AdLINK AG (WPK
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Nachdem wir Ihnen letzte Woche eine bereits reale Zukunftsvision für Werbung im Internet vorgestellt haben, geht nun passenderweise Deutschlands Online-Werbevermarkter Nummer 1 an den Neuen Markt. Die klassische Bannerwerbung auf Internetseiten ist nämlich das Hauptgeschäftsfeld des Börsenneulings. AdLINK ist allerdings weit mehr als ein Bannervermittler, deckt man doch das gesamte Spektrum von der Anzeigenplatzierung bis zur Rechnungslegung ab. Einem "First Mover" wird von der Börse oftmals eine Sonderstellung und -bewertung eingeräumt, wie die Vergangenheit beispielsweise mit spektakulären Kursfeuerwerken bei Intershop oder buecher.de gezeigt hat. Ob auch bei AdLINK ein derartiger Zeichnungsgewinn möglich ist und ob der Wert ein Kandidat für unsere Dispoliste ist, dies soll in der folgenden IPO-Analyse diagnostiziert werden.
Das Unternehmen
Die AdLINK Internet Media AG bezeichnet sich vollmundig als einen der führenden europäischen Vermarkter von Online-Werbeflächen. Zumindest für den deutschen Markt kann man dies bestätigen, denn hier profitiert das Unternehmen von enormen Synergieeffekten durch die Bindung an die Konzernmutter United Internet. Der Verkauf von Internet-Komplettpaketen der United Internet garantiert AdLINK einen sehr umfangreichen Kundenstamm und ein fixes Absatzpotential für das eigene Dienstleistungspaket. Das Unternehmen ist eine direkte Tochter und nicht nur eine Beteiligung von United Internet, die Holding besitzt vor dem IPO auch über 99 Prozent der Anteile. Dieser Anteil wird sich nach dem IPO auf knapp 75 Prozent reduzieren, auch hier wird der Freefloat also wieder nur rund ein Viertel des Aktienkapitals betragen.
Gegründet wurde AdLINK bereits im Jahre 1996 als "1&1 Marketing GmbH". Somit kann das Unternehmen bereits auf eine vierjährige Geschäftstätigkeit zurückblicken, was bei Internetwerten ja schon eine recht beachtliche Lebenszeit darstellt. In diesem Zeitraum konnte der Marketingspezialist sowohl eine beträchtliche Reichweite als auch einen namhaften Kundenstamm generieren. Derzeit verwaltet AdLINK die Webseiten von 400 internationalen Kunden, die pro Monat mehr als 700 Mio. Page-Impressions erzielen. Man kann hierbei bereits Kundenbeziehungen in neun europäische Länder vorweisen. Um die strategisch enorm wichtige weitere Expansion zu beschleunigen, hat AdLINK mittlerweile schon 10 Repräsentanzen in Europa gegründet, so dass man auch aus diesem Netzwerk weitere Synergieeffekte erwarten darf.
Auf der Risikoseite muss ganz klar der sich verschärfende Wettbewerb genannt werden. Zum einen drängen kleinere und hochinnovative Konkurrenten in den Markt, zum anderen werden die großen US-amerikanischen Internetwerbeagenturen versuchen, zunehmend auch auf dem alten Kontinent Fuß zu fassen. Auch dürften die Margen ob dieses massiven Konkurrenzkampfes sinken, denn die Marktanteile werden zukünftig auch mit Kampfpreisen zu erobern sein, wobei insbesondere die amerikanischen Wettbewerber über die entsprechende Kapitalbasis verfügen, um in diesem Wettbewerb keinen Schaden zu nehmen. Und schliesslich darf man auch die direkten Bannervermarkter, nennen wir sie einmal ganz modern B2C (business to consumer)-Bannervermarkter, nicht vergessen, deren Flaggschiff AllAdvantage.com auch in Europa bereits etabliert ist und viele Nachahmer findet und finden wird. Hier könnten durchaus auch Marktanteile verstärkt in diese Richtung abwandern, da die Bannerwerbung direkt am eigenen Bildschirm wohl eindeutig effektiver ist, als die tradionellen Banner auf den Internetseiten. Dem gegenüber steht das rasante Wachstum des Internets und des eCommerce, so dass man mittelfristig nicht mit einer Wachstumsverlangsamung bei AdLINK rechnen muss. Auch könnte es die hervorragende Marktstellung ermöglichen, dass das Unternehmen aus diesem Verdrängungswettbewerb als Sieger hervorgeht.
