Interessanterweise arbeiten beide auch im gleichen Thema der zellbasierten Immuntherapien ausgehend von einer DC-Vakzine bis hin zum aktuellen Thema der T-Zell Immuntherapien (CAR-T und TCR). Zudem hat Bellicum seit einem halben Jahr eine Zusammenarbeit im Gebiet der T-Zellrezeptoren (TCR) mit der ehemaligen Medigene Ausgründung Adaptimmune, die Ende des Jahres erste vorklinische Arbeiten abschliessen und dann gegebenenfalls gemeinsam in die Klinik bringen soll.
Bellicum hat im Gegensatz zu Medigene in 2014 die am weitesten fortgeschrittenen Arbeiten an Dendritischen Zellen (DC-Vakzine) nach Abschluss einer Phase II eingestellt, um sich auf andere lukrativere Methoden speziell der CAR-T und TCR T-Zelltherapie zu konzentrieren. Als Besonderheit hat man dabei frühzeitig eine Art Sicherheitsschalter eingebaut, um mögliche unerwünschte Überreaktionen der Immuntherapien, die bei anderen CAR-T Unternehmen wie Juno und Kite schon mehrfach zu Todesfällen führten, unter Kontrolle zu behalten.
Als erste Therapie und aktuell am weitesten fortgeschritten ist der Einsatz dieser Sicherheitsschalter allerdings im Umfeld von Knochenmarks-Transplantationen:
Das Bellicum Projekt BPX-501 soll die Gefahr von Abstoßungsreaktionen (Graft versus Host Disease kurz GvHD) speziell bei HSCT (Haploidentical Hematopoietic Stem Cell - Transplantationen) minimieren. HSCT sind interessant, da wegen der selten vorhandenen voll-identischen Knochenmarkspender dabei halb-identische Spender (typischerweise z.B. ein Elternteil) als Spender in Frage kommen. Die Abstoßungsreaktionen sind umso wahrscheinlicher und heftiger je mehr die Spenderzellen von den eigenen des Patienten abweichen. Um die GvHD zu vermeiden werden den Patienten die eigenen Immunzellen vor der Transplantation möglichst komplett entnommen, was aber ein erhebliches - oft tödliches - Infektionsrisiko für Patienten bedeutet, da keine körpereigene Immunabwehr mehr stattfindet und meist nicht genügend Immunzellen vom Knochenmarkspender vorhanden sind, um diese Funktion zu übernehmen.
In dieser Situation bietet BPX-501 speziell präparierte T-Zellen an, die dem Transplant hinzugegeben werden können und die Immunabwehr des Patienten unterstützten. Sollten diese modifizierten T-Zellen von BPX501 nun allerdings die körpereigenen Zellen/Organe des Patienten bzw. Spenderzellen angreifen (GvHD), können sie durch Gabe des speziellen Präparates Rimiducid selbst unschädlich gemacht werden, indem der von Bellicum in die BPX-501 T-Zellen eingebaute Sicherheitsschalter CaspaCIDe® aktiviert wird und sich diese giftig gewordenen T-Zellen dann selbst zerstören. Dieser Ansatz hat erste Erfolge bei Leukämie und anderen blutkranken Patienten gezeigt und wird aktuell in Europa in Richtung auf eine schnelle Zulassung weiterentwickelt. Damit könnte eine Einnahmequelle zur (Teil-)Finanzierung der anderen Therapien geschaffen werden.
Aktuell werden mit Spannung weitere Daten erwartet, die bei einer Bestätigung neue Hoffnung für viele Patienten bedeuten könnten, denen ein identischer Knochenmarkspender nicht zur Verfügung steht und die bisher das tödliche Risiko einer HSCT von einer möglichen dauerhaften Heilung durch eine Transplantation abgehalten hat.
Ein Erfolg hier könnte die Bellicum Sicherheitstechnik auch für andere Immuntherapien wie CAR-T und TCR (dort als GoCAR-T bzw GoTCR bezeichnet) attraktiv für Verpartnerungen (wie für TCR mit Adaptimmune) machen und Bellicum weiteres Geld in die Kasse spülen. Auch die Bellicum eigenen CAR-T (BPx-601) und TCR (BPX-701) Projekte könnten durch einen Erfolg mit BPX-501 für Verpartnerungen mit BigPharma sehr interessant werden, da eine Art von Not-Ausschalter eventuell für die Zulassung solcher Produkte erforderlich werden könnte.
Weiteres auf der Bellicum Internetseite www.bellicum.com/