EUR/USD: Auf kurze Sicht ändert die Wahl für die Fed erst einmal nichts

Donnerstag, 07.11.2024 13:30 von Société Générale - Aufrufe: 48

Abgesehen davon, dass sie ihre Sitzung um einen Tag verschoben hat, ändert die US Wahl auf kurze Sicht für die Fed meines Erachtens erst einmal nichts. Sie wird weiterhin unabhängig vom bekannten Ergebnis über ihre Geldpolitik entscheiden.

Da die Mission Inflation mittlerweile vor der Erfüllung steht, rückt seit einiger Zeit der Arbeitsmarkt in den Fokus. Aber auch hier sieht es für die Fed günstig aus: Er schwächt sich langsam ab, aber ein Einbruch ist nicht zu erkennen. Die Arbeitslosenquote ist moderat gestiegen und die Anzahl der neu geschaffenen Stellen nimmt allmählich ab (der Arbeitsmarktbericht für Oktober war aufgrund von Sonderfaktoren ein Ausreißer). Insofern kann die Fed getrost den Leitzins weiter senken, um weniger restriktiv zu werden.

Allerdings hatte der Markt recht damit, dass er seine vor einigen Wochen sehr weit gelaufenen Zinssenkungserwartungen bis zum Jahresende wieder zurückgefahren hat. Derzeit preist er nicht ganz 50 Basispunkte bis zum Jahresende ein. Es gibt gute Argumente dafür, dass die Fed erst einmal vorsichtig vorgehen wird und keine weiteren großen Schritte über 25 Basispunkte hinaus erwägt. Schließlich erwies sich das Wachstum auch im dritten Quartal als äußerst resilient. Außerdem ist der Rückgang der Kerninflation zuletzt ins Stocken geraten. Gemäß unserer Experten spricht dies für eine vorsichtige Vorgehensweise der Fed und Senkungen um lediglich 25 Basispunkte auf der heutigen und der Dezember-Sitzung.

Und dann ist da ja auch noch das Wahlergebnis. Dies dürfte aber in erster Linie 2025 relevant für die Zinsentscheidungen der Fed werden, wenn Trump im Januar sein Amt antritt, ist dafür aber umso ausschlaggebender – auch für den US Dollar. Denn dann wird die große Frage sein, welche seiner angekündigten Pläne für die Wirtschaft (Zollanhebungen, Steuersenkungen) er implementieren kann und will, und wie die Fed auf seine inflationär wirkenden Vorhaben dann reagieren kann und will. Denn wir haben oft argumentiert, dass die Märkte auf einen Angriff auf die Unabhängigkeit der Fed – und sei es erst einmal nur über verbale Äußerungen, die von Trump sicherlich entsprechend lautstark kämen – sehr empfindlich reagieren würden. Für den Dollar ist eine Fed, die nicht angemessen auf Inflationsrisiken reagieren “darf”, das größte Risiko. Aber diese Thematik wird uns und die Fed aller Voraussicht nach eben erst nächstes Jahr beschäftigen.

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Noch ein Paukenschlag

Nicht nur in den USA gab es gestern einen politischen Paukenschlag, sondern auch am späten Abend in Deutschland. Denn die Ampelkoalition ist nach dem Entlassen von Finanzminister Christian Lindner durch Bundeskanzler Olaf Scholz nun Geschichte.

Gehen nun die Lichter in Berlin aus, nachdem die Ampel erloschen ist? Wohl kaum. Das wahrscheinlichste Szenario ist eine Minderheitsregierung mit anschließenden Neuwahlen im März. Aber selbst dann wird eine Regierungsbildung wohl schwierig sein.

Der Euro hat bislang nicht auf die Ereignisse in Deutschland reagiert. Das könnte beim Start des Handels in Europa noch geschehen, denn politische Unsicherheit im größten Land der Eurozone ist sicherlich keine positive Nachricht für die Gemeinschaftswährung.

Allerdings dürften die Folgen begrenzt sein. Denn erst einmal müsste sich bewahrheiten, dass die politischen Turbulenzen in Deutschland zu erheblichen negativen wirtschaftlichen Konsequenzen führen, die sich signifikant auf das Wachstum der Eurozone auswirken und damit die EZB-Geldpolitik dahingehend beeinflussen, dass sie den Leitzins stärker als erwartet senkt. Damit ist (zumindest momentan) allerdings nicht zu rechnen. Dass die Eurozone, unter anderem aufgrund schwachen Wachstums in Deutschland, in den kommenden Monaten wirtschaftlich nur schleppend vorankommen wird, dürfte im Euro weitgehend eingepreist sein. Solange nicht absehbar ist, dass die Eurozone zukünftig im Trend weniger wachsen wird als zuvor, sind nachhaltige Euro-Verluste ungerechtfertigt. Aufgrunddessen sollte der Euro – wenn überhaupt – auf die Nachricht aus Berlin nur kurz reagieren, sich dann aber schnell wieder berappeln.

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