Bei den Kooperationen ist die Zusammenarbeit mit der Schober-Gruppe hervorzuheben. Durch den Zugang zu den Dateien des eMail-Adressenhändlers ist man auch im One-to-One-Marketingbereich in der Lage, kundenspezifische und zielgruppenpräzise Werbung anzubieten.
Zahlen und Fakten
Zur Zeichnung am Neuen Markt werden 6,45 Mio. Aktien (inkl. Greenshoe) angeboten, dabei erhalten die Aktionäre von United Internet eine bevorrechtigte Zuteilung von 1:3, das heißt, für den Bezug einer AdLINK-Aktie sind drei Papiere von United Internet nötig. Kein sonderlich attraktives Angebot bei einem Kurs der Mutter von aktuell 250 Euro und der AdLINK-Bookbuilding-Spanne von 14 bis 17 Euro.
Bei einem Ausgabepreis von 17 Euro würde das Unternehmen mit ca. 450 Mio. Euro bewertet werden. Demgegenüber steht ein Umsatz im Geschäftsjahr von erwarteten 12 Mio. Euro, nachdem man im Vorjahr erst 4,5 Mio. Euro umsetzen konnte. Für die kommenden Jahre rechnet AdLINK mit weiterhin rasanten Steigerungen, 2000 werden bereits 35 Mio. Euro einkalkuliert, die dann 2001 noch einmal auf 70 Mio. Euro verdoppelt werden sollen. 2002 will man erstmals Gewinne erzielen, bei einem Umsatz von dann bereits knapp 120 Mio. Euro.
Dies sind zweifellos sehr beeindruckende Wachstumsraten, man darf die Zahlen aber wohl auch als recht ambitioniert betrachten. Im Gesamtmarkt rechnet man mit einer jährlichen Wachstumsrate des Online-Werbemarktes von 45 Prozent, die AdLINK weit übertreffen muss, wenn man die Planzahlen tatsächlich erreichen will.
Geht man davon aus, dass das Unternehmen die gesteckten Ziele erreichen wird, ist die Bewertung mit einem 2001er KUV von gut 6 vertretbar, in 2002 würde das KUV dann auf knapp 4 sinken. Dies sind für ein derart rasant wachsendes Internetunternehmen akzeptable Zahlen, die bei der aktuellen Marktlage allerdings auch keine allzu großen Zeichnungsgewinne erwarten lassen.
Am deutschen Online-Werbekuchen konnte man sich 1999 einen Anteil von 5 Prozent sichern und liegt damit auf Platz 2 hinter Doubleclick, die gut den doppelten Anteil für sich in Anspruch nehmen können. Diesen Abstand will AdLINK mit verstärkten Marketingmaßnahmen durch Mittel aus dem Börsengang verringern.
Fazit
Die Zeichnung des Wertes erscheint aussichtsreich, da man dem Unternehmen zutrauen kann, die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen. Die internationale Expansion schreitet zügig voran, weitere Standpunkte beispielsweise in Asien und den USA stehen unmittelbar bevor oder sind für die nahe Zukunft geplant. Die Einnahmen aus dem Börsengang sollen neben dem organischen Wachstum auch für strategische Übernahmen genutzt werden.
Auch die Begleitumstände des Börsengangs erscheinen vielversprechend: die Altaktionäre geben keine Papiere ab und haben sich zudem zu einer freiwillig auf 24 Monate verlängerten Haltefrist verpflichtet. Zudem liefert man dem Anleger auch ein breites Spektrum an detaillierten Unternehmensinformationen und Planzahlen, was leider beileibe nicht selbstverständlich ist.