Viel Süßes für einen Euro

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Viel Süßes für einen Euro

 
05.01.02 15:12
Die neue Europa-Währung hält auch bei den Eidgenossen Einzug. Doch das Bergvolk wird seinen geliebten Franken so schnell nicht hergeben.
 
Zürich - Helmut Kohl glaubt schon lange dran, Hans Eichel ist auch davon überzeugt, und die Schweizer spüren es seit dem 1. Januar immer stärker: Der Euro wird im Lande der härtesten Währung der Welt mehr und mehr zur Zweitwährung. Überall zwischen Bodensee und Genfer See sind die Preise mittlerweile in der neuen europäischen Einheitswährung angeschlagen, einige Geschäfte, Hotels oder Tankstellen geben sogar Wechselgeld in Euro heraus.
Untereinander jedoch vertrauen die sieben Millionen Einwohner der Alpenrepublik weiter auf ihren heißgeliebten Franken. "Warum auch nicht?", fragt der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Jean-Pierre Roth. "Denn wer mit Euro zahlt, bezahlt mehr, weil der Umrechnungskurs in Geschäften wohl nicht sehr attraktiv sein wird."

Sprüngli zum leckeren Kurs

Da hat der oberste Währungshüter nur teilweise recht. Beispiel Flughafen Zürich: Im Airportshop des renommierten Süßwarenanbieters Sprüngli erhält der Kunde Leckereien im Gegenwert von 1,55 Franken pro Euro. Ebenfalls generös zeigt sich das mondäne Badrutt's Palace in St. Moritz. Nach einem Test der Zürcher Zeitung "Blick" kann der Gast mit einem Gegenwert von 1,49 Franken für seine Euros rechnen.

Im unteren Mittelfeld rangiert die Restaurantkette Mövenpick mit einem Kurs von 1,40 Franken für den Euro. Während das noble Hotel Savoy in Zürich mit am knauserigsten ist: Für einen Euro gibt's nur 1,37 Franken.

"Verwurzelung im Volk"

Auch die Banken haben auf die neue Währung reagiert: Konten in Euro oder in Dollar kann die betuchte Klientel bei den Geldinstituten in Zürich, Genf oder Basel schon lange einrichten. "Da hat sich mit dem Euro bei uns nichts geändert", sagt Ruth Stadelmann, von der zweitgrößten Bank, der Credit Suisse. "Viele Kunden wollen ihre Heimwährung nicht missen."

Doch bei aller Flexibilität der Eidgenossen: Ihren Franken werden die Schweizer auf absehbarer Zeit nicht hergeben. "Der Franken hat einen enorme Verwurzelung im Volk", sagt Kaspar Villiger, der Finanzminister. "Der Franken ist das Sinnbild unserer politischen und wirtschaftlichen Stabilität." Umfragen bestätigen die Einschätzung des obersten eidgenössischen Kassenwartes. Zudem müsste die Schweiz sich überwinden und in Brüssel einen EU-Aufnahmeantrag stellen. Das wird wohl noch Jahre dauern.

Reger Devisenhandel mit Franken

Tatsächlich ist die Erfolgsgeschichte des Frankens einmalig: Keine andere Währung aus einem so kleinen Land genießt so viel Vertrauen auf der Welt. An allen großen Finanzplätzen wird neben dem Dollar, dem Euro, dem Yen und dem britischen Pfund das Schweizer Geld gehandelt. Jeden Tag werden rund 120 Milliarden Franken ungesetzt - was fast einem Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung des Kleinstaates entspricht. Experten rechnen sogar mit einer noch steigenden Attraktivität des Frankens: dann nämlich, wenn die Briten ihren Widerstand gegen den Euro aufgeben und ihr Pfund opfern.

spiegel.de
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