Ein letzter Versuch, bevor ich dir nur noch den Tipp geben kann, dir noch einmal die Grundregeln der Stochastik zu Gemüte zu führen, statt an ominöse Internetgeschichten über hyperintelligente Internetomas zu glauben.
Hier die Schritte kurz angerissen, die dich zur richtigen Lösung führen, egal welches Problem du untersuchst.
1. Analyse
Du hat einen Problemfall (der Stochastik) vor dir. Als erstes untersuchst du dein Betrachtungssystem. D.h. du grenzt es ein und prüfst, ob es überhaupt 100% vom Zufall bestimmt ist, damit die Regeln der Stochastik auch anwendbar sind. Falls ja, analysierst du den vorliegenden Fall und ordnest ihn den bereits mathematisch untersuchten und nachgewisenen Fällen zu. Das ist die Geschichte vom Ziehen von Kugeln mit Zurücklegen, ohne Zurücklegen etc.
2. Hast du den Fall eingegrenzt, kommt die Berechnung anhand für den jeweiligen Fall vorgegebener Formeln. Diese laufen letzten Endes alle auf dieselbe Systematik hinaus. Nämlich, dass die Wahrscheinlichkeit das Verhältnis der Eintretensfälle zu allen möglichen Fällen darstellt. Die Formeln braucht man nur, um die Zahlen der Eintretensfälle und der möglichen Fälle schneller bestimmen zu können.
3. Ausrechnen und fertig.
Wie man unschwer erkennen kann, ist der erste Schritt der schwierigste, der Rest ist nur Rechenarbeit. Und im ersten Schritt liegt auch dein Denkfehler. Deswegen mache ich noch einmal die Analyse für dich:
1a:
Angenommen, Börsenkurse würden sich zu 100% zufällig und völlig unabhängig von irgendwelchen vorangegangenen Ereignissen entwickeln bzw. die Ereignisse selbst wären ebenso zufällig bzw. normalverteilt. (Falls nicht, brauchen wir den Exkurs erst gar nicht fortsetzen.) Dein Betrachtungssystem ist also vereinfacht gesagt die Börse, die sich 100%ig zufällig entwickelt. Wenn man weiter vereinfachend annimmt, dass es nur steigende und fallende, also keine gleichbleibenden Kurse gibt, und Nebenkosten vernachlässigt werden, dann gibt es prinzipiell nur 2 Möglichkeiten beim Traden. Ich mache einen Deal und lande damit entweder im Gewinn oder im Verlust. Also haben wir eine eindeutige 50% Trefferquote. Theoretisch, wie gesagt, praktisch sieht es etwas anders aus, aber das soll jetzt egal sein.
1b:
Jetzt gehen du und andere Zockernaturen her und studieren über Jahre und Jahrzehnte die Börsenentwicklung. Dabei stellen sie gewisse Gesetzmäßigkeiten fest, die in der Vergangenheit liegen und deshalb in eindeutiger Weise bestimmte Kursentwicklungen in der Zukunft wahrscheinlicher machen. Nach jahrelangen Studien und Erfolgsüberprüfungen weist du nach, dass, wenn bestimmte Parameter in der Vergangenheit gegeben sind, in x% der Fälle in der darauffolgenden Zukunft nur ein bestimmter Fall eintritt. Das Eintreten dieser Parameterkonstellation bezeichnest du als Signal. Genau hier muss nun ein Umdenken in der Betrachtungssystemeingrenzung stattfinden. Dein betrachtetes System ist nun nicht mehr die sich zufällig entwickelnde Börse, sondern dein Handeln an der Börse nach System selbst. Und da hast du per Studie nachgewiesen, dass die Trefferquote bei x% liegt. Daran ist quasi nicht mehr zu rütteln. Und damit hast du aus deinem stochastischen Fall einen statistischen gemacht, so leid es mir tut, das ist so.
1c: Schlußfolgerung. Wenn du also behauptest, ein erwiesenermaßen funktionierendes System mit x% Trefferwahrscheinlichkeit zu besitzen, behauptest du damit automtisch, dass die Börsenkurse sich nicht völlig zufällig und unabhängig von vorhergehenden Geschehnissen entwickeln. Die Antwort 50% scheidet somit bei Anwenden des Systems (und du hattest ja gesagt, es liege ein Signal vor) zu 100% aus (:-)). Umgekehrt gilt, wenn du behauptest, es gelten die 50%, dann stellst du damit implizit fest, dass du einen absolut zufäälig ausgewählten Trade an einer sich zufällig entwickelnden Börse machst. Damit scheidet also das Traden nach System aus. Deswegen habe ich auch vorhin gesagt, dass du dich schon entscheiden musst.
Also, was iss es nu, Hü oder Hott? It's your turn.
PS: Hoffe, dass es nun klarer ist, und sage gleich mit dazu, dass ich davon nicht abrücke, auch wenn du 1.000 Omas mit nem IQ von über 1.600 anschleppst. Die Arroganz leiste ich mir einfach. :-)