sorry, hier ist die Stimmung so schlecht, dass es fast schon ein Kontraindikator sein könnte.
ein User auf WO hat die Fragen/Antworten von der letzten HV zusammengefasst, möchte dies hier zur Einschätzung teilen:
Mitschrieb von der H24 - HV
Hallo,
So jetzt habe ich endlich den Mitschrieb fertig.
1. Die Vorstandsrede ist im HV-Portal abgelegt:
www.home24.com/download/companies/homevierundzwanzig…
2. Die Beantwortung von Fragen
Es wurden Fragen von der DSW und der SDK eingereicht
Hier der Mitschrieb zum Q&A Teil. Teilweise wurden Fragen und Antworten gekürzt. Für den Inhalt und die korrekte Widergabe der Fragen und Antworten übernehme ich keine Gewähr.
Fragen der DSW an den Vorstand:
Frage 1: Selbst im 1. Quartal 2021 als E-Commerce stark von Corona profitierte konnte Home24 lediglich auf bereinigter Basis einen Gewinn ausweisen. Nun sehen wir die Rückkehr zur Normalität und die bereinigte EBITDA-Marge ist in Q1 2022 wieder klar negativ – vom Nachsteuerergebnis ganz zu schweigen. Ist das nicht ein Hinweis darauf, dass das Geschäftsmodell strukturell nicht profitabel sein könnte?
Antwort - Marc Appelhoff (CEO): Dieser Rückschluss ist unserer Meinung nicht korrekt. Für 2021 hatten wir, wie in der Rede ausgeführt das klare Ziel kommuniziert auf bereinigter Basis ein positives EBITDA zu erzielen und den sonstigen Deckungsbeitrag in Wachstum zu investieren. Das haben wir im Rahmen unserer Wachstumsstrategie immer klar kommuniziert die sich an den Gegebenheiten des Onlinehandels ausgerichtet hat. Daher stand im vergangenen Geschäftsjahr Wachstum an oberster Stelle und wir haben das Ergebnis entsprechend gesteuert. Natürlich befinden wir uns, wie auch der Wettbewerb, in einem schwierigeren Marktumfeld als noch vor einem Jahr. So belasten gestiegene Containerkosten und Einkaufspreise für Waren im Jahresvergleich die Marge und die Ukraine Krise sowie Inflationssorgen die Konsumentenstimmung. An dieses veränderte Marktumfeld passen wir uns an – auch kostenseitig. Mit dem Ziel das bereinigte Ergebnis in diesem Jahr – wie in der Guidance kommuniziert – auf 1-5% zu verbessern.
Frage Nr. 2: Wann wird Home24 nach ihrer Planung einen nachhaltigen Break Even erreichen – gemessen am Cashflow, bereinigtem EBITDA und unbereinigtem Ergebnis nach Steuern und wird H24 auf dem Weg zum Break Even zusätzliches Eigen- oder Fremdkapital aufnehmen müssen oder kann der Break Even mit der bisherigen Kapitalausstattung – also quasi aus eigener Kraft erreicht werden?
Antwort Marc Appelhoff: Wir haben das zweite Jahr in Folge mit einem positiven bereinigten EBITDA abgeschlossen. Wie gerade erwähnt ist für 2022 eine weitere Verbesserung der EBITDA-Marge auf 1-5% geplant. Diese Verbesserung wird sich positiv auf den Free Cashflow und das Ergebnis nach Steuern auswirken. Unterstützt wird diese positive Entwicklung durch die Butlers Akquisition. Butlers als relativer Baustein der H24 Gruppe weist trotz negativer Beeinträchtigung während der Corona Pandemie der letzten zwei Jahre schon jetzt ein positives Ergebnis nach Steuern aus.
Bezüglich der Kapitalausstattung: Wir haben derzeit viel Kapital in unserem Working Capital gebunden – insbesondere in unseren Vorräten. Diese sind aufgrund der Unsicherheiten in den globalen Lieferketten und der schwer prognostizierbaren Nachfrage deutlich erhöht und über dem, für das aktuelle Umsatzniveau notwendigen, Zielwerten. Entsprechend besteht gerade in einem optimierten Working Capital ein zusätzliches Liquiditätspotenzial für die Gruppe. Neben der Innenfinanzierung hat H24 unterschiedliche Optionen für Liquidität um diese weiter zu stärken. Gleichzeitig sehen wir die Steigerung der Profitabilität auf dem Weg zu einem vollwertigen Cashflow Break Even als das klar dominierende Unternehmensziel ggü. weiteren Umsatzsteigerungen an.
