy” hatte Produktionsausfälle bei Raffinerien am Golf von Mexiko verursacht und den Preis für Rohöl auf eine neues Rekordhoch getrieben. Zum Handelsende legte der Preis für den führenden August-Kontrakt an der Nymex um 1,69 Dollar auf 61,28 Dollar je Barrel zu. Zudem hielten sich die Investoren bereits mit Blick auf den am Freitag anstehenden Arbeitsmarktbericht ”bedeckt”.
Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gab 1,0 Prozent oder 101 auf 10.271 Punkte ab. Der S&P-500-Index verlor 0,8 Prozent oder 10 Punkte auf 1.195. Der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 0,5 Prozent oder 10 Punkte auf 2.069.
Wenig Kurseinfluß hatte der Index der Einkaufsmanager aus den Diensleistungsunternehmen (ISM) im Juni. Mit einem Stand von 62,2 hat der ISM-Index die Konsensprognose von 59 übertroffen. Auch am Devisen- und Rentenmarkt fielen die Reaktionen verhalten aus. ”Wahrscheinlich waren die Anleger nach den guten vorherigen Wirtschaftsdaten bereits von ordentlichen Zahlen ausgegangen und daher nicht mehr unbedingt überrascht”, sagte ein Teilnehmer.
Zudem sei die Aufmerksamkeit bereits jetzt auf die Arbeitsmarktdaten am Freitag gerichtet, so dass der ISM-Index etwas in den Hintergrund trete. Lou Brien, Stratege bei DRW Trading verwies zudem darauf, dass die ISM-Komponente der Auftragseingänge rückläufig sei. ”Außerordentlich schwach” sei auch die Subkomponente der Exportaufträge ausgefallen. Dies könne auf eine schwache Handelsbilanz im Juni hindeuten und auch ein schlechtes Vorzeichen für das Bruttosozialprodukt im zweiten Quartal sein, meinte der Stratege.
Bei den Einzelwerten war die Nachrichtenlage übersichtlich. Hewlett-Packard stiegen 1,1 Prozent auf 23,96 Dollar. IBM verteuern sich um 1,4 Prozent auf 75,81 Dollar. Intel gaben 0,7 Prozent auf 26,50 Dollar. Auf der Verliererseite standen auch Home Depot, die 2,0 Prozent auf 39,27 Dollar nach. Exxon Mobil sanken 1,7 Prozent auf 59,11 Dollar. General Motors verloren 1,6 Prozent auf 34,22 Dollar.
PepsiCo reduzierten sich um 1,8 Prozent auf 52,58 Dollar. Das Unternehmen soll nach einem Magazinbericht eine Beteilgung von rund 3 Prozent an Danone aufgebaut haben und angeblich bereit sein, 25 Milliarden bis 30 Milliarden Euro für eine Komplettübernahme zu zahlen. Der Softdrinkhersteller habe bereits acht Millionen Aktien zu einem Preis von 66 Euro bis 72 Euro je Aktie gekauft, heißt es in einem Vorabbericht des am Donnerstag erscheinenden französischen Magazins ”Challenges” ohne Angaben von Quellen.
Zions Bancorp gaben deutlich nach. Für 1,7 Milliarden Dollar hat Zions Bancorp den Kontrahenten Amegy gekauft. Die Zions-Aktie verlor 6,4 Prozent auf 68,67 Dollar. Mit dem Kauf weitet Zions das Geschäft auf den Bundesstaat Texas aus.
Amerikanische Anleihen haben an Boden gewonnen
Nach den jüngsten amerikanischen Konjunkturdaten haben sich die Staatsanleihen am Mittwoch im späten Verlauf etwas fester gezeigt. Zehnjährige Titel stiegen um 9/32 auf 100-12/32 und rentierten mit 4,07 Prozent nach 4,11 Prozent. Die 30jährige Treasury stieg um 17/32 auf 116-2/32. Seine Rendite lag bei 4,33 Prozent nach 4,36 Prozent.
Diese Woche stehe jedoch ganz im Schatten, der am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Arbeitsmarktdaten, hieß es von einem Teilnehmer. Die Aktivität im Dienstleistungssektor ist im Juni deutlicher gestiegen als erwartet. Der entsprechende Index des Institute for Supply Management (ISM) für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe erhöhte sich auf 62,2 Punkte. Volkswirte hatten einen Stand von nur 59,0 erwartet, nachdem der Index im Vormonat bei 58,5 gelegen hatte. Wie das ISM am Mittwoch weiter berichtete, verringerte sich der Index für die Auftragseingänge auf 59,5 (Mai: 59,7), jener für die bezahlten Preise stieg auf 59,8 (57,9). Der Beschäftigungsindex wurde auf 57,4 nach 53,4 im Vormonat beziffert.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.