2011 konnte die US-Regierung noch mit der Lüge durchkommen, dass sich Fannie und Freddie in einer "finanziellen Todesspirale" befänden und deshalb abgewickelt werden müssten. Das ergab sich aus den Büchern, die wegen der aufgezwungenen Risikorückstellungen riesige Milliardenverluste auswiesen. D.h. zu der Zeit, als das "Todesspirale"-Argument in die Welt gesetzt wurde, um den NWS zu rechtfertigen, wussten nur Insider (u. a. bei der US-Regierung), dass in den Jahren 2012 ff. Riesengewinne zu erwarten waren, eben weil dannn die unnötigen Risikorückstellungen aufgelöst wurden.
In der Folgezeit haben FnF aus eigener Kraft 310 Mrd. $ an die US-Regierung "zurückgezahlt" bzw. zwangsabgetreten. Das sind 29 Mrd. $ mehr als die Summe aus dem ursprünglichen SPS-Kredit (190 Mrd.) und den in den Folgejahren berechneten 10-%-Wucherzinsen.
Vor diesem Hintergrund kann heute kein Politiker mehr ernsthaft behaupten bzw. lügen, dass das Geschäftsmodell von FnF nichts taugt. Vielmehr stehen US-Politiker - insbesondere Demokraten - inzwischen auf dem Standpunkt, dass FnF "alternativlos" sind. Ab jetzt gilt das TINA-Prinzip - there is no alternative. Kein Mensch spricht mehr von Abwicklung.
Stattdessen haben Politiker das Utility-Modell entwickelt, das vorsieht, dass FnF eines Tages wieder - sehr gut kapitalisiert - frei gelassen werden. Das Papier von Susan Wachter u. a. von Dez. 2020 hat eine Kapitalerhöhung und Freilassung für 2023 und 2025 auch bilanziell durchgerechnet, was zeigt, dass sich der Kongress ernsthaft mit diesem Thema befasst.
D.h. eine Freilassung wird mit ziemlicher Sicherheit irgendwann erfolgen. Auch weil FnF nicht ewig in Gefangenschaft gehalten werden können, wenn sie 20 Mrd. $ im Jahr verdienen. Die Tatsache, dass sie ihre Gewinne zur EK-Aufstockung seit 2019 einbehalten können, zeigt ja ebenfalls, dass eine Freilassung auf lange Sicht angestrebt wird. Biden hat den NWS bezeichnenderweise nicht reaktiviert. Das wird nun auch nicht mehr kommen. Der NWS ruht, bis das Soll-EK erreicht ist.
Ein Problem für den Staat ist weiterhin, dass die Bilanzsumme von FnF in Höhe von aktuell 7,2 Billionen US-Dollar nach wie vor aus der US-Staatsverschuldung rausgerechnet bleibt. Das geht nur, weil FnF pro forma noch als "private" Firmen fungieren, trotz Zwangsverwaltung. Irgendwann muss sich das "Private" auch in Gestalt einer Freilassung manifestieren, sonst kommt langfristig Erklärungsnot auf (z. B. bei den Rating-Agenturen).
Ich glaube, dass die Biden-Administration erst noch den Ausgang der wichtigsten Prozesse abwarten wird - Collins (5th Circuit), Lamberth und Fairholmes. Danach dürfte die Rechtslage hinreichend geklärt sein. Biden dürfte die Freilassung mMn noch zu seiner Amtszeit vollziehen, weil die Regierung damit ja 50 bis 100 Mrd. zusätzlichen Gewinn aus FnF rausziehen kann (über Warrants-Ausübung). Ohne Freilassung sieht die Regierung keinen Cent.
Biden dürfte es einem etwaigen Rep-Nachfolger (Wiederwahl Trumps in 2024?) kaum gönnen, diese zig Sonder-Milliarden nach eigenem Gusto auszugeben. Dieses Geld erhält diejenige Regierung, die die Freilassung betreibt - das weiß inzwischen jeder in Washington. Trumps jüngster Brief macht auch klar, dass er bei einer Wiederwahl die Freilassung forciert betreiben würde. Wenn Biden weiter "zuwartet", geht im dieses Geld durch die Lappen. Auf eins konnte man sich bisher immer verlassen: Die Geldgier der US-Regierung ;-)
Verglichen damit ist die latente Korruption Yellens durch die Wall-Street-Vorträge ein Nebenkriegsschauplatz.