Frage 3: Wie läuft die operative Integration von Butlers in die H24 Gruppe und wann sollen welche Synergien gehoben werden.
Antwort Marc Appelhoff: Die Integration verläuft sehr gut seit dem Closing am ersten April. Butlers sorgte auf den H24 Webseiten schon jetzt für relevante Umsätze und wird von unseren Kunden sehr gut angenommen. Ausgewählte Eigenmarken gehen zeitnah auch bei Butlers im Sortiment live. Gleichzeitig konnten wir die erste gemeinsame Filiale in Berlin eröffnen – ohne zusätzliche Mietzahlung. Hier bekommen Butlers Kunden im Erdgeschoss die gewohnte „Butlers Liebe“ zur Einrichtung des eigenen Zuhauses präsentiert. Gleichzeitig wird im ersten Stock getreu des Mottos „Zusammen wird’s ein Zuhause“ Kunden die passenden Möbelstücke insbesondere der H24 Eigenmarke präsentiert. Bisher sehen wir genau das gewünschte Ergebnis – viele neugierige Kunden die neben der Marke Butlers die Marke H24 kennen und schätzen lernen. Weitere Projekte sind in Planung – sowohl in Bezug auf Sortimente über gemeinsame Marketingkampagnen und natürlich insbesondere in Bezug auf die kombinierten Filialaktivitäten um die Online Marke H24 den Offline Kunden von Butlers zugänglicher zu machen. Insbesondere von einem gemeinsamen Kundenclub der noch dieses Jahr live gehen soll versprechen wir uns diesbezüglich viel.
Frage 4: In der Unternehmensmeldung vom 11.05.2022 nennen Sie als ein Eckpfeiler des Geschäftsmodells die Aufstockung der Lagerbestände. Wie sehen sie die damit verbundenen Abschreibungsrisiken?
Antwort Marc Appelhoff: H24 verkauft mit Ausnahme von Lampen oder Gartenmöbel keine Saisonware. Auch gibt es nur schwächer ausgeprägte kurzfristige Trends im Möbel und Einrichtungsmarkt als z.B. in der Modeindustrie. Ware die bei H24 im Lager landet ist im Wesentlichen abgeleitet von Bestsellern, sodass die Abschreibungsrisiken überschaubar sind, zumal wir sehr konservativen Bewertungsansätzen im Lager folgen. Gleichzeitig ist die Ausstattung kein Eckpfeiler des Geschäftsmodells, sondern die Möglichkeit für unsere Eigenmarken-Bestseller Lagerbestände, für eine schneller Verfügbarkeit und bessere Kundenerfahrung aufzubauen – Dies ist ein Vorteil unseres Geschäftsmodells.
Frage 5: Wie stellen Sie sicher, dass der geplante, kuratierte Marktplatz nicht zu einer Kannibalisierung des Stammgeschäftes führt? Oder ist es sogar das Ziel die Handelsumsätze zugunsten des Stammgeschäftes herunterzufahren? Dies allerdings könnte evtl. negativ für die Lagerbestände sein...
Antwort Marc Appelhoff: H24 agiert im Wesentlichen über zwei Säulen seines Geschäftsmodells. Ein starkes Eigenmarkensortiment und dieses wird ergänzt durch ein starkes Sortiment an Drittmarken. Der Marktplatz stellt vor allem eine Flexibilisierung und Erweiterung dieses Drittmarkengeschäfts dar. Über den Marktplatz haben wir eine zusätzliche Option das Sortiment insbesondere in Kategorien zu erweitern die nicht das Kerngeschäft betreffen. Von Haushaltsartikeln bis zu Heimtextilien oder ähnlichem. Gleichzeitig nehmen wir in den Kernkategorien die Herausforderungen gerne an unsere Eigenmarkensortimente neben einem breiten Drittmarkengeschäft zu positionieren. Am Ende punkten wir im Eigenmarkensortiment mit einer sehr hohen Kundenzufriedenheit bspw. durch kurze Lieferzeiten von Lagerware, einer hohen Qualität und einem attraktiven Preis-Leistungsversprechen. Im Ergebnis wird vor allem der Kunde von einem noch besseren Angebot profitieren was langfristig die entscheidende Perspektive für unseren Unternehmenserfolg ist.
