Immer dieses Schubladendenken,ts,ts.
Wir sind also weltoffene, liberale Gutmenschen und argumentieren nur auf der emotionalen Ebene?
Ich habe sicher ein anderes Weltbild als Du, würde Dich jedoch trotzdem nie als konservativen, engstirnigen Schlechtmenschen bezeichnen.
Nochmal zum ursprünglichen Gegenstand des Threads.
Für mich ist der Täter wirklich arm, nicht wie bei Dir ironisch gemeint.
Wer mit vierzehn Jahren keine moralischen Werte vermittelt bekommen hat und emotional so abgestumpft ist, dass er zu so einer Tat fähig ist - ärmer gehts kaum.
Zu der Kostenfrage des "Erziehungsurlaubs" - ein Aufenthalt im Gefängnis ist in der Regel meines Wissens sogar noch teurer.
Die zitierte Aussage des Jugendlichen halte ich übrigens nicht für sehr stichhaltig. Hört sich mehr nach auswendiggelernter Entschuldigung an.
Wenn er in der Lage ist, sein Verhalten zu reflektieren und zu beurteilen, sollte er auch erkennen, dass die Erziehungsmaßnahmen keine Belohnungen sind.
Sicher müssen Kindern und Jugendlichen eindeutige Grenzen aufgezeigt werden. Gefängnisstrafen halte ich da aber für ungeeignet, genauso wie Prügel etc.. Bewirkt meist den gegenteiligen statt des erhofften Effekts.
Ansonsten noch ein paar grundsätzliche Überlegungen zu Sinn und Zweck von Gefängnisstrafen.
1) Schutz der Gemeinschaft vor Kriminellen durch zeitweisen Ausschluss aus der selbigen.
Funktioniert leider meist nur für den Zeitraum des Gefängnisaufenthalts. Die Rückfallquote ist enorm. Problematisch dabei, die schwierige Wiedereingliederung, tolle neue Bekanntschaften im Knast und so weiter.
Der Gesellschaft wird nur eine Sicherheit vorgegaukelt, die es so nicht gibt.
Die Frage ist, ob es sinnvolle Alternativen gibt, die bezahl- und praktizierbar sind, die die Gesellschaft wirkungsvoller schützen.
Gefängnisstrafen sollten m.M. nach nur ultima Ratio sein, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Bei Bagatelldelikten z.B. der Opfer-Täter-Ausgleich, wo der Straftäter direkt mit den Folgen seines Vergehens konfrontiert wird.
2) Abschreckung anderer potentieller Täter
Ebenfalls etwas problematisch, da der allergrößte Teil der Straftäter davon ausgeht, dass er nicht erwischt wird, die zu erwartende Strafe also als etwas fiktives angesehen wird.
Viele Straftaten geschehen im Affekt - auch hier ist der Gedanke der Abschreckung sinnlos.
3) Rache
Nach dem alttestamentarischen "Auge um Auge" werden dem Dieb die Hände abgehackt, der Mörder muss selber sterben.
Der Rachegedanke passt eigentlich nicht mehr in die heutige Zeit.
Schönes Wochenende
Dr. Broemme