Die Quantitätstheorie
Mit dem Beispiel der Lagerhausquittungen habe ich schon den Trugschluß monetärer "Inflation" demonstriert. Dieser wiederum ist auf die Quantitätstheorie des
Geldwerts zurückzuführen. Ich werde Bilgram und Levy nochmals zitieren, S. 136-137 f:
"Nach dieser Theorie hängt die Kaufkraft des $ von dem Verhältnis des Geldangebots zur Geldnachfrage ab; sie fällt, d.h. die Preise steigen, wenn das
Geldangebot vergrößert oder die Nachfrage gesenkt wird; sie steigt an, d.h. die Preise fallen, wenn die Nachfrage nach Geld gesteigert oder das Angebot
reduziert wird...
Die Annahme, daß der Wert des Geldes, wie der Wert von Waren, durch Angebot und Nachfrage danach bestimmt wird, gründet sich auf eine Analogie,
aber diese Analogie ist irrelevant. Das Geld kann nicht so behandelt werden, als ob es eine spezifische Ware wäre...
Geld ist keine spezifische Ware; sein Wesen ist das des KREDITS, wobei jedes einzelne Geldzeichen ein Kreditinstrument darstellt...
Wenn behauptet würde, daß die Schaffung neuer Schulden die Auswirkung hätte, den Wert aller vorher existierenden Schulden zu vermindern, und zwar
in dem Verhältnis, daß die alten und die neuen Schulden zusammen nur denselben Wert wie vorher die alten Schulden hätten, würde diese Behauptung
sofort als unrichtig erkannt werden. Dennoch ist die Quantitätstheorie auf dieselbe Annahme gegründet, wenn sie all jene Schuldformen betrachtet,
welche durch gemeinsames Einverständnis als Tauschmittel verfügbar gemacht werden."
Waren sind Objekte des Werts, Geld ist ein repräsentatives Symbol für Wert. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage ist ein Warengesetz. Wenn sie Wertsymbole
so behandeln, als ob sie Wertobjekte wären, machen die Ökonomen einen der naivsten Trugschlüsse überhaupt - die Verwechslung des Symbols mit seiner
Entsprechung, welche ihm die Bedeutung gibt. Da das Geld im wesentlichen ein Kreditinstrument ist, gehorcht es demselben Gesetz, welches den Wert des Kredits
bestimmt. Und der Wert des Kredits ist die Menge von Vermögen, die als geschuldet spezifiziert ist und unterscheidet sich nicht davon, wenn dem Kredit die
Sicherheit nicht fehlt.
Offensichtlich gibt es im Wesentlichen zwei Theorien zur Erklärung des Werts des Geldes - die Volumen- oder Quantitätstheorie und die Warentheorie. In der
Quantitätstheorie werden die Wertsymbole so behandelt, als ob sie entsprechende Wertgegenstände wären; in der Warentheorie werden Geldzeichen, seien es
Zertifikate, Noten oder Kontoguthaben, wie repräsentative Symbole des Werts behandelt, und da alle Symbole ihre ihnen die Bedeutung gebenden Entsprechungen
haben müssen, müssen die Wertsymbole in die entsprechenden Wertobjekte eintauschbar sein. Da der ÖKONOMISCHE WERT einer beliebigen ökonomischen
Quantität eine beliebige andere ökonomische Quantität ist, für welche sie eingetauscht wird, erhalten Wertsymbole ihren Wert von den Objekten, für welche sie
eintauschbar sind. Ein solcher Tausch kann innerhalb des Marktes durch Handel oder außerhalb des Marktes durch Einlösung bewirkt werden. Im Beispiel der
Lagerhausquittungen hing der Tauschwert der Quittungen von dem Getreide ab, welches außerhalb des Marktes zur Einlösung deponiert wurde. Die Einlösung ist
kein Handel. Dasselbe galt für die Banknoten, welche FarmerIn A in Benjamin Tucker's Beispiel ausgestellt hat. Der Wert der Noten war abhängig von dem
Marktwert des Vermögens, das als Sicherheit gepfändet wurde und gegen welches es letztlich durch einen rechtmäßigen Prozeß einlösbar war. Solche objektiven
Entsprechungen sind es, welche einem Geld-Tausch-Spiel Stabilität verleihen.
