Die Dracula-Legende
9. Die historische Tragödie des Fürsten Vlad Tepes
Jetzt erst ist er zu seinen großen Heldentaten fähig, 1458 schlägt er ein türkisches Heer, 10.000 werden gepfählt. 1459: eine Gesandtschaft, die Tribut fordert, wird ebenfalls gepfählt. Eine Aktion unter der Führung des Beg von Nicopolis Hamza, die Vlad mit List gefangennehmen soll, mißlingt. 4.000 Türken werden rings um Tîrgoviste aufgespießt.
Doch war sein Land zu klein, um der Großmacht Paroli zu bieten. So schrieb er an mehrere Fürsten und Könige, auch an Matthias Corvin, den ungarischen König, um Verbündete zu gewinnen. Sie ließen ihn allein. Mohammed II, der Eroberer von Byzanz, greift ihn mit einem Heer von 150.000 Soldaten und vielen Schiffen auf der Donau an. Vlad hat 30.000 Mann. Er führt den ersten Guerillakrieg der Welt. Er legt Hinterhalte, attackiert bei Nacht etc. Die Osmanen ziehen erschöpft ab. Doch auch seine Kräfte sind aufgebraucht; er muß wieder nach Transsylvanien fliehen. Bruder Radu verrät ihn: wird Fürst. König Matthias Corvin verrät ihn, schickt das versprochene Heer nicht. Sein Freund und Vetter aus der Moldau, Stefan, verrät ihn, greift ihn sogar an.
Leider bleibt in den Dracula-Filmen diese wesentliche, die historische Tragödie des globalen Verrats ausgeklammert. Sie dient nur als pittoresker Hintergrund:
Schattenbilder des Kampfes, Türkensilhouetten, Krummschwerter. Pferde. /Schnitt./ Falsche Nachricht vom Tod Vlads. Und Selbstmord der Fürstin Elisabeth, da sie die falsche Nachricht glaubt. Ihr leichenblasses Gesicht. Blut um den Mund. Auf eiskalten Fliesen./ Schnitt./ Rückkehr Vlads. Vlad in seinem roten Schlachtengewand tobt, Zerstörungswut überkommt ihn in der Hauskapelle, er schleudert sein Schwert nach dem Kreuz des Hausaltars, mitten aus dem Kreuz schießt ein Blutstrom, der alles zu überschwemmen droht. /Schnitt./ Vlad schwört ab, verflucht Gott, alles sieht nach einem Teufelsbund aus. Vlad irrt in Coppolas Film alsWiedergänger und Untoter durch die Zeiten, um die verlorene Geliebte zu suchen. 500 Jahre später: Er findet Mina, Harkers Verlobte in London. Sie ähnelt der Selbstmörderin Elisabeth aufs Haar. Grauen als Liebesgeschichte. Die wiedergekehrte Geliebte Elisabeth/ Mina erlöst den Untoten durch ihre Liebe, das heißt, sie gibt ihm seinen Tod: hebt die quälende überdehnte Lebens-Zeitspanne auf: er darf durch Liebe endlich zeitlich werden, einen Moment ist er wieder im Fleisch, glüht, warm und glücklich, und stirbt, als wäre die Zeit zurückgedreht in sein ehemaliges Leben als menschliches Wesen.
Doch die viel bedeutendere Tragödie Vlads beruht auf Verrat. Keiner der vielen Filme hat den grausamen Wahnsinn der Geschichte als Irrenstück, als Verrat an der Wahrheit und am einzelnen Menschen in Schreckensbilder übersetzt.
Die Tragödie Vlads: Corvin verrät ihn, nimmt ihn auf dem Höhepunkt seiner heroischen Karriere des Abwehrkampfes gefangen, und sperrt ihn jahrelang in die finstern Verliese der Festung Visegrád unter der Donau bei Budapest.
