Rohstoff-Wochenausblick: Der “Liberation Day” hat Spuren hinterlassen

Den Ölpreis belastete zusätzlich die überraschende Ankündigung einer schnelleren Rücknahme der freiwilligen Produktionskürzungen einiger OPEC-Länder ab Mai (siehe unten). Der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent rutschte von 75 USD auf knapp unter 70 USD. Vor allem für die US-Wirtschaft, den weltweit größten Ölverbraucher, sind mit den Zöllen die Konjunkturrisiken gestiegen. Es gab aber auch positive Überraschungen: Energieimporte (sowie viele Metallimporte, siehe unten) sind von den Zöllen ausgenommen. Mit anderen Worten: Der amerikanische Konsument wird zwar durch die drohenden Einkommensverluste belastet, aber zumindest nicht durch steigende Benzinpreise. Tatsächlich ist der Crack-Spread am US-Benzinmarkt gestern deutlich zurückgegangen. Wir gehen davon aus, dass die Sorgen über die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft die Ölpreise noch eine Weile belasten werden. Schließlich relativieren sich damit auch die Befürchtungen einer Angebotsverknappung infolge einer möglichen Verschärfung der Sanktionen. In der kommenden Woche könnte zudem die US-Energiebehörde, die am Dienstag ihren neuen monatlichen Ausblick veröffentlicht, die Nachfragesorgen verstärken, sollte sie die Aussichten für die globale Ölnachfrage nach unten revidieren. Für die US-Ölproduktion erwarten wir keine größeren Anpassungen, da die US-Energiebehörde in ihren Annahmen ohnehin skeptisch für die Ölpreisentwicklung war.

Die Industriemetalle waren bereits im Vorfeld der Zollankündigung deutlich unter Druck geraten, gaben aber auch danach kräftig nach. Schließlich drohen gerade auf dem wichtigsten Absatzmarkt für Industriemetalle, China, empfindliche Wachstumseinbußen. Sollte es zu keinen Nachverhandlungen bzw. Anpassungen kommen, könnte die chinesische Wirtschaft empfindlich leiden. Da hilft es wenig, dass viele Metalle von den US-Zöllen direkt ausgenommen sind. Die Hoffnung ruht nun auf möglichen Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung. Genauso gut könnten aber auch Gegenzölle angekündigt werden. Dies wiederum dürfte die Konjunktursorgen weiter schüren. Die Richtung der Industriemetallpreise in der kommenden Woche ist damit offen.

Der Goldpreis konnte gestern nur moderat zulegen und verlor im Anschluss daran sogar deutlich (siehe unten). Dies dürfte daran liegen, dass der Preis im Vorfeld so stark gestiegen war: Schließlich wurde im ersten Quartal mit einem Plus von fast 20%25 der stärkste Preisanstieg seit 1986 verzeichnet. Wir gehen daher davon aus, dass die Luft eher raus ist und sich die Preise trotz gestiegener Konjunktur- und Inflationsrisiken – zunächst in den USA, im Falle von Gegenzöllen auch weltweit – seitwärts bewegen werden.

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