FR: Herr Walter, die von Präsident Trump angekündigten Autozölle von 25 Prozent werden massive Auswirkungen auf die deutschen Hersteller haben. Wie bewerten Sie die Lage für die Automobilindustrie?
Vanyo Walter ( Robomarkets) : Die Lage ist äußerst herausfordernd. Volkswagen, BMW und Mercedes stehen vor der Wahl, entweder die gestiegenen Kosten an die Verbraucher weiterzugeben oder die Margen erheblich zu schmälern. Beide Optionen sind problematisch: Höhere Preise könnten die Nachfrage bremsen, während geringere Margen den Unternehmenserfolg belasten. Besonders kritisch ist die Situation für Hersteller, die nicht in den USA produzieren, da ein profitabler Import nahezu unmöglich wird.
FR: Welche wirtschaftlichen Folgen erwarten Sie für Europa?
Vanyo Walter: Europa wird definitiv Schaden nehmen. Laut Berechnungen von Analysten könnte der Absatz von Fahrzeugen, die aus Europa in die USA exportiert werden, um etwa 230.000 Stück pro Jahr sinken. Das würde einen Umsatzverlust von mehr als zehn Milliarden Euro bedeuten. Zudem stehen zehntausende Arbeitsplätze bei Zulieferern auf dem Spiel. Auch für die USA sind die Zölle ein zweischneidiges Schwert: Während sie kurzfristig Arbeitsplätze in der heimischen Industrie sichern könnten, verteuern sie gleichzeitig viele Vorprodukte, die auch US-Autohersteller benötigen.
FR: Gibt es Möglichkeiten, wie sich die deutschen Hersteller anpassen können?
Vanyo Walter: Einige Konzerne könnten überlegen, ihre Produktionskapazitäten in den USA auszubauen, um die Zölle zu umgehen. Volkswagen hat bereits ein Werk in Chattanooga, doch Audi und Porsche haben bisher keine eigene Fertigung dort. Allerdings ist eine solche Anpassung kurzfristig kaum realisierbar – neue Werke aufzubauen dauert Jahre. Kurzfristig könnten Hersteller versuchen, bestimmte Modelle stärker in anderen Märkten wie China oder Europa zu platzieren.
FR: Welche Rolle spielt die Politik in diesem Handelskonflikt?
Vanyo Walter: Die Politik hat eine Schlüsselrolle. Die EU wird eine Reaktion auf die Zölle vorbereiten, möglicherweise mit Gegenzöllen auf US-Produkte. Doch ein Eskalieren des Handelskonflikts wäre für beide Seiten schädlich. Die deutsche Autoindustrie setzt auf Verhandlungen zwischen der EU und den USA, um ein bilaterales Abkommen zu erreichen. Die entscheidende Frage ist, ob Trump an einer diplomatischen Lösung interessiert ist oder seinen protektionistischen Kurs weiterverfolgt.
FR: Wie sehen Sie die langfristigen Folgen für den globalen Handel?
Vanyo Walter: Sollte sich dieser Protektionismus fortsetzen, droht eine generelle Verschärfung des Handelskonflikts – nicht nur zwischen Europa und den USA, sondern auch mit anderen Handelsregionen wie China. Langfristig könnte dies zu einer Neuordnung globaler Lieferketten führen, mit vermehrter regionaler Produktion. Das wäre jedoch mit erheblichen Kosten verbunden und würde die Preise für Konsumenten weltweit steigen lassen. Eine protektionistische Handelspolitik kann kurzfristig bestimmte Industrien stützen, führt aber langfristig oft zu Wohlstandsverlusten.
FR: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Walter!
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