Der Grund: 3 gefälschte Briefe, in denen Vlad dem Sultan angeblich Verhandlungen anbot, und sich ihm unterwerfen wollte, also ein Verräter war, wurden (möglicherweise) von den Sachsenstädten dem ungarischen König zugespielt. Corvin schickt dem Papst über den Legaten Modrussa eine Kopie der gefälschten Briefe. Und eine Reihe der kursierenden verleumderischen Gerüchte über den "Wütrich". Denn der Ungar muß sich sowohl dem Papst als auch den Venezianern gegenüber rechtfertigen, warum er den großen Türkenkämpfer ausgerechnet jetzt gefangennimmt, obwohl er Geld für den Türkenfeldzug erhalten hat:
Diese Flugschriften sind der Beginn der schriftlichen Dracula-Legende, Pius II publiziert sie in seinen Comentarii. Hier sind alle Motive der deutschen Chroniken über den "Wüterich" Vlad aufgeführt.
"Ein wunderliche vnd erschröckliche History von einem grossen wüterich genannt Dracol Wayda. Der do so gar unchristeliche marter hat angelegt de menschen als mit spissen. auch die leute zu tod geschliffen."
Währenddessen ist Vlad im Finstern eingemauert, sich selbst und seinem Körper ausgeliefert... Zeitticken, einsamer Herzschlag, alptraumartig, zeitlos. Finsternis und eine Unmenge von Ratten, der feuchte fade Erd- und Donaugeruch ... Und draußen sind die Verleumder am Werk. Flugblätter im Auftrag des ungarischen Hofes zu Buda geschrieben, seinen "Teufelsnamen" "Dracul" zu verbreiten, so in der Histori von dem posen Dracol der vil wunders vnd vbels begangen hat. –
Einige Jahre später. Vlad lebt wieder frei in Buda. Dann neue Schlachten, den Thron wiederzugewinnen. Doch er ist müde, zu Tode erschöpft, und er fällt im Kampf. Sein Kopf kommt nach Tzarigrad. Der arg zugerichtete und zerstückelte Körper angeblich nach Snagov, ein Grabmal ohne Namen. Wirklich ein Untoter, denn – das Grab, wie wir sahen, als es geöffnet wurde, war leer, und Vlad seither ein Phantom?
9. Die historische Tragödie des Fürsten Vlad Tepes
Jetzt erst ist er zu seinen großen Heldentaten fähig, 1458 schlägt er ein türkisches Heer, 10.000 werden gepfählt. 1459: eine Gesandtschaft, die Tribut fordert, wird ebenfalls gepfählt. Eine Aktion unter der Führung des Beg von Nicopolis Hamza, die Vlad mit List gefangennehmen soll, mißlingt. 4.000 Türken werden rings um Tîrgoviste aufgespießt.
Doch war sein Land zu klein, um der Großmacht Paroli zu bieten. So schrieb er an mehrere Fürsten und Könige, auch an Matthias Corvin, den ungarischen König, um Verbündete zu gewinnen. Sie ließen ihn allein. Mohammed II, der Eroberer von Byzanz, greift ihn mit einem Heer von 150.000 Soldaten und vielen Schiffen auf der Donau an. Vlad hat 30.000 Mann. Er führt den ersten Guerillakrieg der Welt. Er legt Hinterhalte, attackiert bei Nacht etc. Die Osmanen ziehen erschöpft ab. Doch auch seine Kräfte sind aufgebraucht; er muß wieder nach Transsylvanien fliehen. Bruder Radu verrät ihn: wird Fürst. König Matthias Corvin verrät ihn, schickt das versprochene Heer nicht. Sein Freund und Vetter aus der Moldau, Stefan, verrät ihn, greift ihn sogar an.
