Naja, das ist natürlich alles relativ zu betrachten. Vom Top ist HelloFresh 68% gefallen, Delivery Hero selbst nach dieser kurzfristigen Mini-Erholung fast 80%. Dazu traden die beiden DAX-Kollegen Delivery Hero und Zalando sogar unter ihren vor-Corona Kursen, was bei HelloFresh noch lange nicht der Fall ist. Der Markt scheint also zumindest begriffen zu haben, dass HelloFresh die Pandemie effektiv genutzt hat wie kein zweites Unternehmen, lediglich Zoom ist mir bekannt, die die Jahre 2020 und 2021 noch besser nutzen konnten.
Die Analysten kann man im Übrigen getrost ignorieren. Wir sehen doch, wie die Kursziele begründet werden und können entsprechend einordnen, ob man diesen Beachtung schenken sollte oder eben nicht. Wenn Marcus Diebel nach den Quartalszahlen sein Kursziel von 37 auf 47 erhöht, nur um dann einen Monat später das Ziel ohne neue News auf 40 zu senken mit der Begründung, dass Verschuldung innerhalb der Branche als Ganzes ein Problem sei, dann ist natürlich gaga. HelloFresh hat sogar genug Kohle um Aktien zurückzukaufen. Wenn er auf einmal anfängt sich Gedanken über Schulden innerhalb der Lieferanten-Branche zu machen, dann wäre das logischere Fazit das Kursziel von HelloFresh zu erhöhen, da wohl eher die Konkurrenz (die ja eigentlich gar keine direkte ist, da anderer Fokus und anderes Geschäftsmodell) ins Straucheln geraten wird und HelloFresh als einziger finanziell robuster Akteur dann natürlich von der Schwäche der Konkurrenten gegebenenfalls profitieren könnte.
Von Bernstein brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Über Profitabilitäts-Probleme in der Branche zu sinnieren und deshalb dann ein Ranking rauszugeben, bei dem HelloFresh an letzter Stelle hinter Ocado, JustEat (die in New York gerade Unmengen Kohle verbrennen), Delivery Hero usw. steht, ist an Absurdität kaum zu überbieten.
Vor allem finde ich es interessant, dass sowohl Diebel als auch Woods immer die reinen Essenslieferanten wie Delivery Hero oder JustEat als so viel spannender und zukunftsträchtiger einordnen als HelloFresh. Absolut egal, dass genau diese in einem darwinistischen Wettbewerb des Geldverbrennens mit niedrigen Eintrittsbarrieren miteinander stehen und HelloFresh hingegen quasi konkurrenzlos mittlerweile ist und in Ruhe sich seine eigenen Märkte durch neue Verticals und Expansion in neue Länder erschaffen kann. Aber sei es drum. Am Ende des Tages handelt es sich um eine gute Gelegenheit für uns. Wenn die Analysten unbedingt dafür sorgen wollen, dass mir die Leute da draußen HelloFresh für unter 30€ bereit sind zu verkaufen, dann nehm ich dieses Geschenk sehr gerne an.