Klassische Netzbetreiber verlieren Existenzberechtigung
Jahrbuch "Dschungelführer" beleuchtet aktuelle Trends
MVNOs fordern die Anbieter heraus (Foto: pixelio.de)
Berlin/Reute (pte/02.08.2007/13:20) - Im neuen Jahrbuch "Dschungelführer 2007" des Fachdienstes Portel www.portel.de werden wieder die wichtigsten Trends des Telekommunikationsmarktes beleuchtet. "Der Paradigmenwechsel in der Telekommunikation vollzieht sich im Festnetz und im Mobilfunk. Er hat seinen technischen Ursprung in der Umstellung der Netze auf internetbasierte Technologien. Der Auf bau von 'Next Generation Networks' (NGN) auf Basis des Internet Protokolls (IP), wie er gegenwärtig von den Netzbetreibern weltweit vorangetrieben wird, ist jedoch mehr als nur ein technologischer Entwicklungssprung. Er hat weitrechende Konsequenzen für die Branche und für die Weltwirtschaft. Denn in wachsendem Maße hängen Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von der Verfügbarkeit leistungsfähiger Kommunikationsinfrastrukturen ab. Und die neuen 'All-IP'-Netze bieten völlig neue Möglichkeiten für Dienste und Anwendungen", schreiben die Herausgeber Johannes Lenz-Hawliczek und Georg Stanossek und verweisen auf eine brisante Studie der Unternehmensberatung Detecon. Die Analysten untersuchten 220 verschiedene Telekom-Dienste nach der Frage, ob ein Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom www.telekom.de noch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Drittanbietern ausspielen kann, weil er die Kontrolle über das Netz und damit auch über die Übertragungskapazität besitzt.
"Das Ergebnis stellt die Existenzberechtigung der Deutschen Telekom und aller anderen Infrastrukturbetreiber in ihrer jetzigen Form in Frage: Schon heute, so das erschreckende Fazit, können Web-Anbieter ohne eigenes Netz einen Großteil aller Produkte mit derselben Qualität liefern wie die Infrastrukturanbieter", erläutern Lenz-Hawliczek und Stanossek. Einige Ex-Monopolisten beginnen, Lehren aus diesen Erkenntnissen zu ziehen. So baue die britische BT ihre IT-Services deutlich aus. Das NGN von BT solle ein Netzwerk für alle Bedürfnisse sein, das Video, Sprache und Daten mit Höchstgeschwindigkeit transportieren könne. Die Infrastruktur werde nach dem Lego-Prinzip geliefert. Die Kunden könnten über Software-Schnittstellen Anpassungen vornehmen: "Diese Offenheit ist eines der konstituierenden Merkmale erfolgreicher Internet-Geschäftsmodelle wie etwa Google", analysieren die Portel-Autoren.
Zu einem ähnlichen Befund kommt Gastautor Andreas Dippelhofer, Mitglied der Geschäftsführung des Abrechnungsdienstleisters acoreus AG www.acoreus.de in Düsseldorft und Geschäftsführer der Telefactory GmbH www.telefactory.de in Münster. "Neue Geschäftsmodelle wie MVNO oder Branded-Reseller-Modelle fordern die Anbieter heraus, ihre Dienstleistungen stetig anzupassen". Das wirke sich auch auf das Abrechnungsgeschäft aus. "Es geht hier nicht nur um das eigentliche 'Klick und Buy', sondern im Besonderen auch um die vor- und nachgelagerten Prozesse, die dem Händler und dem Käufer das Vertrauen in die anonyme Geschäftsbeziehung sichern: die Autorisierung, das Inkasso oder die Verrechnung und Ausschüttung gegenüber Händlern. Leistungen, die für Massentransaktionen zudem kostengünstig erbracht werden müssen. Dabei ist eine verstärkte Nachfrage nach White-Label-Lösungen für die eigene Marke des Händlers zu verzeichnen. Und auch die Anforderungen der Händler an die Integration von Zahlmethoden steigen. Immerhin gibt es mittlerweile neben den klassischen Zahlmethoden wie Kreditkarte, Lastschrift und Banküberweisung über 40 innovative Payment-Lösungen", führt Dippelhofer aus.
Nachholbedarf beim Service sieht Professor Torsten Gerpott www.msm.uni-due.de bei den DSL-Anbietern. Bei vielen Firmen würde sich die Servicequalität umkehrt proportional zum Wachstum der Breitbandanschlusskunden verhalten. Spätestens bei einer zu erwartenden Marktsättigung müsse sich das deutlich verbessern. Potenzial sieht Gerpott im virtuellen Netzgeschäft der Mobilfunkbranche. Hier könnte sich in Deutschland durch Kooperationen von Medienunternehmen oder Markenartikelkonzernen mit Mobilfunknetzbetreibern eine Vielzahl von mobilen Communities entwickeln. Das erhöhe die Umsätze des Mobilfunks und stärke die Kundenbindung.
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