Ich bin kein retail-Experte, trotzdem ein paar Stichworte:
Diese Mall-Reits/Aktien (Simon Property/MAC/Unibail-westfield/Tanger/Taubmann/Washington Prime/...) wurden vor 10 Jahren tlw. nicht als Aktien, sondern als risikoarme Dividendengaranten verstanden, die in den USA vor allem bei risikoaversen Anlegern beliebt waren. Bis ca. 2010 wurde enorm gebaut, bis ca. 2014 stiegen die meisten Kurse wegen steigender Mieten, erfolgreicher Zukäufe/Übernahmen (Marktkonzentration), niedriger Zinssätzen, allgemein steigender Kaufkraft usw. usf.
Ab 2014-2016 erlitten die Mall-Reits tlw. dramatische Kursrückgänge (wobei man bei der Analyse der Performance die Einrechnung der hohen Dividenden nicht vergessen darf), die wohl durch die "Retail-Apokalypse" erklärt werden kann:
Zahlreiche Filialen (Elektronik/Bekleidungsindustrie/...) musste nicht nur wegen der steigenden Online-Umsätze, sondern auch wegen der Monopolisierung (Wegfall kleinerer Marken; einige Große gewinnen Marktanteile, Mode) schließen. Zusätzlich gab/gibt es insbesondere in den USA (aber auch Teilen Europas) Überkapazitäten und Vorort-Malls, die Frequenz verlieren und absandeln (immer billigere Shops, Vandalismus, Tristesse,..)
Grundsätzlich halte ich die Branche trotz der niedrigen Bewertungen für hochriskant und würde vor vermeintlichen Schnäppchen warnen. Wenn eine Mall in der Zukunft nicht mehr profitabel ist (mangelnde Kundenfrequenz, Mieterwechsel, Insolvenzen, hohe Leerstand,...), dann ist sie einfach völlig wertlos. Covid wird da manches Schicksal besiegeln. Ich würde jedoch die Meinung vertreten, dass die Euroshop AG bereits vor Covid unterbewertet war und Mr Market die Unterschiede zwischen verschiedenen Mall-Reits nicht ausreichend würdigt:
1) Im Gegensatz zur USA, gibt es in Deuschland keine riesigen, menschenleeren Deadmalls.
2) Die Verkaufsfläche pro Kopf ist in Deutschland niedriger: USA: 2,3 m²/Kopf; Norwegen: 0,7m²; Deutschland: 0,17 m² (natürlich nicht 1:1 vergleichbar, die US-Suburbs begünstigen weiterhin Riesen-malls außerhalb der Stadtzentren; )
3) Die Immobilien scheinen - zumindest im Vergleich zu anderen REITs- nicht übertrieben optimistisch bewertet (Kapitalisierungszinssatz)
4) Viele Maßnahmen die andere Reits jetzt treffen werden (Reduktion LTV; Fokus auf A+ Lagen; Ausscheidung von Problem-Immobilien, Liquiditätspolster, NAV-Anpassungen), sollten bei der EuroshopAG nach meiner Hoffnugn nicht notwendig sein.