Venezuela hat gewählt – Ölpreis bleibt zunächst auf Rekordniveau!
von Jochen Steffens
Zunächst einmal vielen Dank: Ihre vielen Mails zu meiner Frage zur Ölproduktion haben heute mein Postfach geflutet. Deswegen bin ich noch nicht dazu gekommen, alle zu lesen, werde das aber heute Abend nachholen.
Venezuela hat gewählt, die erste Unsicherheit ist aus dem Markt – nein, man muss genauer sein, der erste Teil eines der Unsicherheitsfaktoren ist aus dem Markt.
Das Referendum in Venezuela ist offensichtlich sehr eindeutig zu Gunsten des amtierenden Präsidenten Hugo Chavez ausgegangen. Dieser erklärte unmittelbar nach der Wahl, er versichere, dass er die Versorgung der Weltmärkte mit Öl aus Venezuela garantiere.
Zuvor war über das Wochenende der Ölpreis weiter stark gestiegen, nicht nur wegen des Referendums in Venezuela. In einer US-Raffinerie in Whiting im Bundesstaat Indiana ist es zu einer Explosion gekommen, die dazu führte, dass die Tagesproduktion von 420.000 Barrel teilweise eingestellt wurde. Das löste an den Ölmärkten neue Befürchtungen vor einem Versorgungsengpass aus. Die Raffinerien in den USA arbeiten bereits am Limit, so dass jeder Zwischenfalls ernsthafte Auswirkungen haben kann.
Dazu kam das der Finanzchef von Yukos ankündigte, dass Yukos in den nächsten Tagen Insolvenz anmelden muss, sofern die Behörden den Druck auf Yukos nicht verringern. Normalerweise wäre eine Insolvenz nicht die schlechteste aller Möglichkeiten, sofern alles gesetzmäßig abläuft – zumindest für die Ölmärkte. Trotzdem reagierten die Ölmärkte erst einmal mit weiter steigenden Kursen.
So stieg der Ölpreis der Nordsee Sorte Brent übers Wochenende auf 45 Dollar an! Die 42 Euro – Marke ist eindeutig hinfällig.
Heute morgen reagierten die Anleger aber zunächst einmal darauf, dass das Referendum in Venezuela ohne weitere größere Vorfälle abgelaufen ist. Zumindest diese Teil-Unsicherheit wurde "aus dem Markt" genommen. Das einzige Problem: Der Ölpreis will nicht weiter absinken. Nach einem Einbruch auf 43 Euro steht der Ölpreis wieder auf 45 Dollar.
Hintergrund dafür wiederum sind Nachrichten, dass die Opposition in Venezuela die Resultate der Wahl als Wahlbetrug bezeichnen und das Ergebnis der Wahlkommission anfechten wollen. Nach dieser Nachricht rechnen Anleger mit weiteren Unruhen im Land, die den Ölpreis wieder negativ beeinflussen könnten. Dieser Teil des Unsicherheitsfaktors "Venezuela" ist noch nicht aus dem Markt.
So lange der Ölpreis so hoch bleibt, wird der Markt wenig Erholungspotenzial nach oben haben. Die völlig überverkaufte Situation führt jedoch dazu, dass die Märkte trotzdem steigen und erst einmal die Nachricht über das Ende des Referendums einpreisen.
Zu früh?
Wie gesagt, der Markt hat nach unten übertrieben und ist völlig überverkauft. Nun steigen die ersten Investoren ein, die den Mut haben, länger investiert zu bleiben – in der Hoffnung, dass die Märkte auf jeden Fall in den nächsten Monaten höher stehen werden. Hauptsächlich werden die völlig zerbombten Titel gekauft (in Deutschland z.B.: Infineon/Lufthansa).
Das sind zwar noch nicht unbedingt Anzeichen einer nachhaltigen Erholung, sondern erste riskante Spekulationen – aber wenn nun der Ölpreis fallen sollte, haben wir die Tiefs hinter uns. Das sage ich, weil sich im Dax gleichzeitig ein Boden auszubilden beginnt.
