Von Sven Clausen, Zürich
Mit dem Industrieausrüster ABB fordert erstmals ein großer Konzern in Europa Pensionen in Millionenhöhe von früheren Vorstandsvorsitzenden zurück.
Joergen Centerman
Das schwedisch-schweizerische Unternehmen überraschte am Mittwoch mit der Mitteilung, die früheren Chefs Percy Barnevik und Göran Lindahl sollten zusammen umgerechnet 152 Mio. Euro zurückzahlen. Barnevik habe seit 1996 mehr als 101 Mio. Euro an Pensionen bekommen. An seinen Nachfolger Lindahl seien 57,5 Mio. Euro an Pensionen und anderen Bezügen geflossen. Das Geld wurde nach Auffassung der jetzigen Konzernführung unrechtmäßig ausgezahlt. "Der Verwaltungsrat wird eine Rückerstattung von Beträgen anstreben, die über die gängigen Verpflichtungen hinaus gezahlt wurden", sagte der ABB-Verwaltungsratsvorsitzende Jürgen Dormann, im Hauptberuf Vorstandschef des Pharmakonzerns Aventis. Dormann hatte erst Ende November Barnevik an der Spitze des Gremiums abgelöst, das etwa die Funktion eines Aufsichtsrats hat.
Der Schritt von ABB könnte den Umgang von Konzernen mit ehemaligen Vorstandschefs in Europa revolutionieren. Bislang galten die Bezüge der Pensionäre als unantastbar und wurden in der Regel nicht öffentlich gemacht. "Das hat eine absolut neue Qualität", sagte Christian Näser, Mitglied der Geschäftsleitung der Unternehmensberatung Kienbaum. Michael Kramarsch vom Vergütungsspezialisten Towers Perrin sprach von einer "absoluten Ausnahmeerscheinung".
Ende Januar hatte bereits der Aufsichtsratschef des Stahlkonzerns ThyssenKrupp, Gerhard Cromme, angekündigt, die Gehälter jedes Vorstands im Geschäftsbericht einzeln auszuweisen. Aktionäre hätten ein Recht auf mehr Transparenz. Cromme ist Mitglied des ABB-Verwaltungsrats.
Einigung angestrebt
Der Konzern teilte zur Begründung seines Schrittes mit: "Diese Zuwendungen wurden unter der Voraussetzung einer ordnungsgemäßen Zustimmung durch den Verwaltungsrat ausgezahlt. Der Verwaltungsrat hat nunmehr festgestellt, dass die Zustimmungsprozesse für diese Bezüge ungenügend waren." ABB strebe eine Einigung mit Barnevik und Lindahl an. Barnevik, lange Jahre einer der mächtigsten Manager in Schweden, widersprach. Aus seiner Sicht seien alle Zahlungen rechtmäßig erfolgt. Der amtierende ABB-Vorstandschef Jörgen Centerman lehnte jeden weiteren Kommentar ab.
Die Attacke gegen die Ex-Chefs sorgt für weitere Unruhe bei ABB, das am Mittwoch erstmals seit dem Zusammenschluss von Asea und BBC 1988 einen Verlust meldete. Bei 23,7 Mrd. Euro Umsatz betrug der Fehlbetrag 691 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte ABB noch einen Nettogewinn von 1,4 Mrd. Euro erzielt.
© 2002 Financial Times Deutschland
Mit dem Industrieausrüster ABB fordert erstmals ein großer Konzern in Europa Pensionen in Millionenhöhe von früheren Vorstandsvorsitzenden zurück.
Joergen Centerman
Das schwedisch-schweizerische Unternehmen überraschte am Mittwoch mit der Mitteilung, die früheren Chefs Percy Barnevik und Göran Lindahl sollten zusammen umgerechnet 152 Mio. Euro zurückzahlen. Barnevik habe seit 1996 mehr als 101 Mio. Euro an Pensionen bekommen. An seinen Nachfolger Lindahl seien 57,5 Mio. Euro an Pensionen und anderen Bezügen geflossen. Das Geld wurde nach Auffassung der jetzigen Konzernführung unrechtmäßig ausgezahlt. "Der Verwaltungsrat wird eine Rückerstattung von Beträgen anstreben, die über die gängigen Verpflichtungen hinaus gezahlt wurden", sagte der ABB-Verwaltungsratsvorsitzende Jürgen Dormann, im Hauptberuf Vorstandschef des Pharmakonzerns Aventis. Dormann hatte erst Ende November Barnevik an der Spitze des Gremiums abgelöst, das etwa die Funktion eines Aufsichtsrats hat.
Der Schritt von ABB könnte den Umgang von Konzernen mit ehemaligen Vorstandschefs in Europa revolutionieren. Bislang galten die Bezüge der Pensionäre als unantastbar und wurden in der Regel nicht öffentlich gemacht. "Das hat eine absolut neue Qualität", sagte Christian Näser, Mitglied der Geschäftsleitung der Unternehmensberatung Kienbaum. Michael Kramarsch vom Vergütungsspezialisten Towers Perrin sprach von einer "absoluten Ausnahmeerscheinung".
Ende Januar hatte bereits der Aufsichtsratschef des Stahlkonzerns ThyssenKrupp, Gerhard Cromme, angekündigt, die Gehälter jedes Vorstands im Geschäftsbericht einzeln auszuweisen. Aktionäre hätten ein Recht auf mehr Transparenz. Cromme ist Mitglied des ABB-Verwaltungsrats.
Einigung angestrebt
Der Konzern teilte zur Begründung seines Schrittes mit: "Diese Zuwendungen wurden unter der Voraussetzung einer ordnungsgemäßen Zustimmung durch den Verwaltungsrat ausgezahlt. Der Verwaltungsrat hat nunmehr festgestellt, dass die Zustimmungsprozesse für diese Bezüge ungenügend waren." ABB strebe eine Einigung mit Barnevik und Lindahl an. Barnevik, lange Jahre einer der mächtigsten Manager in Schweden, widersprach. Aus seiner Sicht seien alle Zahlungen rechtmäßig erfolgt. Der amtierende ABB-Vorstandschef Jörgen Centerman lehnte jeden weiteren Kommentar ab.
Die Attacke gegen die Ex-Chefs sorgt für weitere Unruhe bei ABB, das am Mittwoch erstmals seit dem Zusammenschluss von Asea und BBC 1988 einen Verlust meldete. Bei 23,7 Mrd. Euro Umsatz betrug der Fehlbetrag 691 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte ABB noch einen Nettogewinn von 1,4 Mrd. Euro erzielt.
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