@Jack/#34338, schön geschrieben! Und ein Glück, dass Du auf diese Foristen auch nicht immer hörst, das wäre manchmal teuer geworden :-)
Zu Deiner „Gold-Frage“: hm, nun ja, das hat mehrere Komponenten…
Eine ökonomische: ich bin damals auf die Schnauze gefallen, weil ich Aktien halten wollte bis sie aus der Spekulationsfrist waren. Statt für 100 Euro habe ich sie dann für 6 Euro verkauft – aaaber die Steuern gespart. Tolle Wurst, gut gemacht, dlg.! Dann gibt es zigtausende Anleger, die sich später selbst anzeigen mussten weil sie ihre Anlagen in die Schweiz gebracht haben aus Angst vor der Zinsabschlagsteuer. Dazu die, die aus Angst vorm Staat, Steuern oder dem Euro sich Gold & Diamanten (von windigen Anbietern) geholt haben. Solche Strategien gingen meistens schief.
Physisches Gold kostet Dich einen bid/ask Spread und Du hast Haltekosten bzw. Vermögensrisiken (Tresor? Diebstahl? Versicherungen?). Nach der EUR-Krise in 2013 ist Gold von 1.800 auf 1.200 USD gefallen – auch dieses Risiko sollte man nicht unterschätzen.
Eine rechtliche: es könnte schlicht und einfach illegal sein, so vorzugehen. Willst Du das riskieren?
Eine moralische: irgendjemand wird und muss die Corona Zeche eines Tages bezahlen. Und ohne eine große Steuerdiskussion anfangen zu wollen: wenn WIR das nicht machen, wer dann? Wir haben zumindest so viel über, dass wir seit zig Jahren in Aktien investieren können und haben dabei wahrscheinlich alle einen guten Schnitt gemacht. In diesem Jahr haben wir evtl sogar über unsere Investments von Corona profitiert durch den „Stay Home“ Effekt. Ich bin kein Fan davon, mehr Steuern zu bezahlen, aber rein moralisch (und inhaltlich) gesehen fände ich es richtig und werde mich dagegen sicherlich nicht (mit Vermeidungsstrategien) wehren.
Letzter Gedanke: an eine Vermögenssteuer im eigentlichen Sinne glaube ich nicht – das wird zu schwierig umzusetzen sein. Was mE vorher passieren wird, sind die folgenden Schritte:
- Höhere Erbschaftssteuer
- Höherer Spitzensteuersatz
- Eine Art von „Corona-Soli“
- Aktiengewinne werden mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern sein
- Einführung einer Transaktionssteuer
@Oele, zu Deiner Frage und @stksat zu Deinem guten Posting (bin in den meisten Punkten bei Dir): schau Euch mal unsere „Babies“ Dialog & AMS an. Wer Dialog vor 5 Jahren oder AMS vor 7 Jahren gekauft hat, der hat über diesen Zeitraum rein gar nichts verdient! Soll heißen: die Idee, auch mal Gewinne mitzunehmen kann ich nur unterstützen. Das war übrigens die wichtigste Lektion in meinen Börsenleben: gestaffelt kaufen und gestaffelt verkaufen. Und die war/ist schwierig durchzuziehen, da man automatisch bei einem Teilverkauf falsch liegt. Geht’s weiter nach oben, ärgert man sich, dass man überhaupt etwas verkauft hat, geht’s nach unten, ärgert man sich, dass man nicht alles verkauft hat. Ich habe Jahre gebraucht, um das zu akzeptieren und sich diese Disziplin anzutrainieren.