Leider gibt es noch ein Problem dabei: Wie gesagt, der Ölpreis steigt und steigt, während ich das hier schreibe. Jetzt steht er wieder bei 45,05 Dollar. Wobei die heutige Kerze ein wenig nach Umkehrkerze aussieht. Das letzte Aufbäumen des Ölpreises?
von Jochen Steffens
Zunächst einmal vielen Dank: Ihre vielen Mails zu meiner Frage zur Ölproduktion haben heute mein Postfach geflutet. Deswegen bin ich noch nicht dazu gekommen, alle zu lesen, werde das aber heute Abend nachholen.
Venezuela hat gewählt, die erste Unsicherheit ist aus dem Markt – nein, man muss genauer sein, der erste Teil eines der Unsicherheitsfaktoren ist aus dem Markt.
Das Referendum in Venezuela ist offensichtlich sehr eindeutig zu Gunsten des amtierenden Präsidenten Hugo Chavez ausgegangen. Dieser erklärte unmittelbar nach der Wahl, er versichere, dass er die Versorgung der Weltmärkte mit Öl aus Venezuela garantiere.
Zuvor war über das Wochenende der Ölpreis weiter stark gestiegen, nicht nur wegen des Referendums in Venezuela. In einer US-Raffinerie in Whiting im Bundesstaat Indiana ist es zu einer Explosion gekommen, die dazu führte, dass die Tagesproduktion von 420.000 Barrel teilweise eingestellt wurde. Das löste an den Ölmärkten neue Befürchtungen vor einem Versorgungsengpass aus. Die Raffinerien in den USA arbeiten bereits am Limit, so dass jeder Zwischenfalls ernsthafte Auswirkungen haben kann.
Dazu kam das der Finanzchef von Yukos ankündigte, dass Yukos in den nächsten Tagen Insolvenz anmelden muss, sofern die Behörden den Druck auf Yukos nicht verringern. Normalerweise wäre eine Insolvenz nicht die schlechteste aller Möglichkeiten, sofern alles gesetzmäßig abläuft – zumindest für die Ölmärkte. Trotzdem reagierten die Ölmärkte erst einmal mit weiter steigenden Kursen.
So stieg der Ölpreis der Nordsee Sorte Brent übers Wochenende auf 45 Dollar an! Die 42 Euro – Marke ist eindeutig hinfällig.
Heute morgen reagierten die Anleger aber zunächst einmal darauf, dass das Referendum in Venezuela ohne weitere größere Vorfälle abgelaufen ist. Zumindest diese Teil-Unsicherheit wurde "aus dem Markt" genommen. Das einzige Problem: Der Ölpreis will nicht weiter absinken. Nach einem Einbruch auf 43 Euro steht der Ölpreis wieder auf 45 Dollar.
Hintergrund dafür wiederum sind Nachrichten, dass die Opposition in Venezuela die Resultate der Wahl als Wahlbetrug bezeichnen und das Ergebnis der Wahlkommission anfechten wollen. Nach dieser Nachricht rechnen Anleger mit weiteren Unruhen im Land, die den Ölpreis wieder negativ beeinflussen könnten. Dieser Teil des Unsicherheitsfaktors "Venezuela" ist noch nicht aus dem Markt.
So lange der Ölpreis so hoch bleibt, wird der Markt wenig Erholungspotenzial nach oben haben. Die völlig überverkaufte Situation führt jedoch dazu, dass die Märkte trotzdem steigen und erst einmal die Nachricht über das Ende des Referendums einpreisen.
Zu früh?
Wie gesagt, der Markt hat nach unten übertrieben und ist völlig überverkauft. Nun steigen die ersten Investoren ein, die den Mut haben, länger investiert zu bleiben – in der Hoffnung, dass die Märkte auf jeden Fall in den nächsten Monaten höher stehen werden. Hauptsächlich werden die völlig zerbombten Titel gekauft (in Deutschland z.B.: Infineon/Lufthansa).
Das sind zwar noch nicht unbedingt Anzeichen einer nachhaltigen Erholung, sondern erste riskante Spekulationen – aber wenn nun der Ölpreis fallen sollte, haben wir die Tiefs hinter uns. Das sage ich, weil sich im Dax gleichzeitig ein Boden auszubilden beginnt.
Leider gibt es noch ein Problem dabei: Wie gesagt, der Ölpreis steigt und steigt, während ich das hier schreibe. Jetzt steht er wieder bei 45,05 Dollar. Wobei die heutige Kerze ein wenig nach Umkehrkerze aussieht. Das letzte Aufbäumen des Ölpreises?