gegen Bängster:
US-Banken
Boni zum Teil höher als Gewinne
Milliardenschwere Staatshilfen einerseits, üppige Bonuszahlungen andererseits: Bei einigen staatlich gestützten US-Banken haben die Bonuszahlungen der Justiz zufolge im vergangenen Jahr die Nettogewinne überstiegen. Die Belohnungspraktiken hätten weder Hand noch Fuß, kritisierte das New Yorker Staatsanwalt Andrew Cuomo.
Zeigt wenig Verständnis für die Belohungspraxis der Banken: Der New Yorker Staatsanwalt Andrew Cuomo. Quelle: Reuters
HB NEW YORK. Neun der größten US-Banken haben vom Steuerzahler im vergangenen Jahr zusammen 175 Mrd. Dollar (123 Mrd. Euro) bekommen und zugleich insgesamt 32,6 Mrd. Dollar an Prämien ausgeschüttet, wie der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo am Donnerstag scharf kritisierte.
Bei Goldman Sachs, Morgan Stanley und JP Morgan Chase hätten die Sonderzahlungen deutlich über den Einnahmen der Institute gelegen, führte Cuomo aus. In der schwierigen Wirtschaftslage sei die Entschädigung von Bankangestellten von der Leistung der Institute losgelöst, kritisierte der Staatsanwalt, der für seine harte Haltung gegenüber den Banken bekannt ist.
Die zu den größten Verlierern der Krise zählende Citigroup etwa erhielt 45 Mrd. Dollar an direkten Hilfen. Der Staat ist dafür nun mit 34 Prozent größter Aktionär der Bank. Doch ausgerechnet sie schüttete 2008 mehr als 5,3 Mrd. Dollar an Boni aus. Und das bei einem Jahresverlust von 27,7 Milliarden Dollar. 738 Citi-Banker nahmen jeweils mehr als eine Millionen Dollar mit nach Hause. Den rein rechnerisch höchsten Bonus je Mitarbeiter zahlte ein weiteres Mal Wall-Street-Legende Goldman Sachs. Die Investmentbank schüttete im Schnitt mehr als 160 000 Dollar aus. Die insgesamt 4,8 Mrd. Dollar an Prämien waren mehr als doppelt so hoch wie der Jahresgewinn der Bank. Die Bonuszahlungen für Händler, Banker und Manager an der Wall Street können traditionell ein Vielfaches der Grundgehälter ausmachen.
Die Banken würden in guten wie in schlechten Zeiten hohe Boni zahlen, wirft der prominente Strafverfolger den Finanzhäusern in einer Untersuchung seiner Behörde vor. "Es hat weder Hand noch Fuß, wie die Banken ihre Mitarbeiter entlohnen."
Die politische Debatte um die Vergütungen der Banken läuft in den USA auf Hochtouren. Ein Sonderbeauftragter von US-Präsident Barack Obama soll Bonuszahlungen bei den vom Staat unterstützten Instituten überwachen. Das Abgeordnetenhaus berät zudem Gesetze, die der Bankenaufsicht und den Aktionären mehr Mitsprache bei Bonuszahlungen geben sollen.
"Als die Banken gut abschnitten, bezahlten sie ihre Beschäftigten gut", so Cuomos Behörde. "Und als die Banken miserabel abschnitten, wurden sie vom Steuerzahler gerettet - und die Beschäftigten wurden weiter gut bezahlt."
Cuomo ermittelt bei neun Finanzhäusern, die im Oktober vergangenen Jahres insgesamt 125 Mrd. Dollar aus Steuergeldern erhielten, um die Finanzkrise zu überstehen. Die Auszahlung von Mrd. Dollar an Prämien für Mitarbeiter defizitärer Institute hatte in den USA einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
Andrew Cuomo ist an der Wall Street ein gefürchteter Mann. Der New Yorker Generalstaatsanwalt ist eine Art Chef-Kritiker der Finanzjongleure. Er überzieht sie regelmäßig öffentlich mit Schimpf und Schande und setzt sie mit Ermittlungen unter Druck.