US-Konjunktur

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US-Konjunktur

 
15.10.01 00:59
US-Konjunktur:
Traurige Aussichten

Von Nicola Liebert, New York, und Christian Schütte, Berlin

Die Terroranschläge vom 11.September haben die US-Wirtschaft endgültig in die Rezession gestoßen. Der Konsum bricht ein, die Arbeitslosigkeit steigt. Mit einem massiven Konjunkturprogramm will Washington eine Dauerkrise in letzter Minute abwenden.

Wenn sich am Telefon Anrufer von außerhalb melden, gibt sich Brauna Rosen immer optimistisch. "Ich möchte nicht, dass alle das Gefühl bekommen, New York läge am Boden", sagt die Inhaberin eines Geschenke- und Schmuckladens im Szenestadtteil East Village.

Die Wirklichkeit ist allerdings ernüchternd. Rosens Umsatz ist einen Monat nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon nicht einmal mehr halb so hoch wie vorher. "Erst die Absperrung der Gegend, dann das Ausbleiben der Touristen", klagt Rosen. "Und niemand ist mehr in der Stimmung, hübsche Dinge zu kaufen."

Die Stimmung unter den Einzelhändlern ist mies. Im September nahmen sie 2,4 Prozent weniger ein als einen Monat zuvor. So drastisch sind die Umsätze zuletzt vor neun Jahren eingebrochen. Die Konjunkturpessimisten gewinnen endgültig die Oberhand. Täglich wird klarer, dass der Absturz in die Rezession, über den seit Monaten spekuliert wurde, nicht mehr zu vermeiden ist. Die Amerikaner hoffen jetzt nur noch auf die Regierung Bush - die seit dem 11. September jede konjunkturpolitische Zurückhaltung aufgegeben hat.

"Wow!", kommentierten die Ökonomen der Bank of America die geballte Ladung aus niedrigeren Leitzinsen und milliardenschweren Ausgabenprogrammen, die in der vergangenen Woche Gestalt annahm. Den "möglicherweise stärksten Impuls seit dem Zweiten Weltkrieg", erwartet Bruce Steinberg, Chefvolkswirt der Investmentbank Merrill Lynch.
"CNN-Effekt" bremst Konjunktur

Die Ökonomen können allerdings nur darüber spekulieren, ob es gelingen wird, die gewaltigen konjunkturpolitischen PS wirksam und zum richtigen Zeitpunkt auf die Straße zu bringen. "Wir sehen eine enorme Spannung zwischen den Unsicherheiten, die die Wirtschaft bremsen, und der massiven Ankurbelungspolitik, die sie normalerweise beschleunigen", sagt Stephen Roach, Chefvolkswirt der Investmentbank Morgan Stanley.

Die Szenarien, die in der Zunft kursieren, reichen von inflationärer Überhitzung im nächsten Sommer bis hin zu einer jahrelangen Depression à la Japan. Klar ist nur, dass die Anschläge eine Wirtschaft getroffen haben, deren konjunkturelle Widerstandskräfte bereits weitgehend geschwunden waren. "Um die Risiken zu verstehen, vor denen wir jetzt stehen, müssen wir begreifen, warum wir schon vor den Terroranschlägen in Schwierigkeiten waren", sagt der Princeton-Ökonom Paul Krugman.

Die unmittelbare Schockwirkung der Attentate ist keineswegs zu übersehen. Viele Amerikaner verzichten zurzeit auf den Bummel in der Shopping Mall. Statt dessen hängen sie vorm Fernseher, um die weitere Entwicklung der Terrorkrise zu verfolgen. Zu diesem "CNN-Effekt", der bereits während des Golfkriegs 1990/1991 zu beobachten war, kommt diesmal noch die Angst vor weiteren Anschlägen im eigenen Land. Einkaufszentren gelten als besonders gefährdet.

Solche Stimmungen könnten wieder verfliegen oder sogar drehen. "Das Leben geht schließlich weiter, auch in Ländern, die, wie Israel, seit Jahrzehnten mit Terror leben", sagt Sonja Koropeckyj vom Beratungsunternehmen Economy.com. Der jüngste Anstieg des Konsumentenvertrauens in die Zukunft, das die University of Michigan regelmäßig untersucht, signalisiert sogar eine "Jetzt-erst-recht"-Stimmung.

Patriotische Trotzreaktionen werden jedoch kaum ausreichen, um eine Rezessionsdynamik zu stoppen, die durch den 11. September beschleunigt worden ist. Die Zeiten von Rekordinvestitionen und starkem Rückgang der privaten Ersparnisse, die den High-Tech-Boom der vergangenen Jahre erst möglich machten, sind vorbei.

Die Korrektur ist schmerzhaft. "Zunehmende Entlassungen und Arbeitsplatz-Unsicherheit in Verbindung mit der einbrechenden Börse und der steigenden Verschuldung vieler Haushalte dürften die Verbrauchsausgaben weiter schrumpfen lassen", diagnostiziert Ed Yardeni, Chefvolkswirt von Deutsche Banc Alex. Brown. Der aktuelle Umsatzeinbruch im Einzelhandel ist für ihn nur der Anfang: "Die Konsumrezession beginnt gerade erst."
Krisensignale schon im Sommer

Wie die Statistiken zeigen, hat sich das Konsumklima bereits vor den Anschlägen nochmals eingetrübt. Viele Bürger haben die Steuerrückerstattungen, die von Juli an ausgezahlt wurden, auf die hohe Kante gelegt. Die Sparquote der privaten Haushalte sprang im August von 2,5 auf 4,1 Prozent des verfügbaren Einkommens - den höchsten Stand seit Anfang 1999.

