Von Cyrus Sanati, breakingviews.com
Die Angst vor einer Rezession hat den stark überhitzten Rohölmarkt zwar ein wenig abkühlen lassen. Aber er steckt trotzdem noch voller Übertreibungen. Die Nachfrage verlangsamt sich und das Angebot wächst weiter. Wenn genug Händler ihre optimistische Grundeinstellung ändern, dann könnte der Ölpreis absacken.Die Angst vor einer Rezession hat den stark überhitzten Rohölmarkt abkühlen lassen – ein wenig. Rohöl-Terminkontrakte sind gegenüber dem gerade erst vor drei Wochen verzeichneten Rekordstand von 100 Dollar je Barrel um bis zu 14 Prozent gesunken. Und trotzdem sind die Preise immer noch übertrieben hoch. Das Nachfragewachstum verlangsamt sich und das Angebot nimmt zu. Wenn genug Händler ihre optimistische Grundeinstellung ändern, könnte der Ölpreis absacken.
Noch vor ein paar Wochen war es schwer, auch nur einen Rohölhändler zu finden, der gegen die steigenden Kurse gewettet hätte. Das ändert sich gerade. Zwar bewegt sich die Zahl der an den Rohölterminmärkten gehandelten Kontrakte immer noch auf Rekordhöhe, aber das Zusammenspiel von Rezessionsängsten und Gewinnmitnahmen hat dazu geführt, dass einige Händler von ihren Hausse-Engagements abrücken.
In der vergangenen Woche waren die Netto-Kaufpositionen für Rohölkontrakte, die von branchenfremden Händlern gehalten wurden, an der Nymex um fünf Prozent zurückgegangen, berichtet die Commodity Futures Trading Commission. Das lässt darauf schließen, dass der Anteil der Mitspieler, die aus rein finanziellen Beweggründen auf einen Anstieg der Ölpreise gesetzt hatten, rückläufig ist. Diese Verlagerung, wenn sie auch offensichtlich geringfügig ist, trägt zu der Abschwächung der Ölpreise bei.
Diese schrittweise Abkehr von den Rekordständen könnte sich in eine panikartige Flucht verwandeln, wenn die Besorgnis über eine drohende Rezession die Händler weiterhin in Atem hält. Die Anzeichen dafür, dass der Ölpreis eigentlich niedriger sein sollte, sind mittlerweile zu stark geworden, um sie noch länger ignorieren zu können. Die jüngste Bedarfsprognose für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) weist nach unten, während das weltweite Angebot voraussichtlich zunehmen dürfte.
Die Lagerbestände in den USA füllen sich wieder, da die Raffinerien das Rohölvolumen, das sie verarbeiten, kürzen, weil die Nachfrage nach Benzin sinkt. Und die Konjunkturschwäche in den USA könnte exportzentrierte Länder wie China und Indien veranlassen, ihre Fertigung zurückzufahren, wodurch sich ihr Energieverbrauch reduzieren würde.
In der vergangenen Woche haben die Raffinerien einen gewichteten Durchschnitt von 0,56 Dollar je Barrel über den Kursen der Nymex-Futures für Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) gezahlt, das sie auf dem Spotmarkt erworben haben, berichtet Argus Media. Die hartnäckigen Optimisten nehmen das als Zeichen dafür, dass der Kurs der Futures zu niedrig ist. Aber es blitzen Signale auf, dass einige Mitglieder des ehemals ganz auf eine Hausse eingestellten Lagers endlich einsehen, dass Rohöl überbewertet ist.
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