Im Skandal um die burgenländische Commerzialbank Mattersburg sollen die Malversationen weit länger als ein Jahrzehnt angedauert haben, dabei sollen Kredite und Einlagen fingiert worden sein. Laut "Standard" (Montag) soll das kleine Institut bei fünf Großbanken je 40 bis 65 Mio. Euro liegen gehabt haben, tatsächlich hätten die echten Einlagen einmal 300.000 und einmal 100.000 Euro betragen.
Bei angeblich 800 Mio. Euro Bilanzsumme im Jahr 2018 sollen die Einlagen bei Kreditinstituten wie berichtet in Summe 315 Mio. Euro betragen haben. Möglicherweise sei ein Drittel bis zur Hälfte der Bilanzsumme erfunden, die Überschuldung könne bei 400 bis 500 Mio. Euro liegen, hieß es am Samstag in den "Salzburger Nachrichten" (SN). Die "erfundenen" Einlagen bei anderen Instituten hätten das zentrale Hilfsmittel dargestellt, Saldenbestätigungen seien gefälscht worden, so der "Standard" - es gilt die Unschuldsvermutung. Der Aufsichtsrat habe nichts davon gewusst.
Zudem seien Kredite fingiert worden, um Zinseinnahmen zu suggerieren, so der "Standard". Bei existenten Krediten seien die Zinsen auf bis zu 20 Prozent hochgeschraubt worden. Es gebe den Verdacht, es seien Kredite an Kunden ungerechtfertigterweise (ohne Bonität) vergeben worden, die das Geld als Sponsoring dem Fußballclub SV Mattersburg weitergeleitet hätten. "Die Kunden gab und gibt es zwar tatsächlich, die Kredite in Millionenhöhe aber nicht", hatte am Wochenende dazu schon das "profil" geschrieben: "Einige dieser Phantomkredite waren obendrein mit bis zu 20 Prozent Effektivverzinsung versehen, wodurch das Zinsergebnis mehrerer Jahre geschönt worden sein dürfte."
Aufgeflogen sei der Schwindel im Zuge einer turnusmäßigen "Vor-Ort-Prüfung" der Commerzialbank Mattersburg durch die Oesterreichische Nationalbank (OeKB) im Auftrag der Finanzmarktaufsicht (FMA), hieß es im "profil". Die OeNB habe im März mit der Untersuchung begonnen, ehe der Lockdown den Prozess unterbrochen habe. Erst kürzlich, im Juli, sei die Prüfung wieder aufgenommen worden und habe Unglaubliches zutage gefördert.
Der Finanzaufsicht sei heuer im Wege ihrer "Whistleblower-Hotline" ein anonymer Hinweis auf Ungereimtheiten zugegangen. Laut "Standard" soll dieser im Februar auf seltsame Kredite aufmerksam gemacht haben.
www.bvz.at/burgenland/wirtschaft/...tskriminalitaet-215555430