10.07.2014 : Fundamental positiv, Kursverlauf negativ: Nachkaufen
Goldman Sachs hat heute die Aktie der Deutschen Bank von "Neutral" auf "Übergewichten" hochgestuft. Es sei die günstigste Bank in Europa und zudem der Platzhirsch im Investmentbanking. Prozessrisiken würden bestehen, seien aber durch Rücklagen bereits ausreichend berücksichtigt. Ich kann dieser Einschätzung nur zustimmen.
Heute kommen zudem Sorgen über Portugal und insbesondere die dortige Banco Espirito Santo auf, deren Eigentümerstruktur undurchsichtig ist und Aktionäre unkalkulierbare Entscheidungen seitens der Anteilseigner fürchten lässt. Gestern Abend hatte die Bank die Rückzahlung kurzfristiger Schulden verschoben, was im Interbankenhandel einem Harakiri gleich kommt. Die Aktie ist vom Handel ausgesetzt, das Institut zieht aber viele andere portugiesische Aktien mit in den Abgrund...
... und natürlich auch andere europäische Banken, wie die Deutsche Bank. Denn alle Banken betreiben einen regen Interbankenhandel miteinander, zuletzt angeregt durch den Negativzins der EZB, mit dem EZB-Chef Draghi deutlich machte, dass die Banken gefälligst miteinander handeln sollen und nicht mit der EZB. Sowohl die Aktie der Deutschen Bank, als auch die der Commerzbank befinden sich am Ende der DAX-Liste.
Gepaart mit schwachen Konjunkturdaten (Produktionsdaten) für Europa hat sich die Stimmung am heutigen Donnerstag stark eingetrübt und insbesondere die Amerikaner fragen nun laut, wieso die Rendite für portugiesische, italienische und spanische Staatsanleihen niedriger ist als die für US-Anleihen. In meinen Augen eine Systemfrage, die derzeit nur als Polemik betrachtet werden kann. Ich denke nicht, dass wir nunmehr erneut in eine Chaosphase eintreten. Politik und Notenbank haben inzwischen ein reichhaltiges Arsenal an Gegenmitteln, um gezielt Probleme zügig in den Griff zu bekommen.
Entsprechend betrachte ich den heutigen Ausverkauf als Kaufgelegenheit. Ich würde unsere spekulative Position in der Deutschen Bank heute voll machen. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass wir morgen und ggfls. auch noch Anfang nächster Woche noch niedrigere Kurse sehen werden, doch ich gehe davon aus, dass diese Korrektur eher schneller enden wird, als dass sie sich deutlich ausweitet