Terroristenfahndung
Tschechien dementiert Atta-Treffen mit Irak-Spion
Neuer Tiefschlag für US-Präsident Bush: Der tschechische Präsident Havel teilte den Amerikanern mit, dass es keinerlei Indizien für ein Treffen des Todes-Piloten Atta mit einem irakischen Spion in Prag gebe. Bushs Argumentationskette, die eine Verbindung zwischen al-Qaida und dem Irak beweisen soll, wird immer löchriger.
AP
Mohammed Atta war nur einmal in Prag, um billig in die USA zu fliegen
Prag/Washington - Mittlerweile hat der tschechische Präsident Vaclav Havel der amerikanischen Seite in einer vertraulichen Note berichtet, dass die örtlichen Behörden keinerlei Hinweise auf ein solches Treffen haben. Laut einem Bericht der "New York Times" berichtete der tschechische Staatschef in dem Schreiben, dass es trotz monatelanger Recherchen seiner Fahnder keinen Zweifel gebe, dass der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge in den USA sich nie mit dem irakischen Geheimdienstoffizier Ahmad al-Ani in Prag getroffen habe.
Für die USA ist die neue Wendung ein Rückschlag bei der Suche nach Argumenten für einen kriegerischen Einsatz im Irak. Denn die US-Geheimdienste versuchen seit Monaten zu beweisen, dass das Terror-Netz al-Qaida direkte Verbindungen zum Irak unterhielt und der Irak möglicherweise auch an den Planungen für den 11. September beteiligt war. Immer wieder hatte auch Präsident George W. Bush auf diese Verbindung hingeweisen, jedoch nie Beweise geliefert.
Dazu passte die kurz nach dem 11. September kursierende Meldung eines Treffens von Mohammed Atta und dem Irak-Spion an der Havel. Intern jedoch gestanden gegenüber der "Times" auch hohe US-Geheimdienstler ein, dass sie trotz monatelanger Recherchen keinen Beweis für das Treffen gefunden hätten. Ganz im Gegenteil: Laut US-Erkenntnissen soll Atta zu der Zeit bereits in Virginia Beach in den USA gewesen sein, um dort eine Flugschule zu besuchen.
Flug von Prag war schlicht billiger
Die ersten Berichte über das vermeintliche Treffen der beiden Männer kamen aus Tschechien selbst. Damals war berichtet worden, dass Mohammed Atta sich im April 2001 mit dem irakischen Spion al-Ani getroffen habe, der als Mitarbeiter der irakischen Botschaft in Prag tätig ist. Die Vermutung damals war klar: Al-Ani und Atta haben über die Anschläge gesprochen. Mittlerweile jedoch ist klar, dass sich der erste Bericht über das Treffen auf die Aussage einer einzelnen Quelle aus der arabischen Szene in Prag berief. Diese Quelle hatte sich jedoch erst gemeldet, nachdem das Bild Mohammed Attas um die Welt ging. Mittlerweile gestehen tschechische Ermittler ein, dass sie mit dem Bericht voreilig waren.
Genährt wurden die Verdachtsmomente gegen den Irak damals durch Hinweise auf weitere Prag-Aufenthalte Attas. Da Atta schon vorher in verschiedenen europäischen Länder für Meetings mit anderen Komplizen unterwegs war, nahmen die Ermittler an, dass auch die Prag-Reisen diesem Zweck dienten. Mittlerweile ist jedoch von deutschen Ermittlern zu hören, dass Atta im Juni 2000 lediglich in Prag war, weil der Flug von dort aus in die USA schlicht billiger war als von Hamburg, wo er zu der Zeit lebte.
--------------------------------------------------
© SPIEGEL ONLINE 2002
Tschechien dementiert Atta-Treffen mit Irak-Spion
Neuer Tiefschlag für US-Präsident Bush: Der tschechische Präsident Havel teilte den Amerikanern mit, dass es keinerlei Indizien für ein Treffen des Todes-Piloten Atta mit einem irakischen Spion in Prag gebe. Bushs Argumentationskette, die eine Verbindung zwischen al-Qaida und dem Irak beweisen soll, wird immer löchriger.
AP
Mohammed Atta war nur einmal in Prag, um billig in die USA zu fliegen
Prag/Washington - Mittlerweile hat der tschechische Präsident Vaclav Havel der amerikanischen Seite in einer vertraulichen Note berichtet, dass die örtlichen Behörden keinerlei Hinweise auf ein solches Treffen haben. Laut einem Bericht der "New York Times" berichtete der tschechische Staatschef in dem Schreiben, dass es trotz monatelanger Recherchen seiner Fahnder keinen Zweifel gebe, dass der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge in den USA sich nie mit dem irakischen Geheimdienstoffizier Ahmad al-Ani in Prag getroffen habe.
Für die USA ist die neue Wendung ein Rückschlag bei der Suche nach Argumenten für einen kriegerischen Einsatz im Irak. Denn die US-Geheimdienste versuchen seit Monaten zu beweisen, dass das Terror-Netz al-Qaida direkte Verbindungen zum Irak unterhielt und der Irak möglicherweise auch an den Planungen für den 11. September beteiligt war. Immer wieder hatte auch Präsident George W. Bush auf diese Verbindung hingeweisen, jedoch nie Beweise geliefert.
Dazu passte die kurz nach dem 11. September kursierende Meldung eines Treffens von Mohammed Atta und dem Irak-Spion an der Havel. Intern jedoch gestanden gegenüber der "Times" auch hohe US-Geheimdienstler ein, dass sie trotz monatelanger Recherchen keinen Beweis für das Treffen gefunden hätten. Ganz im Gegenteil: Laut US-Erkenntnissen soll Atta zu der Zeit bereits in Virginia Beach in den USA gewesen sein, um dort eine Flugschule zu besuchen.
Flug von Prag war schlicht billiger
Die ersten Berichte über das vermeintliche Treffen der beiden Männer kamen aus Tschechien selbst. Damals war berichtet worden, dass Mohammed Atta sich im April 2001 mit dem irakischen Spion al-Ani getroffen habe, der als Mitarbeiter der irakischen Botschaft in Prag tätig ist. Die Vermutung damals war klar: Al-Ani und Atta haben über die Anschläge gesprochen. Mittlerweile jedoch ist klar, dass sich der erste Bericht über das Treffen auf die Aussage einer einzelnen Quelle aus der arabischen Szene in Prag berief. Diese Quelle hatte sich jedoch erst gemeldet, nachdem das Bild Mohammed Attas um die Welt ging. Mittlerweile gestehen tschechische Ermittler ein, dass sie mit dem Bericht voreilig waren.
Genährt wurden die Verdachtsmomente gegen den Irak damals durch Hinweise auf weitere Prag-Aufenthalte Attas. Da Atta schon vorher in verschiedenen europäischen Länder für Meetings mit anderen Komplizen unterwegs war, nahmen die Ermittler an, dass auch die Prag-Reisen diesem Zweck dienten. Mittlerweile ist jedoch von deutschen Ermittlern zu hören, dass Atta im Juni 2000 lediglich in Prag war, weil der Flug von dort aus in die USA schlicht billiger war als von Hamburg, wo er zu der Zeit lebte.
--------------------------------------------------
© SPIEGEL ONLINE 2002