Frage Nr. 6: Beim Börsengang von Mobly hatten Sie ein glückliches „Timing-Händchen“. Platzierung fast auf dem Höhepunkt der Tech-Euphorie im Frühjahr 2021. Seitdem hat die Aktie allerdings mehr als 80% verloren. Wie ist hier die weitere Perspektive. Würde es hier, eine positive Beurteilung des Brasilien Geschäfts vorausgesetzt, nicht Sinn machen die gesunkenen Kurse für eine Aufstockung des Anteils zu nutzen?
Antwort: Wir sind in der Tat sehr zufrieden, dass Mobly durch den IPO finanziell sehr solide aufgestellt ist da der wesentliche Teil der Zuflüsse aus dem IPO Mobly direkt zugeflossen ist. Insofern kann sich das Management, in einem ebenfalls herausfordernden Marktumfeld in Brasilien auf die Weiterentwicklung und Optimierung des Geschäftsmodells fokussieren. Hier sind wir mit den Fortschritten zufrieden. Da die Cash-Rückflüsse aus dem IPO im Wesentlichen in Brasilien verblieben sind, stehen in der Gruppe bzw. in Europa begrenzte Liquiditätsreserven für Aktienrückkäufe zur Verfügung. Insbesondere nach der Butlers Akquisition die eine bedeutende Stärkung der Wettbewerbsposition in Europa bedeutet hat.
Frage Nr. 7 des DSW: Sie erbitten von der Hauptversammlung die Genehmigung zum Rückkauf eigener Aktien. Unter welchen Prämissen werden Sie von dieser Ermächtigung gebrauch machen? Käme für sie ein Rückkauf eigener Aktien auch bereits in Frage solange die Gesellschaft nicht profitabel ist.
Antwort: Es handelt sich hier um eine Standardermächtigung. Inhaltlich bitten wir lediglich um die Verlängerung der bestehenden Ermächtigung die 2023 ausläuft. Wenn wir uns den Verlauf des Aktienkurses anschauen stellen wir uns natürlich die Frage potentieller Aktienrückkäufe. Gleichzeitig schauen wir auch auf die Cashposition und die Unsicherheit bezüglich Konsumentennachfrage. Beides wägen wir konstant gegeneinander ab. Um auf die weitere Entwicklung kurzfristig reagieren zu können bitten wir zum heutigen Zeitpunkt um die Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien auch wenn Stand heute kein kurzfristiger Rückkauf vorgesehen ist.
Fragen der SDK von Herr Michael Kunert:
Frage 10: Warum möchte die Gesellschaft eigene Aktien zurückkaufen und sogar einziehen....
(Frage ähnlich schon von DSW Frage 7 gestellt und beantwortet. Ich erspare mir hier das Abtippen der Antwort – es geht um Flexibilität für unterschiedliche Szenarien)
Frage 11: Gibt es Pläne Aktien der Tochter Mobly zurückzukaufen?
(Frage ähnlich von DSW in Frage 6 gestellt und beantwortet. Ich erspare mir hier das Abtippen der Antwort – Ein Entscheid zum Aktienrückkauf müsste von Mobly Brasilien getroffen werden und nicht von H24. Als Aktionär könnte H24 Aktien von Mobly zukaufen oder verkaufen.)
Frage 12: Wie ist das Geld aus dem Börsengang in Brasilien bisher für welche Investitionen verwendet worden?
Antwort:
Schon jetzt wurden aus den Geldern aus dem Börsengang eine Vielzahl an Projekten vorangetrieben die den Unternehmenswert langfristig stärken sollen. So wurden seit 2021 40 neue Filialflächen sowie drei neue Lagerstandorte eröffnet. IT-Entwicklungskapazitäten wurden aufgestockt um die Geschwindigkeit für technologische Weiterentwicklungen im Web-Shop zu erhöhen. Parallel wurde in die Marke und Markenbekanntheit investiert. Zusätzlich wurde die gestärkte Cashposition genutzt um durch schnellere Bezahlung von Lieferanten bessere Einkaufspreise zu generieren oder um Zinskosten zu reduzieren.
