Dass das Leverage das "Kokain der Finanzmärkte" ist, dieses düfte hinlänglich bekannt sein. Die Spekulation mit großem Kredithebel kann exorbitante Gewinne einbringen, wenn die Marktrichtung sich entsprechend der Richtung der Spekulation bewegt. Jedoch ist auch klar, dass der Hebel, wenn er ins Gegenteil umschlägt, schnell zu sich massiv auftürmenden Verlusten führen kann, wenn eben die Spekulation entgegen der Marktbewegung läuft. Der Leverage-Effekt wirkt dabei nämlich auch wie ein Turbolader nach unten. Bei geringen Eigenkapitalquoten genügt schon ein Markteinbruch von wenigen Prozenten, um Spekulanten bzw. Schuldner in die Überschuldung oder auch Bankrott zu treiben. Ein Spiel, welches in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten schon so einige Male zu beobachten war.
Carl Icahn, Milliardär und äußerst umtriebiger Investor, sieht den übergroßen Fremdkapitalhebel (Leverage) vieler Finanzvehikel als die große Gefahr für den US-Aktienmarkt an. (hört, hört) Der verlustreiche 5. Februar habe deutlichst aufgezeigt, dass diese hochgehebelten Finanzvehikel bei einer stärker einsetzenden Marktschwäche sofort verkaufen müssen, um ihre Verluste zu begrenzen. Somit kommt es zu einem massiven Deleveraging in einen fallenden Markt hinein, was die Abwärtsentwicklung dann noch erheblich beschleunigt.
Allerdings, so Carl Icahn gegenüber dem US-Sender CNBC, sei es noch zu früh, um die Alarmglocke zu betätigen. Die US-Aktienmärkte werden wahrscheinlich nunmehr einen "Bounce Back" vollziehen, wobei der Warnschuss vom 5. Februar nicht in Vergessenheit geraten sollte, denn dieser sollte durchaus auch als ein Art Vorbote verstanden werden. Eines Tages könnten ähnliche Vorkommnisse zu einer veritablen Krise führen, welche in ihrem Ausmaß die Ereignisse von 1929 übertreffen könnten, so Carl Icahn. Wenn Icahn hier also Recht behalten sollte, so dürfen wir an dieser Stelle attestieren, dass bislang weder die Regulatoren, noch die Geldpolitik, noch der Finanzsektor sich als lernfähig erwiesen haben.
"Icahn: The market will one day 'implode' because of these wacky funds using so much leverage"
There are too many exotic, leveraged products and one day these securities are going to blow up the market, Carl Icahn tells CNBC.
The billionaire investor says, "The market itself is way over-leveraged," and at some point could "implode."
But for now, he believes, "This thing will probably bounce back."
The market is a "casino on steroids" with all these exchange-traded funds and exchange-traded notes, he said.
These funds, especially the leveraged ones, are the "fault lines" that will eventually lead to an earthquake on Wall Street, he said. "These are just the beginnings of a rumbling."
www.cnbc.com/2018/02/06/...-market-is-a-rumbling-warning.html
Leverage und Wirkungsweise, von Daniel Stelter kurz anschaulich erklärt:
Nehmen wir ein Rechenbeispiel: Wenn ein Vermögenswert (zum Beispiel eine Aktie), den Sie für 1000 Euro kaufen, 100 Euro jährlichen Ertrag abwirft, verzinst sich Ihr Einsatz dort mit 10 Prozent. Wenn Sie sich die Hälfte des Kaufpreises zu einem Zinssatz von der Hälfte seiner Rendite, nämlich fünf Prozent, leihen können, steigt die Rendite auf Ihren Kapitaleinsatz schon auf 15 Prozent - weil der Kredit Sie nur 25 Euro kostet, Sie aber doppelt so viel einsetzen können. Das nennt man salopp „hebeln“.
Wenn Sie nun auch noch, wie die Hedgefonds und Banken, stärker hebeln konnten, also etwa 800 Euro zu fünf Prozent leihen, stieg Ihre Rendite schon auf 30 Prozent. Zugleich konnten Sie ja insgesamt mehr Aktien kaufen und so die Preise nach oben treiben. Solange die Rendite des Vermögensgegenstandes über den Zinskosten liegt, lohnt sich das. Stellen Sie sich doch nur mal vor, wo die Immobilienpreise in Deutschland lägen, hätten wir ein Zinsniveau von 8 Prozent. Sicherlich nicht auf heutigem Niveau!
www.wiwo.de/politik/konjunktur/...as-einkommen/10743850-3.html