Was mir so einfällt:
- Sowohl bei der Holding als auch bei der Gigaset Communication GmbH sind durch Personalabbau, Senkung der Lohnkosten (Gehaltsverzicht, Mehrarbeit), IT-Optimierung und Synergie-Effekte erhebliche Einsparungen gelungen. Bei der Holding: 13 Mio (2010), 2-4 Mio. (2011), <1 Mio. (geplant 20129). Striktes Kostenmanagement wird auch auf SME übertragen.
- Mittlerweile Abbau fast aller Finanzverbindlichkeiten. Jahresfehlbetrag von 100 Mio. beruht auf Einmal-Effekten aus Umstellung des Geschäftsmodells. Nun positives EBITDA für 2010 und noch deutlicher für 1/2011. Ergebnis je Aktie um 240% gestiegen.
- Stärkung der Eigenkapitalbasis, nach Umtausch der Wandelanleihen wird sie >20% betragen.
- Telefonmarkt wächst (dank BRIC-Staaten, neue Mittelschicht dort etc.); Markt für DECT-Telefone (wo Gigaset besonds engagiert ist), wächst überproportional.
- Gigaset in Deutschland unangefochtener Marktführer (40%), Konkurrenz offenbar recht kleinteilig diversifiziert mit wenig eingeführten Markennamen. Weltweit ist Gigaset nur die Nr. 3.
- Verstärkung der Geschäftsaktivitäten in den BRIC-Staaten angestrebt. Brasilien schon ganz gut (20% Marktanteil), Russland+China mittel (ca. 10%), Indien erst am Anfang
- Verkauf der alten Arques-Beteiligungen: Einen Erlös hat Gigaset offenbar nur bei der Netten GmbH erzielt, er liegt zwischen 500.000 und 4 Mio. €. Die übrigen Buden wurden zu einem "symbolischen" Preis verkauft. Wichtig sei aber, dass man da kein Geld mehr reindrücken müsse und vor allem auch die verhängnisvollen Patronatserklärungen der alten Arques für ihre liederlichen Töchter vom Tisch seien. Zwischen den Erwerbern und Gigaset und deren Organen bestünden keine Beziehungen, die die Besorgnis der Befangenheit begründen würden.
- Übernahme neuer Unternehmen: Kommt nur in Betracht, soweit Zusammenhang mit Telefonie-Kerngeschäft der Gigaset. Erster Anfang ist die Fa. SME. In beschränktem Umfang könnten weitere Zukäufe erfolgen, Focus dabei in Europa.
- Aktionärsstruktur derzeit: 100% Freefloat, nur 2 Aktionäre mit mehr als 3% Anteil (Dr. Löw und Mantra Invest, jeweils ca. 4,5%).
- Schadensersatzansprüche gegen alten Vorstand, Aufsichtsrat wegen Mismanagement werden geprüft, kommen letztlich aber nur bei strafrechtlich relevantem Verhalten in Betracht, das derzeit nicht nachweisbar ist.
- Japan-Krise derzeit ohne Einfluss auf Zulieferketten von Gigaset. Dass Konkurrenten wie Pananonic Probleme hätte, sei nicht erkennbar, da deren Produktionsstandorte oft außerhalb Japans (SO-Asien) liegen.
- Verdacht auf Kursmanipulation Mitte März (bewusstes Knock-outen von Hebelzertifikaten), wurde von Gigaset an BaFin gemeldet, die offenbar noch prüft
- Dem Vorstand gehören derzeit nur Dr. Blum (33) und Brokmann (37) an. Es wird ein drittes Vorstandsmitglied (CEO) mit einschlägiger Erfahrung im Telefonie-Geschäft gesucht. Suche war bisher schwierig, da die Bewerber häufig auf einem hohen Fixgehalt bestanden.
- Aus dem Aufsichtsrat scheiden RA Dr. Falter und Herr Prinz zu Löwenstein aus. Neu reingewählt wurden Frau Klöß, Frau Thätig (Vorstand bei der Viscardi-Bank, Ersatzmitglied) sowie Herr Lamprecht (Siemens-Manager), der sich abwesenheitsbedingt per Videobotschaft vorstellte. Er scheint über erhebliche Erfahrung gerade auf den für Gigaset interessanten BRIC-Märkten zu verfügen. Die Selbstkandidatur des Kleinaktionärs RA Weltermann (1.800 Aktien) blieb ohne Erfolg.
- Für Aktionärsschützerverbände sprachen Herr Bauer und Herr Prof. Klose. Herr Bauer hat nach eigenen Angaben selbst Gigaset-Wandelanleihen gezeichnet und wird bald Aktionär werden - was mir durchaus eine Empfehlung für die Aktie zu sein scheint.
- Dividende gibt es sicher nicht in 2011, da die vielen liquiden Mittel bei der Tochter Gigaset GmbH liegen und nicht bei der Holding. Vielleicht aber in 2012.
- Löw will mindestens die volle Wahlperiode Aufsichtsratsvorsitzender bleiben. Für die Zeit danach könne er keine Aussage treffen.
- Die TOPs wurden wie gesagt alle angenommen.
- Persönlich habe ich gegen die Entlastung der Altvorstände und Altaufsichtsräte gestimmt, da mE nicht absehbar ist, ob nicht noch Schadensersatzansprüche begründendes kriminelles Fehlverhalten ans Licht kommt. Auch habe ich gegen das Aktionsoptionsprogramm (TOP 8) gestimmt. Es ist sicher richtig, den leitenden Beschäftigten Leistungsanreize zu bieten, doch scheint mir in gewissem Umfang die Gefahr einer Verwässerung unserer Aktien zu drohen - wenn diese Befürchtung Dr. Löw auch zu zerstreuen suchte.
- Gegen die Vorschläge des Vorstand ist freilich kaum anzukommen. Das Subtraktionsverfahren ist aus meiner Sicht ein Skandal: Wer keinen Zettel abgibt - sei es weil er nicht durchblickt, nach Hause oder zum üppigen, im Foyer wartenden Mittagessen will - der zählt nicht etwa als "Enthaltung", sondern er wird so behandelt, als hätte er den Vorschlägen des Vorstands zugestimmt.