Frage 14: Die Lagerbestände sollen erhöht werden. Wie soll das umgesetzt werden. Welche Investitionen und zusätzliche Lagerhaltungskosten fallen an?... (gekürzt)
Antwort gekürzt: Der Lageraufbau ist größtenteils bereits erfolgt. Investitionen in Lagerkapazitäten waren nicht notwendig. Ein Risiko aus Wertminderung sieht man nicht. Aufgrund der Inflation werden Produkte eher teurer als günstiger. Siehe auch Frage 4 und Antwort der DSW
Frage 15: Hat die Gesellschaft Lieferkettenproblemen evtl. aus China mit welchen finanziellen Auswirkungen?
Antwort:
Durch den Aufbau des Lagerbestands gibt es aktuell nur wenige Produkte die von Lieferkettenproblemen betroffen sind. Finanzielle Auswirkungen aus Lieferverzögerungen sollten sich in Grenzen halten. Gestiegenen Import und Containerpreise wirken sich weiterhin negativ auf die Einkaufspreise aus. Eine Normalisierung der Containerpreise auf das Niveau von 2019 sieht man aufgrund der Verwerfungen auch in den kommenden Quartalen noch nicht.
Frage 16: Ist die Gesellschaft von dem Krieg in der Ukraine betroffen – z.B. durch Lieferungen von Holz für die Möbelindustrie?
Antwort: H24 ist sowohl direkt als auch indirekt betroffen, weshalb wir schon in den ersten Tagen nach Kriegsbeginn Stellung bezogen und Maßnahmen eingeleitet haben. In einem engen Dialog mit unseren Herstellern und Lieferanten haben wir diese angewiesen, dass keine Produkte mehr geliefert werden sollen die Komponenten aus Russland oder Weißrussland enthalten. Für unser Marktplatzsegment haben wir ein analoges Regelwerk eingeführt. Gleichzeitig unterstützen wir einen langjährigen Lieferanten aus der Ukraine weiter mit Aufträgen trotz erschwerter Lieferbedingungen. Butlers ist in der Ukraine über einen Franchisenehmer vertreten, dessen Filialen kriegsbedingt, temporär, geschlossen werden mussten. Der Krieg hat zu weiter steigenden Preisen von Holz, Energie, Rohstoffe und Fertigungsteile geführt.
Frage 17: Wie kontrollieren Sie die Nachhaltigkeit bei der Produktion?
Antwort stark gekürzt: Wir legen klare Nachhaltigkeitsrichtlinien und Standards fest zu deren Einhaltung unsere Lieferanten vertraglich verpflichtet sind…
Fragen der SDK (Herr Kunert) an den AR (Fragen Nr. 8,9 und 13)
Warum wird nur eine virtuelle HV gemacht?
Antwort (stark gekürzt). Vorbereitung bereits vor mehreren Monaten als noch nicht klar war wie sich Corona entwickelt…
Warum gibt es nicht zumindest eine Fragemöglichkeit während der HV
Antwort stark gekürzt: Man hat sich für ein konstanten Setup entschieden. Die Möglichkeit Fragen vorab zu stellen bietet eine Verbesserung ggü. der Präsenz-HV und ermöglichte eine fundierte Vorbereitung der Antworten.
Warum schlägt der AR erneut Ernst & Young als Abschlussprüfer vor. Sieht man den Wirecard Skandal als Lapalie?
Antwort (gekürzt): Den Wirecard Skandal sieht man natürlich nicht als Lapalie. Das konkrete Team das den Jahresabschluss testiert hat keine Berührungspunkte zum Wirecard Skandal und macht seinen Job gut.
Mein Fazit: Die Fragen wurden ausführlich beantwortet. Die Fragen repräsentieren die Skepsis die aktuell dem Geschäftsmodell entgegengebracht wird. Die Antworten sind für mich schlüssig. Der Fokus liegt klar auf der Steigerung der Profitabilität und Cashgenerierung. Die Guidance wurde abermals im Ergebnis bestätigt (1-5% adj. EBITDA-Marge). Jetzt müssen die Pläne noch aufgehen und H24 einigermaßen gut durch die aktuelle Krise kommen. Ich bin auf die nächsten Quartalsergebnisse sehr gespannt.
Viele Grüße,
Johannes