Leider bleibt in den Dracula-Filmen diese wesentliche, die historische Tragödie des globalen Verrats ausgeklammert. Sie dient nur als pittoresker Hintergrund:
Schattenbilder des Kampfes, Türkensilhouetten, Krummschwerter. Pferde. /Schnitt./ Falsche Nachricht vom Tod Vlads. Und Selbstmord der Fürstin Elisabeth, da sie die falsche Nachricht glaubt. Ihr leichenblasses Gesicht. Blut um den Mund. Auf eiskalten Fliesen./ Schnitt./ Rückkehr Vlads. Vlad in seinem roten Schlachtengewand tobt, Zerstörungswut überkommt ihn in der Hauskapelle, er schleudert sein Schwert nach dem Kreuz des Hausaltars, mitten aus dem Kreuz schießt ein Blutstrom, der alles zu überschwemmen droht. /Schnitt./ Vlad schwört ab, verflucht Gott, alles sieht nach einem Teufelsbund aus. Vlad irrt in Coppolas Film alsWiedergänger und Untoter durch die Zeiten, um die verlorene Geliebte zu suchen. 500 Jahre später: Er findet Mina, Harkers Verlobte in London. Sie ähnelt der Selbstmörderin Elisabeth aufs Haar. Grauen als Liebesgeschichte. Die wiedergekehrte Geliebte Elisabeth/ Mina erlöst den Untoten durch ihre Liebe, das heißt, sie gibt ihm seinen Tod: hebt die quälende überdehnte Lebens-Zeitspanne auf: er darf durch Liebe endlich zeitlich werden, einen Moment ist er wieder im Fleisch, glüht, warm und glücklich, und stirbt, als wäre die Zeit zurückgedreht in sein ehemaliges Leben als menschliches Wesen.
Doch die viel bedeutendere Tragödie Vlads beruht auf Verrat. Keiner der vielen Filme hat den grausamen Wahnsinn der Geschichte als Irrenstück, als Verrat an der Wahrheit und am einzelnen Menschen in Schreckensbilder übersetzt.
Die Tragödie Vlads: Corvin verrät ihn, nimmt ihn auf dem Höhepunkt seiner heroischen Karriere des Abwehrkampfes gefangen, und sperrt ihn jahrelang in die finstern Verliese der Festung Visegrád unter der Donau bei Budapest.
Der Grund: 3 gefälschte Briefe, in denen Vlad dem Sultan angeblich Verhandlungen anbot, und sich ihm unterwerfen wollte, also ein Verräter war, wurden (möglicherweise) von den Sachsenstädten dem ungarischen König zugespielt. Corvin schickt dem Papst über den Legaten Modrussa eine Kopie der gefälschten Briefe. Und eine Reihe der kursierenden verleumderischen Gerüchte über den "Wütrich". Denn der Ungar muß sich sowohl dem Papst als auch den Venezianern gegenüber rechtfertigen, warum er den großen Türkenkämpfer ausgerechnet jetzt gefangennimmt, obwohl er Geld für den Türkenfeldzug erhalten hat:
Diese Flugschriften sind der Beginn der schriftlichen Dracula-Legende, Pius II publiziert sie in seinen Comentarii. Hier sind alle Motive der deutschen Chroniken über den "Wüterich" Vlad aufgeführt.
"Ein wunderliche vnd erschröckliche History von einem grossen wüterich genannt Dracol Wayda. Der do so gar unchristeliche marter hat angelegt de menschen als mit spissen. auch die leute zu tod geschliffen."
Währenddessen ist Vlad im Finstern eingemauert, sich selbst und seinem Körper ausgeliefert... Zeitticken, einsamer Herzschlag, alptraumartig, zeitlos. Finsternis und eine Unmenge von Ratten, der feuchte fade Erd- und Donaugeruch ... Und draußen sind die Verleumder am Werk. Flugblätter im Auftrag des ungarischen Hofes zu Buda geschrieben, seinen "Teufelsnamen" "Dracul" zu verbreiten, so in der Histori von dem posen Dracol der vil wunders vnd vbels begangen hat. –
Einige Jahre später. Vlad lebt wieder frei in Buda. Dann neue Schlachten, den Thron wiederzugewinnen. Doch er ist müde, zu Tode erschöpft, und er fällt im Kampf. Sein Kopf kommt nach Tzarigrad. Der arg zugerichtete und zerstückelte Körper angeblich nach Snagov, ein Grabmal ohne Namen. Wirklich ein Untoter, denn – das Grab, wie wir sahen, als es geöffnet wurde, war leer, und Vlad seither ein Phantom?