Wer spricht hier noch Deutsch?
Pro Minute fällt im deutschen Fernsehen ein englisches Wort. Das behauptet Richard Glahn, der neben Anglistik und Amerikanistik Wirtschaftswissenschaften studiert hat und heute als Vorstandsreferent eines Maschinenbau-Unternehmens arbeitet, in seiner Doktorarbeit über den "Einfluss des Englischen auf die gesprochene deutsche Gegenwartssprache" (Peter-Lang-Verlag). Während es in der einen Sendung - zum Beispiel bei einer Volksmusik-Übertragung - recht deutsch zugeht, hagelt es in Popmusik-Shows und Jugendsendungen Anglizismen. Dazu zählt Richard Glahn nicht nur Wörter, die unverkennbar englischer Herkunft sind, sondern auch Entlehnungen, die also solche kaum noch erkannt werden. Indes: Der öffentlich-rechtliche Informationsanspruch der gebührenfinanzierten Sender gerät dort ins Wanken, wo eine große Zahl von Zuhörern sprachlich nicht mehr folgen kann. In der Werbewirtschaft hat man bereits gemerkt, dass zuviel Englisch kontraproduktiv sein kann. Doch von staatlicher Sprachlenkung hält Glahn nicht viel. In Frankreich, wo man es probiere, wüssten 98 Prozent der Bevölkerung nicht einmal die französischen Ersatzwörter für die Anglizismen. Wenn etwas Sorgen macht, dann vor allem der schleichende Verlust einer korrekten deutschen Ausdrucksweise. Sätze wie "Soviel für den Moment" oder syntaktische Brüche wie "weil ich habe heute keine Zeit" (statt: "weil ich heute keine Zeit habe") sind dafür symptomatisch. Trügerisch ist übrigens die Hoffnung, je englischer das Deutsche werde, desto leichter würden sich die Kulturen annähern. Das Englische ist aufgrund seines großen Wortschatzes und seines Reichtums an Redewendungen weit schwieriger, als es die für den internationalen Hausgebrauch zurechtgestutzten Varianten nahe legen. Deutsch-englischer Mischmasch, verächtlich auch Denglisch genannt, ist nicht der richtige Weg; das steht für Richard Glahn fest - und er wird es wohl wissen, denn er spricht neun Sprachen.
Pro Minute fällt im deutschen Fernsehen ein englisches Wort. Das behauptet Richard Glahn, der neben Anglistik und Amerikanistik Wirtschaftswissenschaften studiert hat und heute als Vorstandsreferent eines Maschinenbau-Unternehmens arbeitet, in seiner Doktorarbeit über den "Einfluss des Englischen auf die gesprochene deutsche Gegenwartssprache" (Peter-Lang-Verlag). Während es in der einen Sendung - zum Beispiel bei einer Volksmusik-Übertragung - recht deutsch zugeht, hagelt es in Popmusik-Shows und Jugendsendungen Anglizismen. Dazu zählt Richard Glahn nicht nur Wörter, die unverkennbar englischer Herkunft sind, sondern auch Entlehnungen, die also solche kaum noch erkannt werden. Indes: Der öffentlich-rechtliche Informationsanspruch der gebührenfinanzierten Sender gerät dort ins Wanken, wo eine große Zahl von Zuhörern sprachlich nicht mehr folgen kann. In der Werbewirtschaft hat man bereits gemerkt, dass zuviel Englisch kontraproduktiv sein kann. Doch von staatlicher Sprachlenkung hält Glahn nicht viel. In Frankreich, wo man es probiere, wüssten 98 Prozent der Bevölkerung nicht einmal die französischen Ersatzwörter für die Anglizismen. Wenn etwas Sorgen macht, dann vor allem der schleichende Verlust einer korrekten deutschen Ausdrucksweise. Sätze wie "Soviel für den Moment" oder syntaktische Brüche wie "weil ich habe heute keine Zeit" (statt: "weil ich heute keine Zeit habe") sind dafür symptomatisch. Trügerisch ist übrigens die Hoffnung, je englischer das Deutsche werde, desto leichter würden sich die Kulturen annähern. Das Englische ist aufgrund seines großen Wortschatzes und seines Reichtums an Redewendungen weit schwieriger, als es die für den internationalen Hausgebrauch zurechtgestutzten Varianten nahe legen. Deutsch-englischer Mischmasch, verächtlich auch Denglisch genannt, ist nicht der richtige Weg; das steht für Richard Glahn fest - und er wird es wohl wissen, denn er spricht neun Sprachen.