Septemberdaten, die vor den Terrorattacken erhoben wurden, zeigen einen kräftigen Einbruch des Verbrauchervertrauens und den schärfsten Beschäftigungsabbau seit zehn Jahren. Die Anschläge nahmen die letzte Hoffnung auf einen baldigen Aufschwung. Die Bereitschaft, Personal für bessere Zeiten vorzuhalten, ist endgültig dahin.

Als hätten sie auf einen Anlass gewartet, kündigten US-Unternehmen nach den Attentaten reihenweise massive Einschnitte an, allen voran die Luftfahrtbranche. Bereits am 18. September erklärte der Flugzeughersteller Boeing, wegen der "veränderten Geschäftslage nach den Terrorangriffen" 20 bis 30 Prozent seiner Belegschaft abbauen zu wollen - das sind 20.000 bis 30.000 Stellen.

Die Fluggesellschaften, von denen viele bereits vor den Attentaten in der Verlustzone steckten, werden bis zum Jahresende schätzungsweise jeden achten Arbeitsplatz abbauen. Insgesamt wird mit 200.000 Streichungen gerechnet. "Ich kann mich nicht erinnern, je einen derartigen Einbruch in einer Branche erlebt zu haben", sagt der Personalberater John Challenger, der seit Mitte der 60er Jahre im Geschäft ist.

Nach den Erhebungen seines Unternehmens Challenger, Gray & Christmas kündigten US-Unternehmen im September an, insgesamt 250.000 Jobs zu streichen. Das ist der höchste Monatswert seit Beginn der Erhebungen vor zwölf Jahren.
Munitionsvorrat der Fed

Solche Zahlen lösen in Washington Alarm aus. Seit dem 11. September hat Notenbankchef Alan Greenspan die Leitzinsen um insgesamt 100 Basispunkte zurückgenommen - nachdem er sie seit Jahresanfang bereits um 300 Basispunkte gesenkt hatte. Weitere Lockerungen gelten als wahrscheinlich, auch wenn der Munitionsvorrat der Fed allmählich zur Neige geht: Mit 2,5 Prozent ist der Leitzins jetzt so niedrig wie seit 39 Jahren nicht.

Der Budgetüberschuss der US-Regierung schwindet angesichts der geplanten Stützungsmaßnahmen rapide. Je schwächer die Konjunktur, desto niedriger die Steuereinnahmen. Das Aktionspaket der Bush-Regierung verschärft die Lage: Allein für 2002 sind inzwischen Konjunkturprogramme in Höhe von mehr als 170 Mrd. $ geplant. Ökonomen schätzen deren fiskalischen Impuls fürs kommende Jahr auf bis zu zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Legt man die Modelle der US-Notenbank zu Grunde, dann wird der Zuwachs des US-BIPs dank der geld- und finanzpolitischen Maßnahmen um insgesamt neun Prozentpunkte höher ausfallen als ohne die Programme. Ein gewaltiger Schub.

Ob die US-Wirtschaft eine langjährige Rezession vermeiden kann, hängt letztlich auch vom Ölpreis ab. Der stieg in vergangenen Krisensituationen oft stark an, seit Ende September hat ihn die weltweite Rezessionsfurcht jedoch weit unter 22 $ je Barrel (159 Liter)getrieben, das von der Vereinigung der Förderländer, Opec, angestrebte Mindestniveau.

Da der Preis teilweise unter 20 $ gefallen ist, drängen zahlreiche Ölstaaten darauf, die Produktion zu drosseln. Doch so lange die von den USA geknüpfte Anti-Terror-Allianz hält, erscheint ein drastischer Preissprung nach oben unwahrscheinlich. Ein anhaltend niedriger Ölpreis wäre für die darniederliegende Weltwirtschaft ein gewaltiges zusätzliches Konjunkturprogramm.
Patriotische US-Volkswirte

Bei so vielen positiven Vorzeichen mögen manche Experten nicht einmal mehr ausschließen, dass sich die amerikanische Wirtschaft Ende 2002 überhitzt.

Prinzipielle Zweifel am Washingtoner Vollgaskurs haben nur wenige US-Ökonomen. In einer Umfrage der Vereinigung der Unternehmensvolkswirte (NABE) erklärten drei von vier Mitgliedern, die Wirtschaft brauche jetzt schnelle und außergewöhnliche Maßnahmen, um die Nachfrage zu stabilisieren. 87 Prozent sind der Meinung, dass ein Haushaltsdefizit in den nächsten zwei Fiskaljahren hingenommen werden sollte.

Eine womöglich jahrelange Krise ist selbst für neoliberale Puristen zurzeit die größere Bedrohung.

quelle FTD
vega2000:

Japan lässt grüssen o.T.

 
15.10.01 08:04
f8169:

Krise.......

 
15.10.01 08:12
und was willst Du uns damit sagen???????????????

Das wir jetzt endgültig all unsere Aktien vrschenken sollen?
Arbeiter:

@f8169

 
15.10.01 10:59
Ja, alle Deine Aktien zu mir ;-)
f8169:

@Arbeiter...

 
15.10.01 11:10
ja, das hättest Du woll gern*g*.

Aber ich dachte eher , das Du mir deine Überlässt! Bin auch nicht wählerisch nehme alles auch den größten schrott(Metaboxs oder so), weil damit kann mann zur zeit am meisten verdienen. :-))

Also bloss keine Hemmungen und schick sie zu mir.
f8169:

@Arbeiter...

 
08.11.01 08:14
Ja anscheinend wollte woll keiner mehr seine Aktien verschenken, ansonsten hätte sich der Markt woll nicht so schnell erholt. :-)

Ich warte immer noch auf deine*fg*.

ciao
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