News - 23.01.08 13:59
Hypo Real Estate drohen weitere Lasten
Auf die heftig gebeutelte Hypo Real Estate (HRE) könnten Analysten zufolge wegen der Krise bei den US-Kreditversicherern weitere Probleme zukommen. Das Unternehmen verfüge kaum noch über einen finanziellen Puffer, um etwaige weitere Abschreibungen aufzufangen. Die Krise bei den Monolinern könnte sich indes auf weitere deutsche Kreditinstitute ausweiten.
FRANKFURT. Sal. Oppenheim beispielsweise schätzt den Bestand abgesicherter Anleihen bei der HRE nach dem Kauf des Staatsfinanzierers Depfa auf 20 bis 25 Mrd. Euro. Bei einer Abwertung von lediglich fünf Prozent drohten rund 1,25 Mrd. Euro Wertberichtigungen, urteilt Analyst Thomas Stögner. Angesichts der angespannten Kapitalausstattung bleibe in diesem Fall fast nur noch eine Kapitalerhöhung, um eine Herabstufung der Bank durch die Rating-Agenturen zu verhindern. "Es gibt kaum noch einen Puffer für weitere Abschreibungen oder sonstige negative Effekte, die das Kapital schmälern würden", heißt es.
"Aus heutiger Sicht und unter den gegebenen Umständen sind wir selbst bei potenziellen Down-grades von Monolinern komfortabel mit der Qualität der unterliegenden Assets", erklärte die HRE am Abend. Das Institut äußerte sich jedoch nicht zur Größe des abgesicherten Portfolios, etwaigen Abschreibungen und der Option einer Kapitalerhöhung. Letztere hatte HRE-Chef Georg Funke vergangene Woche noch kategorisch ausgeschlossen. Mit 5,5 Prozent lag die Kernkapitalquote zuletzt auf einem eher niedrigen Niveau.
Hintergrund sind die Probleme bei US-Bondversicherern wie Ambac oder MBIA. Diese so genannten Monoliner verleihen ihre hohen Bonitätsnoten gegen Gebühr an Schuldner wie US-Kommunen, so dass sich diese günstiger refinanzieren können. Allerdings stößt das Modell angesichts der Finanzkrise mehr und mehr auf Skepsis. Fitch senkte vor wenigen Tagen das Ambac -Rating um zwei Stufen. Anderen Häusern droht ähnliches - mit entsprechenden Konsequenzen für die ursprünglich abgesicherten Papiere.
Kerstin Vitvar von Unicredit warnte indes vor Panikmache. Sollte es bei der HRE tatsächlich zu erneuten Wertberichtigungen kommen, dürften diese überschaubar sein: "Man sollte die Kirche im Dorf lassen." Die Aktie der Münchener war trotz möglicher neuer Risiken gestern mit einem Plus von zeitweise elf Prozent der größte Gewinner im Dax. Allerdings hatten die Papiere fast die Hälfte ihres Werts eingebüßt, nachdem die Bank die Märkte völlig überraschend mit fast 400 Mill. Euro Abschreibungen im Zuge der Finanzkrise geschockt hatte.
Betroffen von der Monoliner-Krise könnten auch die Deutsche Bank, Münchener Rück und die Allianz sein. Die drei Häuser äußerten sich gestern hierzu nicht. Allein für die Allianz rechnet Unicredit aber mit bis zu 400 Mill. Euro an Wertberichtigungen. Postbank und Commerzbank haben Marktkreisen zufolge mit rund 40 beziehungsweise knapp 80 Mill. Euro hingegen kaum kreditversicherte Anlagen in ihren Portfolios. Folglich bestehen hier kaum Bewertungsrisiken. Die Wiesbadener Aareal Bank hat nach eigenen Angaben gar keine Anlagen, die durch Monoliner abgesichert sind.
In Europa wurden in den vergangenen Jahren nach Schätzungen der Unicredit Verbriefungen im Volumen von 70 bis 75 Mrd. Dollar durch Monoliner versichert. Diese Papiere seien zum größten Teil von europäischen Finanzdienstleistern gekauft worden, schätzt UniCredit -Analyst Markus Ernst. Insgesamt dürften die Bestände, die nun durch die Krise bei den Monolinern in den Büchern europäischer Banken von Abschreibungen bedroht seien, aber deutlich größer sein. Weltweit könnten bei einer Herabstufung der Monoliner bis zu 2,5 Bill. Dollar an Schuldentitel ihre "AAA"-Bonitätsnote verlieren.
Quelle: Handelsblatt.com
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