Luxusgüter-Aktien jetzt aufbauen!
"Wer schön sein will, muss leiden." Das könnte derzeit der Leitspruch der Luxusbranche lauten. Eine unsichere Konjunkturstimmung, schwankendes Verbraucherverhalten und ein Ausbleiben der Erholung beim Tourismus haben 2002 bisher zu einem etwas schwierigen Jahr für den Sektor gemacht. Dennoch bleiben die Analysten ausnahmslos bei einer positiven Bewertung der Branche. Grund ist die sich abzeichnende Erholung im zweiten Halbjahr 2002 und die den Umständen entsprechende robuste Entwicklung seit dem 11. September.Unterschiedliche Konjunkturabhängigkeit
Das langfristige Kurspotenzial für Luxusaktien bleibt nach Analysteneinschätzung weiterhin hoch. SG Securities sieht aber noch andere Vorteile: Die relativ hohen Schranken für einen Markteintritt neuer Anbieter und das große Potenzial, das die Emerging Markets in Asien, allen voran China, bieten.Natürlich hängen Luxusmarken stark von der Konjunkturentwicklung ab, obwohl es hier innerhalb des Sektors ebenfalls Unterschiede gibt. Klassische Produkte der oberen Preissegmente, die eher mode-unabhängig sind (z.B. Lederwaren und Champagner), haben sich als konjunkturresistent erwiesen, während Produkte der mittleren und unteren Preisklasse (z.B. Modeschmuck und Kleidung "von der Stange") konjunktursensitiver sind.
Bei ihrer Konjunkturbewertung blickt die Branche einmal in die USA, zum anderen nach Europa. Die WestLB Panmure unterstreicht, dass die Frühindikatoren im ersten Halbjahr auf beiden Seiten des Atlantiks die Erwartungen übertroffen haben und auf eine Erholung hindeuten. Da Luxusgüter-Aktien von dieser Entwicklung stark profitieren werden, gehören sie zu den Kaufempfehlungen der Analysten. In Deutschland sei darüber hinaus eine Erholung des Konsumentenvertrauens festzustellen. Auch SG Securities sieht in den Monaten April und Mai eine Verbesserung der Verkäufe für die Branche in den USA. Da der amerikanische Markt oft globale Trends vorwegnimmt, dürfte der Sektor nach Meinung der Analysten im zweiten Halbjahr "wieder ins Rampenlicht rücken".
LVMH bleibt Nummer eins auf Aktienlaufsteg
Namen, die in Zusammenhang mit Erholungstrends immer wieder fallen, sind LVMH, die Nummer eins in der Branche und Christian Dior, durch eine Beteiligung eng mit LVMH verbunden. Kaufempfehlungen für LVMH kommen von der WestLB Panmure, Merrill Lynch und Lehman Brothers. Alle Analysten merken an, dass sich das Kostensenkungsprogramm positiv auf die Gewinne ausgewirkt hat und rechnen mit einem Anhalten dieses Trends. Nach Ansicht der West LB ist LVMH das Unternehmen, das von einer "Wiederbelebung zyklischer Konsumwerte am meisten profitieren dürfte".Merrill Lynch gesteht zwar ein, dass die Aktie nach dem EBITDA-Rückgang bei der Gucci Group um 35 Prozent im ersten Quartal ebenfalls unter Druck geraten ist, geht aber davon aus, dass sich dies ändern wird, sobald der Markt realisiert, dass die Prognosen für das Gesamtjahr bei LVMH nicht übermäßig optimistisch sind. Von einem langfristigen Wachstum bei den Franzosen geht auch Lehman Brothers aus. An der fundamentalen Situation habe sich wenig geändert und für Anleger bestehe nun eine ideale Chance, Positionen aufzubauen.
