Naja back das Problem ist halt, dass man von Jinko in 2014 wie auch in 2015 schon ein EPS > 4 $ zu Anfang 2014 bzw. 2015 erwartet hat und letztendlich sind raus gekommen ein 2014er EPS von nur 2,48 $ und wenn Q3 2015 und Q4 2015 gut laufen, dann könnte Jinko in diesem Jahr ein EPS knapp über 3,50 $ und wenn es sehr gut läuft etwas über 3,60 $ erreichen können. Wobei Jinko in Q4 sehr oft negative Sondereffekte aufweist wie z.B. die Kosten für das Mitarbeiteroptionsprogramm oder auch Abschreibungen aufs Equipment.
Bei Solarwerten sollte man generell sehr vorsichtig sein jetzt schon EPS-Prognosen fürs kommende Jahr heranziehen. Nach dem Q1-Ergebnis und den dazugehörigen Aussagen ist das dann deutlich aussagekräftiger.
Außerdem liegt z.B. die niedrigste 2016er EPS-Schätzung bei gerade mal 1,73 $. Die höchste bei 6,29 $. Diese riesige Spanne zeigt sehr schön, dass die Visibilität der Schätzungen doch sehr gering ist und warum ist auch klar, die Gewinnmargen der Solaris sind extrem abhängig von ihrem Modulverkaufspreis und den kann niemand auf Sicht von 6 Monaten abschätzen. Die Modulpreise sind ohnehin sehr unterschiedlich und differieren enorm (das gab es vor 2 Jahren so noch nicht) und somit kann man nicht einfach so hergehen und sagen "die Modulpreise sind stabil". In Indien, Chile oder Australien (aller drei Märkte sind nicht mehr subventioniert) liegen die Modulpreise bei 0,50 W/$, in China bei 0,53 $/W, in Japan bei 0,57 $/W, in den USA bei 0,63 $/W und in der EU bei 0,75 $/W.
Mal ganz abgesehen davon, dass im Mai 2016 bei Jinko höchstwahrscheinlich noch eine 13%ige Kapitalerhöhung ansteht insofern die Wandelanleihe nicht gewandelt wird und das wird nur der Fall sein wenn der Kurs Mitte Mai 2016 > 34 $ steht. Damit würde die aktuelle Durchschnitts EPS-Schätzung also "nur" bei um die 4 $ liegen !!
Die China-Solaris haben zwei Kernprobleme und die kann man ganz einfach nicht wegdiskutieren und Besserung ist halt mal nicht in Sicht: Keine positiven Free Cash Flows und hohe Schulden.
Canadian wie auch JA Solar haben angekündigt ihre Fertigungskapazitäten kräftig weiter auszubauen. Das wird jedem etwa 400 Mio. $ im nächsten Jahr kosten und das bei operativen Cash Flows von 130 bis 160 Mio. $. Ergo werden natürlich die Schulden weiter steigen.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Gewinnmargen trotz wirklich guter Rahmenbedingungen nicht allzu stark nach oben gehen, wenn sie überhaupt steigen. Siehe Canadian Solar, siehe JA Solar.
Da Jinko deutlich höhere Waferfertigungskapazitäten hat wie JA Solar oder Canadian Solar und dazu mittlerweile mehr und mehr vom hochmargigen Stromverkauf profitiert (Q3 Stromumsatz ca. 36 Mio. $ bei einer Bruttomarge von rd. 50%) dürfte das bei Jinko meiner Einschätzung nach (deutlich) besser aussehen. Sollte aber Jinko mit solch schwachen Gewinnmargen wie in Q2 daher kommen, dann heißt es sich ganz warm anziehen, denn dann wird Jinko garantiert unter 20 $ rutschen. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario halte ich aber für sehr gering, da Jinko von der Kostenseite her und von den Märkten her bestens aufgestellt ist, die Bedingungen in Q3 sehr gut waren (z.B. Yuan-Abwertung, stabile Modulpreise in China, Malaysia-Produktion voll in Betrieb, Rohstoffpreise auf sehr niedrigen Preisniveaus wie Polysilizium, Silberund Alu) und bei der Q2-Conference Call Mitte August das Jinko-Management zu Q3 wie auch zu Q4 sehr zuversichtlich war.
Meine Strategie bei Solarwerten ist schon lange Step by Step denken und alles was über 6 Monate hinausgeht ist bei den China-Solaris nicht abzuschätzen. Ich kann es jedenfalls nicht. Deshalb ist es auch mal sehr klug Gewinne mitzunehmen und nicht einfach stur drin zu bleiben. Ob man dann mal 10% an Gewinn verpasst ist doch auch egal, wenn man vorher schöne Gewinne eingefahren hat.
Erschwerend kommt jetzt hinzu, dass ab Herbst 2016 ein deutlicher Abschwung der Nachfrage erwartet werden kann und damit auch ein Rutsch bei den Modulpreise in einigen Märkten und sobald das die Börse anfängt einzupreisen, dann könnte es für die Kurse hoch problematisch werden. Sollte man schön im Hinterkopf behalten, denn bei einigen US-Solarwerten wie SolarCity oder SolarEdge wird das heute offenbar schon eingepreist.