Das Banken kein Geld mehr für den Mittelstand herausrücken sind die Vorboten von Basel II, -dort sind die Richtlinien zur Vergabe von Krediten verändert worden, -zum Nachteil von klein- & mittelständischen Unternehmen.Kolumne: Basel II und die Folgen - Unternehmensfinanzierung (nicht) leicht gemacht
Die neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken (Basel II-Akkord) wird sich auf die Finanzierungsmöglichkeiten vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen auswirken. Ob zu deren Vorteil oder Nachteil, ist heftig umstritten.
Genau genommen sind die neuen Eigenkapitalvorschriften des bei der Bank für internationalen Zahlungsausgleich angesiedelten Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht noch nicht im Detail festgelegt. Auf Drängen einzelner Ausschußmitglieder wie Deutschland und Japan wurde eine dritte Beratungsrunde angesetzt. Zu Beginn des nächsten Jahres soll dann der endgültige Entwurf vorgelegt und beschlossen werden. Die Umsetzung in die Praxis erfolgt dann im Jahr 2005 und nicht wie ursprünglich geplant 2004. Deutschland ist im Baseler Ausschuß u.a. durch die Bundesbank und das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen vertreten.
Worum geht es in Basel II im wesentlichen? 1988 wurde im Basel I-Akkord beschlossen, daß ab 1992 jedes international tätige Kreditinstitut bei einer Kreditvergabe als Sicherheit pauschal 8 % der Kreditsumme mit Eigenkapital unterlegen muß. Ein niedrigerer Anteil, der für den Kreditnehmer günstigere Kreditkonditionen ermöglichen würde, war nicht vorgesehen. Die stärkere Risikodifferenzierung beim Kreditrisiko steht im Mittelpunkt der neuen Eigenkapitalrichtlinien. Grundsätzlich soll dabei gelten, daß Banken geringere Risiken mit weniger Eigenkapital unterlegen müssen. Demzufolge sollen sich Kreditnehmer mit einer höheren Bonität zukünftig preiswerter finanzieren können, sprich niedrigere Zinsen zahlen, als solche mit einer niedrigeren Bonität. Über die Art der Feststellung der Bonität, das Rating, wurde in den bisherigen Verhandlungsrunden des Bankenausschusses intensiv verhandelt.
Strittig war dabei, ob das Rating ausschließlich von externen Ratingagenturen oder aber auch von den Banken selbst durchgeführt werden kann und welche Bewertungskriterien in das Rating mit einfließen sollen. Für die Zulassung bankinterner Ratings wurde u.a. von deutscher Seite heftig geworben, da die deutsche bzw. kontinentaleuropäische Ratingkultur, zumal im Bereich kleinerer und mittlerer Unternehmen, der US-amerikanischen weit hinterherhinkt. Ausschließlich externe Bewertungen hätten für die Unternehmen erhebliche Mehrkosten bedeutet. Unternehmen ohne Rating wäre umgekehrt der Zugang zu verbilligten Krediten verwehrt geblieben. Nach dem jetzigen Stand der Verhandlungen wird es zwei Ansätze für interne Ratings geben. Bei dem einfachen Ratingansatz beschränken sich die Kreditinstitute auf eine Abschätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit eines Kredits. Zusätzliche risikobestimmende Parameter (z.B. Verlustquote im Insolvenzfall) werden von der Bankenaufsicht standardisiert vorgegeben. Der komplexere Ansatz erlaubt den Banken auch die übrigen Parameter selbst zu schätzen, solange sie dazu eine bankenaufsichtliche Zulassung erhalten haben.
Weiterhin umstritten sind hingegen vor allem zwei Punkte, die Bewertung langfristiger Kredite und die Einbeziehung sogenannter operationaler Risiken. Nach den Vorstellungen der USA sollen langfristige Kredite künftig mit mehr Eigenkapital unterlegt werden als kürzer laufende Ausleihungen. Ein Wettbewerbsvorteil für US-Banken, wie Experten meinen, da Unternehmen in den USA traditionell eher auf Kredite mit kürzeren Laufzeiten zurückgreifen. Ein komplexes Problem stellt der Umfang der Einbeziehung der operationellen Risiken der Banken selbst dar. Diese beziehen sich auf bankinterne Risiken wie das Versagen von EDV-Anlagen oder Fehlentscheidungen einzelner Mitarbeiter bzw. des Managements. Nach bisherigen Vorstellungen sollen diese Risiken zusätzlich mit 20 % der gesamten Eigenkapitalanforderungen angesetzt werden, von deutscher Seite werden 10 % als ausreichend erachtet.
Wie auch immer die neue Eigenkapitalvereinbarung im Detail aussehen wird, die Auswirkungen auf die Finanzierungsmöglichkeiten vieler Unternehmen dürften nicht unerheblich sein. Die Mehrzahl der Unternehmen sehen im Zusammenhang mit Basel II mehr Nachteile als Vorteile auf sich zukommen und rechnen mit einer Abnahme der Bedeutung des klassischen Firmenkredits, wie eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung der Unternehmensberatung Wieselhuber & und Partner deutlich macht. Zumindest bei einem Teil dieser Unternehmen dürfte die Skepsis berechtigt sein, denn Basel II wird, salopp gesagt, das Fremdkapital für gute Schuldner verbilligen und für schlechte Schuldner verteuern.
Die Unternehmen werden gezwungen sein, sich mehr in die Karten schauen zu lassen, die Finanzierungsbeziehungen zwischen Banken und Kunden werden sich intensivieren. Dies bietet auch die Chance, eigene Schwachstellen zu erkennen und ein eigenes Risikomanagement voranzutreiben. Positiv zu Buche schlägt auch, daß gegenüber Basel I die neuen Vorschläge den Katalog von Sicherheiten eines Unternehmens erweitern, die eine Bank eigenkapitalwirksam berücksichtigen darf. Dazu zählen u.a. Aktien, Investmentanteile und Lebensversicherungen. Weiterhin weisen Fachleute auf neue Finanzierungsmöglichkeiten hin, z.B. in Form von Anleihen, die sich für Unternehmen, die sich einem (externen) Rating unterzogen haben, ergeben können.
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sind die neuen Eigenkapitalrichtlinien und die damit verbundene Aufspreizung von Kreditzinsen zu begrüßen. Es wird zu einer effektiveren Allokation von Kapital kommen, solide wirtschaftende Unternehmen wird es durch Basel II erleichtert werden, weiter erfolgreich zu agieren. Noch schwieriger wird die Kapitalbeschaffung allerdings für junge Unternehmen bzw. solche, die sich in der Aufbauphase befinden. Diese werden in noch größerem Maße als bisher auf den VC-Markt angewiesen sein.
Quelle: Yahoo-finanzen