Dior steigert Retail-Umsätze
Dior hat eine Beteiligung von 42,5 Prozent an LVMH, was rund 97 Prozent seines Net Asset Values ausmacht. Damit ist das Unternehmen mit dem Luxusriesen eng verbunden. Mehrheitsaktionär bei Dior ist Financiere Agache. Kaufempfehlungen für Dior kommen von SG Securities und der französischen Bank Cheuvreux. Das wichtigste Ereignis war in den vergangenen Wochen ein Umsatzanstieg von 55 Prozent im Retail-Bereich, der rund 75 Prozent des Gesamtumsatzes von Dior ausmacht. Grund hierfür ist vor allem die Eröffnung von 10 neuen Läden seit Jahresbeginn. Zehn weitere sollen folgen und über 400 Millionen Euro in die Kasse bringen.In drei Jahren soll der Umsatz auf 800 Millionen klettern, bei einer EBIT-Marge von 20 Prozent. Weiterhin rechnet Cheuvreux mit einer Stärkung der Stellung, die Financiere Agache in dem Unternehmen hält, was zu einer willkommenen Vereinfachung der Strukturen führen würde.
Luxusgüter-Aktien im Überblick
Unternehmen | Empfehlung | Kursziel | Kommentar |
LVMH | Kaufen (WLB) * | 70 € | Belebung in Q3, positiver Effekt aus Kostensenkungen, profitiert von Belebung zyklischer Werte |
Neutral (V) ** | k. A. | aktuelle Bewertung reflektiert erwartete Gewinnverbesserung, Unsicherheiten weiter vorhanden | |
Kaufen (SG) *** | 47 € | 28 % Potenzial, einzelne Marken werden stark ausgebaut | |
Dior | Kaufen (WLB) | 54,50 € | LVt Value aus, PerformaMH-Beteilgung macht 97 % vom Net Assence stark an LVMH gekoppelt |
Kaufen (SG) | 47 € | Spekulationen über eine Übernahme durch LVMH halten an | |
Swatch | Kaufen (V) | 200 CHF | Fokussierung auf Luxussegment und damit höhere Margen, stabile Bilanzrelationen |
Kaufen (SG) | k.A. | Discount von 34 % zum Sektor, begrenzter Marktanteil in USA und Japan | |
Hugo Boss | Neutral (WLB) | 21 € | 2002 Übergangsjahr, außerordentliche Abschreibung (10 Mio. €) für Q2 wegen Inventurproblemen erwartet |
Kaufen (V) | k.A. | Kurspotenzial 25 %, gestraffte Kostenstruktur, neue Linien qualitativ hochwertiger | |
Quelle: * WestLB Panmure, ** Bank Vontobel, *** SG Securities |
Die seidene Straße des Wachstums
Während die Konjunkturerholung im Westen zweifellos wichtig für die weitere Entwicklung von Luxusgüter-Aktien ist, liegt die wahre Quelle des Wachstums allerdings in Asien. Bulgari macht hier bereits 44 Prozent seiner Umsätze, bei Hermès sind es 43 Prozent. Da ist zum einen natürlich Japan zu nennen, dessen Index für Verbrauchervertrauen beispielsweise fast identisch mit der Kursentwicklung von LVMH ist. Bear Stearns rechnet damit, dass der Inselstaat trotz gemischter Konjunkturdaten schon bald aus der Inflationsspirale ausbrechen wird. Auch würde eine Erholung in den USA japanischen Exporten einen deutlichen Antrieb geben, was sich wiederum positiv auf das Konsumverhalten in Nippon auswirken könnte.Das große Zukunftspotenzial aber liegt in China. Schon jetzt geben Reisende aus der Volksrepublik in Hong Kong mehr aus als japanische Touristen. Analysten rechnen für die kommenden Jahre mit einer wahren Explosion des chinesischen Marktes für Luxusgüter, der bis 2010 die 30 Milliarden Dollar-Marke erreichen soll. Das hat mit dem rasanten Anwachsen der chinesischen Mittelschicht zu tun, zu den in schon drei Jahren ca. 200 Millionen Menschen gehören werden. Zum Vergleich: Japans Gesamtbevölkerung liegt bei 168 Millionen und bisher werden 40 Prozent der weltweiten Luxusgüter an Japaner verkauft.