Selbst eine der wenigen erfolgreichen Neuemissionen des vergangenen Jahres
wie die Linos AG ist im ersten Quartal von der scharfen Korrektur am Neuen
Markt in die Tiefe gerissen worden. Von einem Kursniveau bei knapp 100
Euro
ging es in rascher Fahrt bis auf 41,50 EUR talwaerts. Erst in juengster
Zeit haben sich die Titel wieder von ihren Lows erholen koennen. Linos
verdient sein Geld mit hoch komplizierten Bauteilen, die in optischen
High-Tech-Geraeten verwendet werden - wie die juengsten Geschaeftszahlen
beweisen ein lukrativer Wachstumsmarkt.
Die Produkte der Goettinger
verbessern die Leistungen von Lasern und verkuerzen die Belichtungszeiten
digitaler Druckmaschinen.
Auch Computer wuerden nicht funktionieren, wenn
es keine Belichtung der Chipverbindungen gaebe. Linos bedient mit seinen
anspruchsvollen optischen Problemloesungen die Branchen
Informationstechnik
und Kommunikation, Medizintechnik und Gesundheit sowie klassische
Industrien wie den Druckbereich. In Teilmaerkten ist das Unternehmen sogar
mit einem Technologievorsprung marktfuehrend.
Der Feinoptikhersteller hat den Umsatz 2000 gegenueber dem Vorjahr um 25%
auf 170 Mio. DM gesteigert und damit sein Planziel um 11% ueberschritten.
Ungeachtet der Belastungen durch einmalige Sondereffekte aus Boersengang
und Akquisitionen erwirtschaftete Linos ein Ergebnis nach Steuern von 4,0
Mio. DM (Vorjahr: 1,0 Mio. DM Verlust).
Somit lag dank einer hoeheren
Kapazitaetsauslastung auch das Nettoergebnis rund 75% ueber der beim
Boersengang abgegebenen und um Boerseneinfuehrungskosten bereinigten
Planung von 2,3 Mio. DM. Der zum Jahresende ermittelte Auftragsbestand von
88 Mio. DM deckt zwar lediglich knapp 40% des fuer 2001 prognostizierten
Umsatzes.
Das ist aber fuer Firmen der Zulieferbranche keine Besonderheit.
Die "Hochzeit" mit der Rodenstock Praezisionsoptik - einer Ex-Tochter des
gleichnamigen traditionsreichen Brillenunternehmens - im vergangenen Juni
hat sich als goldrichtig herausgestellt. Beide Firmen ergaenzen sich
ideal,
ohne dass laestige Restrukturierungskosten anfallen. Angesichts des
starken
Wachstums sehe ich mich auch in meiner Erwartung bestaetigt, dass die
Durchdringung neuer Maerkte zuegig vorangeht. Da die Kriegskasse noch gut
gefuellt ist, rechne ich damit, dass Linos schon bald erneut auf
Brautschau
gehen wird. In Europa bereits stark positioniert, wird der Wettbewerb im
bereits besetzten, aber noch nicht durchdrungenen nordamerikanischen Markt
zwar hart werden.
Als Anbieter so genannter Querschnittstechnologien fuer
Kunden unterschiedlichster Branchen und Maerkte und anerkannt hochwertiger
High-Tech-Produkte sollte es Linos jedoch gelingen, die fuer die naechsten
Jahre angestrebten Wachstumsraten von knapp 30% beim Umsatz zu
uebertreffen und die Ertraege um mehr als 30% steigern zu koennen. Dann sollte auch der Aktienkurs wieder kontinuierlich klettern.
Die durchschnittliche Schaetzung der Analysten fuer den Gewinn pro Aktie liegen fuer 2001bei 1,26 EUR und
fuer das naechste Jahr bei 1,74 EUR. Daraus ergibt sich ein KGV von 42,8
bzw. 31.
Angesichts der guten Marktstellung halte ich die Titel
(Boersenwert rund 272 Mio. EUR) dennoch nicht fuer zu teuer.
Zur Charttechnik: Nach einem Verlust von 60% in diesem Jahr hatte sich
zwischen 42 und 50 EUR eine breite Unterstuetzungszone gebildet, die in
den
vergangenen Tagen nach oben verlassen wurde. Wenn die Aktie noch einmal
bis
etwa 50 EUR zurueck fallen sollte, koennen erste Positionen aufgebaut
werden. Ein erster Widerstand laege dann bei 61/63 EUR, der naechste -
wichtigere - bei 68 EUR. Die naechste Aufwaertsbewegung sollte bis in
diesen Bereich fuehren. Kurzfristig erwarte ich jedoch erst einmal
ruecklaeufige Kurse, da wichtige technischen Indikatoren wie Stochastik
und MACD derzeit ueberkauft sind.
Mein Fazit: Linos zaehlt zu den - leider wenigen - soliden Titeln am Neuen
Markt.
Das Unternehmen ist wegen der Vielseitigkeit seiner als
Basistechnologie in wachstumsstarken Geschaeftsfeldern verwendeten
Produkte
sehr interessant. Langfristig orientierte Anleger koennen sich daher an
schwachen Tagen einige Stuecke ins Depot legen (WKN 525 650).
Höhrt sich trotz allem nicht so schlecht an.
jo.
