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10.07.2010
Antonow macht Billigangebot für
US-Tankflugzeuge
Das größte Frachtflugzeug der Welt, die AN 225,
stammt von Antonow.
Los Angeles (dpa) - Der Flugzeugbauer
Antonow und sein Partner U.S. Aerospace
wollen mit einem Billigangebot den Zuschlag
für den "Jahrhundert-Auftrag" der
amerikanischen Luftwaffe erhalten.
Wirkliche Chancen gegen die beiden Konkurrenten
Airbus und Boeing rechnet sich das ungewöhnliche
Gespann aus dem staatlichen ukrainischen
Flugzeughersteller und dem kleinen
amerikanischen Rüstungsunternehmen aber nicht
aus.
Der Preis ist die einzige Trumpfkarte des Duos. Das
Konsortium reichte am späten Freitag seine
Kalkulation für 179 neue Tankflugzeuge für die US-
Streitkräfte ein. Der veranschlagte Preis liegt bei
29,55 Milliarden Dollar. Airbus und Boeing dürften
dagegen den Preisrahmen von 35 Milliarden Dollar
voll ausschöpfen. Inklusive Folgeaufträgen und
Wartung lockt langfristig ein Geschäft über 100
Milliarden Dollar.
Die Europäer schicken einen Tankflieger auf Basis
ihres modernen Verkehrsjets A330 ins Rennen, die
Amerikaner auf Basis der Langstreckenmaschine
767 aus den 1980er Jahren. "Beide Modelle sind
fortschrittlich und gut konstruiert", lobte U.S.
Aerospace. "Es mag unmöglich für uns sein, mit
diesen Angeboten zu konkurrieren."
Den Plan, mit drei verschiedenen Modellen gegen
die großen Konkurrenten anzutreten, ließen U.S.
Aerospace und Antonow fallen. Sie gehen jetzt mit
der eigens entwickelten AN-112KC an den Start.
"Wir sind stolz darauf, am größten militärischen
Vergabeverfahren der Geschichte teilzunehmen",
sagte U.S.-Aerospace-Manager Michael Goldberg.
Gegenüber seinen Investoren räumte U.S.
Aerospace aber ein, dass die Offerte nicht alle
Anforderungen der Air Force erfüllt. Dafür sei die
Zeit zu knapp gewesen. Eine Bitte um Verlängerung
der Frist, die am Freitag auslief, hatte das
Verteidigungsministerium abgelehnt. Erst vor einer
Woche hatten die Partner endgültig zueinander
gefunden.
Auch musste U.S. Aerospace eingestehen, dass
Boeing und Airbus schlicht die finanzstärkeren
Unternehmen und zudem schon lange im Geschäft
seien. Sie hätten deswegen die bessere Lobby in
Washington. U.S. Aerospace stellt Flugzeugteile her
und setzte damit im ersten Quartal gerade mal
557 690 Dollar um. Der Verlust türmte sich unterm
Strich auf 1,8 Millionen Dollar auf.
Es ist die bereits dritte Ausschreibung für den
Tankerauftrag der US-Luftwaffe. Einmal hatte
Boeing gesiegt, einmal Airbus. Wegen Mauscheleien
und angeblicher Formfehler wurden aber beide
Zuschläge wieder einkassiert. Europäische Politiker
warfen der US-Regierung Protektionismus vor.
Das Airbus-Modell ist moderner und größer als der
Boeing-Typ und hat bereits Ausschreibungen in
anderen Ländern gewonnen. Boeing wirbt für seinen
Flieger mit einem geringeren Spritverbrauch und
weniger Wartungskosten. Über die Antonow-
Maschine sind keine Einzelheiten bekannt. Die
Ukrainer sind für ihre riesigen Transportmaschinen
bekannt, die größten der Welt.
Die Antonow soll wie die Konkurrenzmodelle in den
USA endmontiert werden. Boeing und Airbus
versprechen bei einem Zuschlag jeweils rund
50 000 neue Arbeitsplätze bei sich und Zulieferern.
Die US-Luftwaffe muss insgesamt 534 Tanker und
Frachter ersetzen. Im ersten Los geht es um 68
Maschinen und undatierte Folgeaufträge für 111
Flugzeuge. Die bisher von der Air Force genutzten
KC-135 "Stratotanker" sind eine Konstruktion aus
den 1950er Jahren.
Quelle: dpa-info.com GmbH