Die FT veröffentlicht Interna von einer Präsentation und einem Untersuchungsbericht, den eine Anwaltskanzlei erstellt hat, nachdem Wirecard sie darum gebeten hat. Es handelt sich daher um nichts, was Wirecard nicht auch wüsste.
Die Präsentation, in der die Untersuchungsergebnisse festgehalten sind, ist von Mai 2018. Vor 9 Monaten!
Die Untersuchung fand daher quasi vor genau einem Jahr statt und die Vorgänge bzw. Vergehen (z.B. rückdatierte Rechnungen) stammen aus 2017.
Es zeigt doch nur, dass Wirecards Risikomanagementsysteme funktionieren!
Und sie wollen nix unter den Teppich kehren, sondern beauftragen direkt ne Kanzlei.
Was will man Wirecard also vorwerfen? Das sie Mitarbeiter haben bzw. hatten, die Schmu machten? Wow! Das gibts überall: In Supermärkten etikettieren Verkäuferinnen höhere Rabattaufkleber auf Waren, in Betrieben nehmen Mitarbeiter Besteck und Toilettenpapier mit oder fahren den Firmenwagen mal ein paar Kilometer privat ohne es festzuhalten, Techniker manipulieren Abgaswerte und -vorrichtungen, Briefträger klauen Briefe, FB, Google und Amazon spionieren weiter munter ihre Kunden aus und scheren sich um keine Geldbuße und beim Spiegel erfindet ein Journalist blumig-gemalte Geschichten.
Soll Wirecard jetzt wegen jedem popeligen Vergehen und Rechtsstreit eine Adhoc rausbringen?
Ja, vielleicht wäre das gut. Bitte demnächst jedes aufgedeckte und nachrecherchierte Vorkommnis publizieren. Manoman...
Die Korruptionsaffäre beim Sommermärchen traf den DFB völlig unerwartet und zierte sich und ziert sich weiterhin bei der Aufklärung. Bei Steinhoff hat man im großen Maße die gesamte Konzernbilanz über Jahre kreativ gestaltet.
Von so etwas kann doch hier keine Rede sein.
Wirecard wird also Zeit genug gehabt haben, zu klären, inwiefern sie selbst betroffen waren, gegen welche Gesetze verstoßen wurde, welche Compliance-Regeln nicht eingehalten wurden, und kam anscheinend zum Schluss, dass man sich nichts vorwerfen kann. Und vor allem: Sie dementieren nicht, sondern sie beschweren sich über die ungenaue, irreführende und diffamierende Formulierungen.
Und bei beiden FT/Dan McCrum-Berichten fand ich nichts Eindeutiges, Konkretes und den Geschäftsbetrieb von Wirecard wirklich gefährdenes. Es wird doch maßlos übertrieben durch den weltweiten Börsenjournalismus, die Algos und Co., sowie eine nochmals verbesserungswürdige IR/PR-Arbeit von Wirecard.
Es wird so getan, als ob man dem ganzen TX von Wirecard nicht mehr trauen könnte. Ausgerechnet bei einem Unternehmen, dass von schlauen Wirtschaftsprüfern geprüft wird, das schon immer kritisch beäugt wurde und dessen Umsätze aus Provisionen von real getätigten Transaktionen entstehen. Wirecard kann ja nicht den Händlern ne beliebige Rechnung über Betrag x schicken, weil die Händler ja genau nachvollziehen können, wie viele Umsätze und Transaktionen bei ihnen getätigt wurden. Und auch Wirecard wird intern feststellen können, ob die Beträge, die sie erhalten, von Firmen stammen, die in ihrer Kundendatei sind und ob da ein TX anfiel.
Bei abertausenden Kooperationspartnern mag man ja was fingieren können, aber doch nur im Kleinen. So wie auch die Post es niemals zulassen würde, dass Briefe und Pakete im großen Stile geklaut würden. Dann beraube man sich ja seines eigenes Geschäftbetriebes.
Also, ich sitze das aus, kaufe ggf. noch nach (allerdings hatte ich mein Invest hier schon final und will mein Geld für andere Unternehmen ausgeben) und hoffe, dass die Kommunikationsabteilung von Wirecard ein Statement raushaut, dass wirklich keine Fragen mehr offenlässt und alles antizipiert, was da noch kommen mag.
Denn die FT wird schließlich keine Infos haben, die Wirecard nicht auch hat. Wirecard weiß also, auf was die FT sich bezieht und was sie noch nicht geschrieben haben.
Und von den tausenden Mitarbeitern, die man in den letzten Jahren reinholte, waren doch nicht 100% nur Informatiker oder Vertriebler...