Verlust der Telekom gehört zur Strategie

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Verlust der Telekom gehört zur Strategie

 
06.12.01 09:29
Konzernchef Ron Sommer hat den absehbaren Milliardenverlust der Deutschen Telekom in diesem Jahr als bewusste Folge seiner Wachstumsstrategie verteidigt. Auch in den kommenden Jahren sei wegen der Investitionen in den Mobilfunk nicht mit Gewinnen zu rechnen.

Für ihn stehe das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Vordergrund, und das entwickele sich gut. "Der ausgewiesene Konzernüberschuss ist kein Rentabilitätskriterium für die Telekom", sagte Sommer vor Journalisten in Berlin.

Der Telekom-Chef tritt damit Kritikern entgegen, die ihm vorwerfen, durch übermäßige Investitionen hohe Schulden aufgebaut und dabei die Gewinnfähigkeit des Konzerns vernachlässigt zu haben. Das Ebitda wird von stark investierenden Unternehmen als Rentabilitätskennzahl verwendet, um das positive Ergebnis im operativen Geschäft hervorzuheben. Wie im Fall der Telekom ist das traditionell verwendete Konzernergebnis unter Einschluss von Zinsen und Abschreibungen dagegen häufig negativ. "In der Telekommunikationsbranche sind langfristige Investitionen entscheidend", sagte Sommer. Die Telekom rechne noch mindestens bis zum Jahr 2004 mit einem zweistelligen Umsatzwachstum, das mit hohen Investitionen einhergehe. Es sind rund 5 Mrd. Euro jährlich eingeplant. Sie fließen vor allem in den Mobilfunkbereich und dort in den Aufbau des geplanten UMTS-Netzes.

Das Ebitda soll nach den von Sommer vorgelegten Prognosen von rund 15 Mrd. Euro in diesem Jahr auf etwa 21 Mrd. Euro im Jahr 2004 steigen. Die größten Sprünge sollen dabei die Mobilfunktochter T-Mobile und die Datensystemsparte T-Systems machen (siehe Grafik).

Das Ergebnis von T-Mobile würde demnach von rund drei Mrd. auf sieben Mrd. Euro, das von T-Systems von unter eine Mrd. auf über drei Mrd. Euro steigen. Von der am Neuen Markt notierten Internettochter T-Online erwartet Sommer auch im Jahr 2004 noch keinen bedeutenden Beitrag zum Ebitda des Konzerns. Der Konzernumsatz soll von rund 49 Mrd. Euro in diesem Jahr auf 70 Mrd. Euro im Jahr 2004 klettern.

Kein Versprechen zur Dividende

Der Konzernüberschuss bleibe durch die Investitionen belastet, sagte Sommer: "Die Telekom macht [beim ausgewiesenen Konzernergebnis] hohe Verluste, und das ist die richtige Strategie für die Telekom und ihre Anleger." Ob dennoch weiterhin eine Dividende gezahlt werde, ließ er offen: "Wir haben nie eine Dividendengarantie abgegeben." Auf Grund der schwachen Kursentwicklung der vergangenen Monate ist die Dividende von 62 Cent je Aktie ein bedeutendes Element für die Rendite der T-Aktie.

Einnahmen soll der laufende Verkauf des Fernsehkabelnetzes der Telekom an den US-Konzern Liberty Media bringen. Sollte der Verkauf an der kritischen Haltung des Kartellamts scheitern, gäbe es genügend andere Interessenten für das Netz. "Zu den [mit Liberty ausgehandelten] fairen Bedingungen würden wir auch mit anderen abschließen", sagte er. "Unsere Strategie ist weiterhin der Verkauf." Eine Preissenkung komme aber nicht in Frage. "Wir sind - was den Preis betrifft - sehr stur."

Kabelverkauf soll Schulden senken

Sommer hat den Finanzmärkten signalisiert, dass er das durch den Kabelverkauf eingenommene Geld zur Senkung der Schuldenlast von knapp 60 Mrd. Euro einsetzen will. Ein Scheitern des Geschäfts mit Liberty würde diese Pläne gefährden. Kein Grund zur Sorge für Sommer: "Das ist nur eine Frage der Geschwindigkeit." Die bisher veröffentlichten Pläne zum Schuldenabbau seien "Richtgrößen". Kurzfristig sei auch ein Abweichen davon möglich, ohne dass dies die Bonitätsbewertung der Telekom gefährde. Mit geringeren Einnahmen rechnet Sommer auch nicht, falls der Verkauf an Liberty scheitert.

Zu anderen Kandidaten für das Kabel wollte er sich nicht äußern. Von dem britischen Finanzmakler Compere Associates, der sich in der vergangene Woche erneut als Käufer für das Kabelnetz ins Spiel gebracht hatte, habe er bisher nichts gehört. "Zu mir ist keiner gekommen", sagte Sommer.

Gruß
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