Strompreise
E.on entgehen mehr als 600 Millionen Euro
Die Regulierungsbehörde hat die Netzentgelte drastisch gesenkt. Die Verbraucher profitieren davon: Bei einer monatlichen Stromrechnung von 54 Euro müssen sie künftig rund 2,30 Euro weniger bezahlen.
Von Manfred Fischer und Daniel Wetzel
München/Berlin - Deutschlands größter Energieversorger E.on muss nach den staatlich angeordneten Gebührensenkungen bei Strom- und Gasnetzen auf Einnahmen von mehr als einer halben Mrd. Euro verzichten. Die Konzerntochter E.on Energie nannte in München eine Summe von "gut 600 Mio. Euro". Um nahezu diese Summe reduzierten sich auch die Strompreise, hieß es. Ein Vier-Personen-Haushalt mit 4000 Kilowattstunden Jahresverbrauch und einer monatlichen Stromrechnung von 54 Euro müsse künftig rund 2,30 Euro weniger bezahlen.
Die E.on Energie AG zeigte sich jedoch zuversichtlich, die Ausfälle kompensieren zu können. Wie sich dies auf die Geschäftsprognose von E.on für das laufende Jahr auswirkt, wollte der Düsseldorfer Konzern nicht sagen.
Die Bundesnetzagentur hatte die vier großen deutschen Versorger E.on, RWE, EnBW und Vattenfall Europe zu deutlichen Senkungen ihrer Gebühren verpflichtet, die sie für die Durchleitung von Strom- und Gas durch ihre Netze kassieren.
Die Netzentgelte für Strom seien im Durchschnitt um gut 13 Prozent gegenüber den beantragten Kosten gesenkt und die für Gas im Mittel um vorläufig zehn bis zwölf Prozent, sagte der Chef von E.on Energie, Johannes Teyssen. "Damit sind insgesamt gut 600 Millionen Euro der beantragten Netzkosten nicht genehmigt worden." Das Unternehmen sei sicher, den Einnahmeausfall wettmachen zu können.
Die Auswirkungen würden in den Berechnungen für das dritte Quartal und in der Prognose berücksichtigt, sagte Teyssen. Aus rechtlichen Gründen werde dazu jedoch noch nichts mitgeteilt. Der Gesamtkonzern legt am 8. November seine Zahlen für das dritte Quartal vor. E.on erwartet in diesem Jahr eine Steigerung des um Sonderfaktoren bereinigten Gewinns vor Steuern und Zinsen (Ebit) um mindestens fünf Prozent zum Vorjahreswert von 7,3 Mrd. Euro.
Deutliche Kritik an der Preisgestaltung der Stromkonzerne übte unterdessen der Präsident des Verbandes der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK), Volker Schwich. Ausdrücklich unterstütze der Verband das Vorhaben von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU), die Missbrauchsaufsicht auch auf die Stromerzeugungskosten auszudehnen. Es könne nicht angehen, so Schwich, dass eine Megawattstunde 58 Euro koste, während der Preis der Stromerzeugung bei 24 Euro für die Megawattstunde liege. Um diese Preispolitik durchzuhalten, würden die Stromkonzerne vorhandene Kapazitäten zur Stromerzeugung vorsätzlich nicht nutzen.
Während Schwich beim Strom immerhin erste Ansätze der Marktöffnung feststellte, vermisste er diese beim Erdgas noch immer. Der Gaswirtschaft sei es "wieder gelungen, den Wettbewerb um ein weiteres Jahr aufzuhalten". Trotz klarer Vorgaben im Gesetz bleibe "die Schnecke das Wappentier des Gasmarktes", von einem "wettbewerbsfördernden Gasnetzzugang" könne nach wie vor keine Rede sein.
Artikel erschienen am 26.10.2006
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