Ron Sommer ist ausgezogen, einen
Staatskonzern zu einem wendigen und
serviceorientierten Unternehmen
umzubauen. Seit seinem Dienstantritt im
Mai 1995 bei der Deutschen Telekom als
Vorstandsvorsitzender versucht er, diesen
Vorsatz zu realisieren. Die Kritik wird
lauter: Ein "Sonnenkönig" sei er, der eigene
Fehler Mitarbeitern anlaste.
Heldenstatus erhielt Sommer nur
vorübergehend. Zum Beispiel beim Börsengang der Telekom 1996.
Wenn auch der Kurs mittlerweile arg Federn ließ, für lange Zeit stand
die Telekom für den größten und erfolgreichsten Börsengang in der
europäischen Geschichten.
Freunde hat er sich von Anfang an nicht gemacht: Gleich zu Beginn seiner Karriere bei Telekom sorgte er mit seiner Gebührenreform für
negative Schlagzeilen, da damit Ortsgespräche für die meisten
Privatkunden teurer wurden.
Kauderwelsch statt Klartext
Kritiker werfen ihm zudem vor, eine massive
Internet-Verhinderungs-Politik zu betreiben und mit hohen
Zugangskosten Deutschland hinter den Frontstaaten des Internet zu
halten. Und sie lasten ihm an, für Wirrwarr denn für Transparenz bei
den Tarifen zu sorgen. Für Wortschöpfungen wie: "Moonshine-Tarife",
"Sunshine-Tarife", "City-Calls", "Free-Calls" und "German-Calls" gab es
denn auch 1998 den "Sprachpanscherpreis" vom "Verein zur Wahrung
der deutschen Sprache e.V.".
Dass er nicht gerade einen guten Ruf hat, stört ihn nicht. "Für mich
zählt letztendlich, was unter dem Strich herauskommt", hört man ihn
immer wieder sagen.
Eines können ihm seine Kritiker aber nicht anhängen - dass er
chaotisch wäre. Ron Sommer ist vielmehr Perfektionist. Er legt
äußersten Wert auf Disziplin, scheut Alkohol und Nikotin. Auch
Unordnung ist ihm ein Gräuel. Daher hat er auch alles Papier aus
seinem Büro verbannt.
Und Ron Sommer ist Kosmopolit. Geboren 1949 in der nordisraelische
Hafenstadt Haifa, verbrachte er seine Jugend mit seinem russischen
Vater und seiner ungarischen Mutter in Wien. Die Englische und
Französische Sprache beherrscht er perfekt.
Besondere Fähigkeiten: Talent zum Verkäufer
Seinen Berufsweg begann er mit 21 Jahren als promovierter
Mathematiker bei der Verbundgesellschaft Wien. Schon hier fielen
seine überragenden verkäuferischen Fähigkeiten auf. 1973 wechselte
Ron Sommer in die USA zur Q1 Corp., einem Computerunternehmen,
das 1974 von der deutschen Nixdorf Computer AG übernommen
wurde, wo seine eigentliche Karriere begann. Nachdem er 1977 Chef
der französischen Niederlassung wurde, wechselte er 1980 als
Geschäftsführer zu Sony Deutschland. Auch innerhalb von Sony
wechselte er öfter die Bereiche, ehe er 1995 bei der Deutschen
Telekom zum Vorstandsvorsitzenden bestellt wurde. Inzwischen ist er
auch der Aufsichtsratsvorsitzende der T-Online AG.
Der Wind auf der Teppich-Etage wird rauher...
Aber die Aktie des Unternehmens Telekom strauchelt, die Gewinne
sinken, und Top-Manager gingen oder "wurden gegangen". Fest steht:
Die Deutsche Telekom steckt in einer Führungskrise. Und es sieht nicht
so aus, als würden sich Führungskräfte um einen Job bei der Telekom
oder T-online reißen. Wer will schon in einem Unternehmen arbeiten,
wo der Sonnenkönig die Geschicke bestimmt. Auch wenn ihn die
Öffentlichkeit als einen immer gut gelaunten, brillanten Rhetoriker
kennt, die Insider vergleichen ihn sicher nicht ohne Grund mit Ludwig
XIV.
Es heißt, Sommer tendiere dazu, eigene Fehler seinen Mitarbeitern
anzulasten. Dabei braucht er dringend fähige Leute, die den Karren
aus dem Dreck ziehen - und die schneller als die Konkurrenz ein
europaweites UMTS-Netz aufzubauen vermögen. Nur dann besteht
eine Überlebenschance im Telekommunikationsmarkt.
Das weiß auch Ron Sommer.
Quelle:
www.frauenfinanzseite.de