Das ist in mehrfacher Sicht in dieser Form nicht denkbar:
- SoftBank hat über Nikesh Arora klar geäußerst, dass es nicht an Yahoo! Assets interessiert ist. Das muss man ihm für das Bieterverfahren auch abnehmen, auch wenn ich nicht glaube, dass SoftBank grundsätzlich kein Interesse an (zumindest) Yahoo! Japan hat.
- SoftBank hat überhaupt kein Interesse daran, seinen Anteil an Alibaba herunterzufahren. Das ist auch der Grund, weshalb gerade einmal Aktien für $1 Mrd. an die beiden Fonds in Singapur verkauft wurden und der Rest entweder an Alibaba selbst gingen bzw. in diesem Sicherungsfonds geparkt werden, den man 3 Jahre nicht anfassen kann. Das alles dient dazu, die relative Beteiligung an Alibaba (ca. 30% oder mehr) am Ende der Prozesskette weiter aufrecht zu erhalten. Alibaba ist und bleibt die Möglichkeit für SoftBank, eines Tages trotz immensen Schuldenstands prächtig dazustehen, weil dieser sich alleine mit der BABA-Beteiligung gegenfinanziert und der gesamte Rest von SoftBank (aktuell ca. $80 Mrd.) tatsächlich schuldenfrei wäre. BABA-Dividenden werden über die kommeden 15 bis 20 Jahre auch diese Beteiligung vollständig von Krediten befreien und SoftBank könnte ganz am Ende der Ära Son (direkt hinter den ganz großen IT-Giganten) zu den Top10-Unternehmen weltweit gehören. Das ist (in meinen Augen) das Ziel von Masa Son: Er will der reichste Mensch auf diesem Planeten werden!
- Alibaba hat ganz klar angekündigt, dass es die kürzlich erworbenen BABA-Aktien aus dem Bestand der "Outstandig Shares" eliminieren wird. Diese Aktien stehen also für Übernahmen nicht zur Verfügung. Auch wäre Alibaba schlecht beraten, neue Aktien für eine Übernahme auf den Markt zu werfen, wie es in diesem Modell nötig wäre, weil dadurch auch die Anteile der Herren Son, Ma und Tsai verwässert werden würden. Das macht für mich also gar keinen Sinn, für die Übernahme von Yahoo! eigene Aktien in Cash zu tauschen.
- Was ich tatsächlich auch denke ist, dass Alibaba am Ende des Tages Yahoo! als Ganzes übernimmt und dafür lediglich die eigenen Cash-Reserven anzapft. Gleichzeitig wird es Yahoo!'s BABA Aktien (zumindest größtenteils) vom Markt nehmen und damit die Anteile von Son, Ma und Tsai "vergolden". Wegen der steuerlichen Situation wird Alibaba dafür nicht einmal den vollen Preis für Yahoo!'s Anteile an Alibaba und Yahoo! Japan zahlen müssen, sondern einen Abschlag zwischen 5% bis 15% an diesen Beteiligungen vornehmen können. Damit würde man nämlich komplexe Steuersparmodelle umgehen, um beim Verkauf der Anteile die sonst fälligen 38% an das US-Finanzamt einzusparen. Diesen Discount wird sich Alibaba wohl eher nicht nehmen lassen, wenn es am Ende des Tages die bei Yahoo! Inc. übrig gebliebenen Cash-Reserven sowie die asiatischen Beteiligungen übernimmt.
Es bleibt also die Frage, wie Alibaba so eine Übernahme von geschätzten $50 Mrd. ($27 Mrd. für BABA*, $9 Mrd. für Yahoo! Japan* und ca. $14 Mrd. in Cash** nach dem Verkauf von Yahoo!) stemmen will? Das ist eigentlich leicht zu beantworten, weil $14 Mrd. kommen ja direkt von Yahoo!, $10 Mrd. von SoftBank (für Yahoo! Japan) und weitere $26 Mrd. aus eigenen Mitteln, wobei man nur etwa $10 Mrd. über neue Anleihen begeben müsste, weil der Rest (plus eine eiserne Reserve) schon jetzt auf dem Konto vergammelt. Die Übernahme würde also komplett in Cash über die Bühne gehen und den Kurs von BABA innerhalb weniger Wochen um ca. 10-15% steigen lassen, weil die kompetten BABA-Aktien, die Yahoo! aktuell besitzt, vom Markt genommen werden würden. Der Beteiligungsgrad von Masa Son steigt somit wieder auf das ursprüngliche Niveau, die jetzt von SoftBank verkauften BABA-Anteile würden einen Sofortgewinn von 15% erzielen und SoftBank hätte sich für lau (im Rahmen eines zwischenzeitlichen "Geldtauschgeschäfts") Yahoo! Japan als Ganzes unter den Nagel gerissen. Die (relativen Anteile) von Ma und Tsai würden entsprechend auch steigen und ihre heutigen Beteiligungen wären obendrein auch noch absolut mehr wert! Es gäbe in dieser Konstellation (fast) nur Gewinner, weil selbst die Banken (durch die neuen Anleihen) ordentlich daran verdienen würden. Die einzigen Verlierer sind die Yahoo!-Aktionäre, die sich im Laufe der Jahre eine 47,5%-Beteiligung an Alibaba für einen Apfel und ein Ei haben wegnehmen lassen.
* 10% Abschlag auf heutigen Wert wegen der erzielten Steuerersparnis
** aktuelle Cash-Reserven + $9 Mrd. durch den Verkauf von Yahoo! Core