Konzentrierte solarthermische Energie: enorme Potenziale in der MENA-Region
Besonders optimistische Szenarien, die sich mit der Entwicklung des weltweiten Marktes für solarthermische Kraftwerke (Concentrating Solar Power, kurz: CSP) beschäftigen, prognostizieren, dass unter günstigen Bedingungen sieben Prozent der Energieversorgung im Jahre 2030 mit CSP-Technologien möglich sind und dieser Anteil bis 2050 sogar auf rund 25 Prozent wachsen könnte. Moderatere Annahmen von SolarPaces, der European Solar Thermal Electricity Association (ESTELA) und Greenpeace International schätzen den gesamten Beitrag der solaren Stromerzeugung auf 3 bis 3,6 Prozent des weltweiten Energiebedarfs im Jahr 2030 und 8 bis 11,8 Prozent im Jahr 2050. Dies legt installierte Kapazitäten von 830 Gigawatt (GW) im Jahr 2050 nahe sowie einen jährlichen Neubau von bis zu 41 GW. Alles in allem könnte die Industrie akkumulierten Wachstumsraten von 17 bis 27 Prozent in den kommenden fünf bis zehn Jahren entgegensehen. MAN Ferrostaal, deutscher Industriedienstleister und solarthermischer Kraftwerksbauer, analysiert im aktuellen Solar-Report den CSP-Markt im Nahen Osten und Nordafrika (MENA).
Parabolrinnenkraftwerk (Concentrating Solar Power). Foto: MAN Ferrostaal AG; DresslerVon aktuell 430 MW auf 20 GW in zehn Jahren
Ausgehend vom Referenzszenario der Internationalen Energieagentur (IEA), dem mit Abstand konservativsten Marktausblick, könnte mit erheblich niedrigeren Wachstumsraten zu rechnen sein. Auf einer strikten „business-as-usual“-Basis mit legislativen Rahmenbedingungen, die sich nicht begünstigender auswirken als derzeitige politische Richtlinien, ohne die Verabredung und Umsetzung von verbindlichen Umweltreformen und bei anhaltend geringem Investitionsinteresse würden erneuerbare Energien kaum merklich zur Deckung des globalen Energiebedarfs beitragen.
Tatsache ist, dass die weltweit installierten CSP-Kapazitäten 2008 bei rund 430 Megawatt (MW) lagen. Aufgrund mehrerer Kraftwerksprojekte in Spanien ist abzusehen, dass vor Ende 2011 weitere Kapazitäten von rund einem Gigawatt in Betrieb gehen werden. Mittelfristig scheinen Kapazitäten von rund 20 GW bis 2020 und ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 160 Milliarden US-Dollar realistisch. „Wir alle kennen die Zahlen“, bestätigt Tom Koopmann, Senior Vice President of Solar Energy bei Ferrostaal und Fachmann für die MENA-Region. „Und wir wissen, dass die Zahlen schwanken. Den Markt im Jahr 2050 heute mit Sicherheit vorherzusagen, ist kaum mehr als eine Prophezeiung auf der Basis persönlicher Überzeugungen.“
„Dass wir kein dynamisches Wachstum haben werden, ist recht unwahrscheinlich, glauben wir. Es befinden sich bereits mehrere hundert MW in Betrieb und fast ein GW im Bau. Die angekündigten Gesamtkapazitäten, die sich momentan in der Entwicklung befinden, belaufen sich insgesamt auf rund sieben GW, wobei an diesem Punkt aber auch einige Vorsicht geboten sein muss. `In der Entwicklung´ kann auf verschiedene Weise interpretiert werden: Es könnte fast alles bedeuten, von einer Machbarkeitsstudie, die ein potenziell positives Szenario feststellt, bis hin zu einem Projekt in der Bauphase. Bei Ferrostaal verfolgen wir zahlreiche Vorhaben in den frühen Stadien der Projektentwicklung parallel, von denen dann einige zur Realisierung und zum Betrieb eines solarthermischen Kraftwerks führen. Während des Vorentwicklungsprozesses können viele Faktoren Einfluss auf die endgültige Entscheidung zur Realisierung eines Projektes nehmen.“
Prognosen und Analysen, die noch vor zwei Jahren als seriös optimistisch galten – ob kommissionierte Unternehmensstudien oder veröffentlichte Ausblicke –, so scheint es, haben den Markt unterschätzt. In Spanien zum Beispiel wurden gesetzliche Regulierungen für die erneuerbaren Energien reformiert, weil zu viele CSP-Projekte beantragt wurden - eine Situation, die potenziell zu überhöhten Subventionsausgaben hätte führen können.
CSP wird immer attraktiver
CSP-Kraftwerke verursachen sehr niedrige Betriebskosten aufgrund ihrer Brennstoffunabhängigkeit. Über 80 Prozent der Investitionskosten entfallen auf den Bau und die Kredittilgung. Das erforderliche Investment hängt ab von der Größe des Projektes, aber auch von der örtlichen Infrastruktur, der Netzanbindung und den Projektentwicklungskosten. Nicht zuletzt ist die Sonneneinstrahlung, die solare Ressource, von größter Bedeutung, da sie den Wirkungsgrad der Anlage wesentlich bestimmt.
Foto: MAN Ferrostaal AG; DresslerDamit CSP vollständig konkurrenzfähig wird, müssen die Kosten für die Erstinvestition in CSP-Kraftwerkstechnologien gesenkt und die Effizienz der Teilkomponenten erhöht werden. Unter diesem Gesichtspunkt ist festzustellen, dass sich Tendenzen, die in der Vergangenheit bei anderen Kraftwerkstechnologien beobachtet wurden, nun auch auf dem CSP-Markt vollziehen. Größer ausgelegte Anlagen, technologische Weiterentwicklungen und verbesserte Betriebseffizienz (beispielsweise durch die Implementierung von Wärmespeichern) steigern die Wirkungsgrade der Anlagen. Und die wachsende Zahl von CSP-Projekten erfordert höhere Produktionsvolumina für Komponenten sowie die damit einhergehende zunehmende Massenfertigung.
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