Wenn objektive Entsprechungen fehlen, kann es keinen zuverlässigen Konsens über den Wert der Dinge geben. Dies ist die letzte Korrumpierung des modernen
Geldes, das nicht einlösbar ist und keine objektive, konventionelle Werteinheit besitzt, welche als Wertbenenner benutzt werden könnte. Um dennoch überhaupt
handeln zu können, müssen die Händler reziproke Bewertungen vornehmen. Dies tun sie, indem sie versuchen, soviel Ware für ihre Zeichen zu bekommen, wie sie im
vorhergehenden Geschäft aufgaben, als sie die Zeichen bekamen. Das läßt den Wert des Geldes von subjektiven Schätzungen unmöglich vieler privater
Transaktionen abhängig werden. Das Resultat ist, daß clevere und weniger verzweifelte Händler einen unfairen Vorteil vor anderen erhalten können. Die größte
kooperative Einrichtung, die je erfunden wurde, ist zur größten Erpressungs-Einrichtung korrumpiert worden, welche je erfunden wurde.
Unser heutiges Geld ist Zwangskursgeld. Geldzeichen, welche kein anderes Versprechen beinhalten als jenes seiner Annahme zum Nennwert bei Steuerzahlungen
können keinen konventionellen Wert besitzen, es sei denn, die Einheit jenes "Nennwerts" hat eine direkte oder indirekte Beziehung mit einer Standardware. Als der
Dollar noch eine paradigmatische Einheit von 23,22 Gran Gold war, kostete die Unze Gold $20.67. Dann inflationierte ihn Franklin Roosevelt auf $35.- pro Unze,
was die paradigmatische Werteinheit 13.71 Gran (=0.888g) Gold werden ließ. Dann machte Richard Nixon daraus $42 pro Unze, was sie 11.43 Gran (=0.741g)
Gold werden ließ. Aber diese Werte sind nur nominal, denn 42 Zwangsdollar können nicht gegen eine Unze Gold eingelöst werden. Anstatt dessen ist das Geld
unter dem Einfluß von John Maynard Keynes, der theoretisierte, daß staatliches deficit spending die Nachfrage und damit das Angebot stimuliere und
Arbeitslosigkeit reduziere, so stark "inflationiert" worden, daß das Gold typischerweise zwischen $400.- und $500.- pro Unze notiert; Wenn es $480.- pro Unze
notiert, ist der Dollar ein Gran (=0.0648g) wert, selbst das jedoch ist nicht einlösbar.
Einige Ökonomen sagen, das Geld würde am Markt eingelöst. Aber eine Steuerquittung repräsentiert den Erhalt von etwas gegen nichts. Wenn dann das
Steueropfer jemand anderen dazu zwingt, etwas gegen nichts zu geben, stellt es eine Dehnung der Wortbedeutung dar, dies "Einlösung" zu nennen. Von Zwangsgeld,
welches zur Steuerzahlung angenommen wurde, wird behauptet, es sei eine Zahlung für staatliche Dienstleistungen; ökonomische Transaktionen sind aber keine
erzwungenen. Eine Steuer ist ein Zwangstransfer von etwas gegen nichts, und die wirkliche Steuer via deficit spending wird effektiv dann erhoben, wenn die
Staatsagenten das generalisierte Steuerquittungsgeld (durch Ausgeben) in Umlauf bringen. Auf diese Weise leisten die Menschen nicht nur keinen Widerstand gegen
die Besteuerung, sondern wünschen sie sogar, um zu TAUSCHMITTELN zu gelangen, obwohl sie tatsächlich nur TRANSFERMITTEL erhalten. Einmal im Jahr
werden die Steuerquittungen im Namen der Steuererhebung gesammelt, die wirkliche Besteuerung jedoch geschah das ganze Jahr über am Markt, als die
generalisierten Steuerquittungen (durch Ausgeben) in Umlauf gebracht wurden und der Staat den initialen Transfer von etwas gegen nichts erhielt.
Die ersten, welche aus dem Deficit-Geld einen Vorteil ziehen, bekommen zu den aktuellen Preisen mehr Geld. Wenn das Geld im System verteilt wird, müssen die
letzten Benutzer höhere Preise zahlen. Es scheint, als brächte alles, was durch den Staat bewirkt wird, einigen Menschen Vorteile auf Kosten von anderen. Das paßt
in den Begriff der soziativen Antagonie. Sogar friedliebende Menschen, guten Willens ihren Mitmenschen gegenüber, werden in Hobbes' Krieg aller gegen alle
gezwungen.