26. Jänner 2011 16:32
Von einer Auferstehung der Immobilienaktien ist in den Medien zur Zeit die Rede, Anlass genug um einmal etwas genauer hinzusehen. Beflügelt von der Inflationsangst und der Konjunkturbelebung sollen auch Immobilienaktien bald wieder in neuem Glanz erstrahlen. Gewerbeimmobilien und Wohnimmobilien sind begehrt, heißt es – als Anlageform oder schlichtweg als Inflationsschutz wirbt die Branche seit eh und je mit ihren (teilweise undurchsichtigen) Produkten. Richtig ist, dass es durchaus Sinn machen kann eine Immobilie, am besten eigen genutzt, in erstklassiger Lage zu erwerben, pauschal über eine positive Entwicklung bei Immobilienaktien, und vor allem prognostizierbaren Renditeaussichten bei Immobilienfondszu sprechen ist hingegen schlichtweg falsch. Zu unterschiedlich ist das Geschäftsmodell der am deutschen Markt vertretenen Anbieter und die damit einher gehenden individuellen Probleme des jeweiligen Unternehmens.
Richtig ist auch, dass alle Immobilienaktien in der Krise heftigst verprügelt worden sind, einige möglicherweise zu Unrecht andere wiederum wohl zu Recht. Die Papiere von Patrizia Immobilien und TAG Immobilien gewannen inzwischen wieder rund 50 Prozent im letzten halben Jahr hinzu, Deutsche Wohnen und IVG legten rund 30 Prozent zu. Aktien der Vivacon AG befinden sich gerade auf einem meiner Meinung nach unbegründeten Höhenflug obwohl der Beweis für eine Überlebensfähigkeit des Unternehmens immer noch nicht angetreten wurde. Der Münchner Fondsanbieter FIHM AG, ehemals SHB AG glänzte zuletzt durch immer weiter zurückgehende Umsätze, verlorene Schadensersatzprozesse der SHB Innovative Fondskonzepte AG wegen verletzter Aufklärungspflicht und die drohende Insolvenz des Fonds Carree Göttigen sowie durch einen erneuten Führungswechsel in der Vorstandsetage. Nach meiner Auffassung sind dies wohl eher keine guten Argumente für einen Aktienkauf!!
Ich persönlich bin nicht der Meinung, dass der Immobiliensektor schon reif für einen Einstieg ist. Die Entwicklung einzelner Aktien betrachte ich viel mehr als eine technisch bedingte Gegenbewegung nach den herben Kursverlusten in der Krise. Ich beobachte nun sowohl den deutschen, als auch dem amerikanischen Immobilienmarkt seit mehr als zwei Jahren sehr genau, konnte aber in den meisten Bereichen keine nachhaltige Belebung feststellen. Zumindest keine die mich zu einem Investment bewegt haben. Die Zeit ist noch nicht reif, und die Unternehmen müssen erst einmal wieder den Beweis antreten, das sie das in sie gesetzte Vertrauen auch verdient zu haben. Der Immobiliensektor ist also weiterhin mit Vorsicht zu genießen. Nicht alles was kurzzeitig steigt ist auch gleichzeitig ein gutes Investment! Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch Konsolidierungswellen und auch Pleiten geben!
Die Immobilienfirmen sind also noch längst nicht über den Berg. Sie bleiben allesamt von einem funktionierenden Markt für Fremdfinanzierungen abhängig, und hängen am Tropf der Banken. Die Eigenkapitalquote liegt meist deutlich unter 30 Prozent, was auch in Zukunft zu Problemen führen dürfte. In den nächsten drei Jahren werden bei mehreren Unternehmen der Branche milliardenschwere Kredite fällig, die refinanziert werden müssen. Ob dies gelingt und vor allem zu welchen Konditionen bleibt erst einmal abzuwarten. Anleger, die damals in der REIT-Hysterie in Immobilienaktien eingestiegen sind, dürften folglich noch einige Zeit auf ihren Kursverlusten sitzen dieses Geld wäre wohl in einer eigen genutzten Immobilie besser “geparkt” gewesen.
www.be24.at/blog/entry/653909/...m-gagfah-etc-vor-dem-comeback