Der Ölpreis ist kollabiert, und dennoch weigert sich der Platzhirsch der OPEC, Saudi-Arabien, die Produktion zu kürzen. Warum? Einerseits weil die Scheichs wissen, dass eine Kürzung wenig Sinn macht, solange sich das Angebot durch Produktionssteigerungen erhöht. Aber es gibt dafür auch historische Gründe, die noch tief im Gedächtnis der Saudis verankert sind.
Blicken wir zurück auf das Jahr 1986. Damals kam der Ölpreis stark unter Druck und fiel zwischen November 1985 und April 1986 von 31 Dollar auf knappp unter 10 Dollar. Die Saudis beschlossen, die Produktion zu kürzen – mit der Folge, dass der Ölpreis, wenngleich langsam, wieder stieg. Lange Zeit aber blieb der Preis für das schwarze Gold auf niedrigem Niveau, erst zur Jahrtausendwende wurde Öl wieder signifikant teurer:
Was aber wäre passiert, wenn die Saudis schon in den 80er-Jahren den Preis weiter hätten fallen lassen? Zu Beginn der 1970er-Jahre intensivierte sich die Produktion von Nordseeöl, auch als Reaktion auf die Massnahmen der OPEC (Öl-Krise). Bei einem tieferen Preis aber für Öl wären wesentlich weniger Investitionen in neue Nordseeprojekte erfolgt, sodass die Produktionskürzung durch die Saudis den Effekt hatte, die Nordseeöl-Industrie erst gross zu machen.
Ähnliches gilt für die amerikanische Shale-Industrie: zwischen 2011 und 2013, als der Ölpreis durchschnittlich bei 95 Dollar lag, erfolgten massive Investitionen in die amerikanische Shale-Industrie. Das Ergebnis ist bekannt – inzwischen produzieren die USA mehr Öl als Saudi-Arabien. Hohe Preise führen zu Investitionen in neue Projekte, sodass das Angebit erhöht wird.
Die Saudis aber haben ihre Lektion aus den 80er-Jahren gelernt: sie haben verstaanden, dass sie damals ihre Nerven verloren hatten mit dem Versuch, die Preise wieder nach oben zu hieven. Dadurch haben sie sich eine Konkurrenz herangezüchtet, die ihnen jetzt gefährlich wird: zuerst die Nordseeöl-Industrie, dann die Shale-Industrie in den USA. Das ist der Grund, warum Saudi-Arabien und die anderen arabischen OPEC-Mitglieder diesen Fehler nicht noch einmal machen wollen. Und das bedeutet, dass der Ölpreis vermutlich auf Jahre niedrig bleiben wird.