Wer die Entwicklung auf dem Gold-Markt diese Woche beobachten durfte, fühlt sich an ein Ping-Pong Spiel erinnert. Auch heute ging dieses Spiel in die nächste Runde: Die drei Dollar, die Gold gestern noch zum A.M. Fix zugewonnen hat, musste es heute wieder abgeben.
Dagegen scheinen die "Bond-Wächter" wieder die Kontrolle über den Dollar-Markt übernommen zu haben. Der USDX fiel heute auf 80,3, aber zumindestens die Renditen der 10-jährigen Treasuries haben sich bei 3,8 % stabilisiert. Der Quotient aus USDX und den Real-Zinsen ist heute weiter auf 21,1 gesunken (Donnerstag: 21,3). Zum Tiefstand fehlt hier nur noch ein weiterer Rückgang um einem ganzen Punkt. Und so haben sich die sorgfältig zum G-8 Finanzminister-Treffen letzte Woche mit viel Tam-Tam vorbereiteten Markteingriffe in Luft aufgelöst. Finden die Manipulatoren mit den "Bond-Wächtern" nun einen ebenbürtigen Gegner, den sie nicht permanent austricksen können ?
Sollten die "Bond-Wächter" das Marktgeschehen weiter massgeblich beeinflussen, dann muss die Regierung wohl den Real-Zins der langfristigen Treasuries freigeben. Die "Quantitative Easing" Initiative der FED, mit frischgedrucktem Geld die Treasuries an den Zweit-Märkten aufzukaufen, um so den Real-Zins zu drücken, wäre damit gescheitert. Warum - weil ansonsten der U.S.-Dollar durch das Überangebot an Dollars weiter sinken würde und Gold sich damit fast von selbst über die kritisch gesehene Marke von $1.000 gehievt hätte. Um diese Marke wird ja bekanntlich nicht von Seiten der "Gold Bugs" ein hartes Abwehrgefecht veranstaltet, sondern von dem Gold-Kartell und den Notenbanken selbst. Und wenn man erbittert darum kämpft, dass etwas nicht eintritt, dann müssen die Konsequenzen schon sehr gravierend sein, falls dieses Ereignis eintreten sollte.
Wie ich an dieser Stelle schon erläutert habe, führen die steigenden Real-Zinsen der langfristigen Staatsanleihen jedoch zu einer weiteren Verschlimmerung der Situation der hochverschuldeten Privat-Haushalte und der mit hohem Leverage arbeitenden Firmen. Die Ausläufer einer solchen Entwicklung kann man ja an den gescheiterten grossen Übernahmen von Firmen mit Hilfe von geliehenem Geld täglich nachverfolgen. Scheffler/Conti und Porsche/VW sind wohl die in Deutschland bekanntesten Opfer ihrer eigenen Strategie des Grössenwahns.
Wie sollte man nun als Gold-Investor auf diese Situation reagieren ? Am besten gar nicht, weil eine massive Umschichtung von Gold-Vermögen zu Papier-Geld in Form von Staats-Anleihen nur durch einen hohen Real-Zinssatz hervorgerufen werden könnte. Dies würde jedoch zu einem grossflächigen Konkurs vieler Privat-Haushalte, Unternehmen und sogar Staaten führen, die schon jetzt mit den Zins-Belastungen am Rande des Abgrunds stehen. Deshalb ist dieses Risiko für den weiteren Gold-Preisverlauf praktisch nicht gegeben.
Auf der anderen Seite nähert man sich dieser dargestellten Entwicklung dadurch an, indem die "Bond-Wächter" immer höhere Zinsen verlangen. Der Flächenbrand kommt dann zwar nicht so schnell, aber er wird kommen. Irgendwann muss dann der U.S.-Dollar aufgegeben werden, um die Kosten für die um Luft schnappenden Schuld-Sklaven wieder unter Kontrolle zu bringen. Und spätestens ab diesem Zeitpunkt wird Gold die Marke von $1.000 nachhaltig überwinden. Wann das sein wird, hängt von der Dynamik an den Bond-Märkten ab. Hinter den "Bond-Wächtern" verstecken sich ja die grössten Schuldner der U.S.A. wie China und Japan, die wegen ihrer Export-Industrie eigentlich kein Interesse daran haben könnten, dass die U.S.A. bankrott anmelden muss. Letztlich sind die U.S.-Dollar nur ein gesetzliches Zahlungs-Mittel der Vereinigten Staaten von Amerika und kein Garantie auf den weltweiten Bezug von Waren und Rohstoffen. Die U.S.-Dollar-Reserven dieser Staaten könnten sich deshalb als wertlos herausstellen (was sie bereits jetzt schon sind - aber es will nur noch keiner wahrhaben).
Die Ungeduldigen unter den Gold-Investoren müssen die derzeitige Situation einfach aussitzen, weil die Entwicklung zwangsläufig zu einem starken Anstieg des Gold-Preises führen muss. Der Zusatz-Gewinn besteht darin, dass das Gold-Kartell nicht mehr über genug Zentralbank-Gold verfügt, um die sich abzeichnende Aufwärts-Entwicklung des Gold-Preises zumindestens in "geordneten Bahnen" geschehen zu lassen.
Zurück zum Geschehen am Gold-Markt: Im asiatischen Markt startete Gold mit leicht positiven Vorzeichen, nachdem das Gold-Kartell im gestrigen Access Handel Gold zum Handelsende auf $932 drücken konnte. Der A.M. Fix kam mit $933,75 (EUR 670,94) auf diesem Niveau zustande.
Auch der Handel am Nachmittag verlief wenig spektakulär. Der P.M. Fix kam mit $935,25 (EUR 671,78) heute um $5 niedriger zustande als gestern um die gleiche Zeit. Ping-Pong eben. Die COMEX beendete den Handel ebenfalls unspektakulär bei $935,50. Auch im späten Access Handel blieb es heute ruhig.
Was dürfen wir für die nächste Woche erwarten ? Sollten das Gold-Kartell am Montag und Dienstag einen grösseren Angriff auf den Gold-Preis wagen, dann muss mit Entscheidungen der FED am Dienstag Abend gerechnet werden, die positiv für die weitere Entwicklung des Gold-Preises wären. Wenn nicht, dann kann sich das Ping-Pong Spiel auch die nächste Woche fortsetzen
www.hartgeld.com/Ziemanns-gold-news.htm
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"Selten war mehr als ein Zehntel der Bevölkerung an dem beteiligt, was man Geschichte zu nennen pflegt!" (Samhaber)