Erstaunlich, wie schnell die Stimmung kippt: Vorher die schlimmste
Krise seit der Großen Depression, jetzt alle Rezessionsängste ver-
schwunden. Von heute auf morgen, unterlegt von entsprechenden
"seriösen" Artikeln z.B. von der FTD, die sich ebenfalls in kürzester
Zeit verändert haben. Zurückzuführen ist das wahrscheinlich auf
das Erstarken des USD, was viele wohl gar nicht mehr für möglich
hielten.
Aber hat sich wirklich so viel real verändert? Historisch gesehen
sind die Bankenkrisen nach dem 2. Weltkrieg letztendlich nur durch
den Aufkauf der faulen Kredite gelöst worden. Diese Maßnahme ist
jedoch sehr teuer, weswegen man sie zunächst vermeidet. Es soll
ja zunächst einmal nur ein fröhliches Konsumklima hergestellt wer-
den bis zu den Präsidentenwahlen, damit die Republikaner wiederge-
wählt werden. Deshalb die Wahlgeschenke durch das Konjunkturprogramm
der Regierung.
Zwischenzeitlich hat sich die importierte Inflation durch steigende
Benzin- und Nahrungsmittelpreise (damit verbundene Hamsterkäufe)in
der breiten US-Öffentlichkeit Aufmerksamkeit verschafft. Auch das hat
sich negativ auf die Konsumfröhlichkeit ausgewirkt. Die nun statt-
gefundene Zinssenkung um lediglich 0,25 löst dieses Problem auf
fast geniale Weise. Denn im Markt waren bis vor kurzem 0,50 eingespeist.
Diese Reduzierung führte zu einem Erstarken des USD, gleichzeitig
zu einer Verminderung der Rohstoffpreise und damit zu einer Vermin-
derung der zukünftigen importierten Inflation.
Nach Greenspan ist in einer dynamischen Wirtschaft das Entstehen
von Blasen unvermeidlich. Bernanke hatte nun gefälligst dafür zu sor-
gen, dass die Blase zumindest bis zu den Präsidentschaftswahlen an
der richtigen Stelle entsteht, sonst bekommt er einen Tritt in den
Hintern, denn die Republikaner wollen ja wiedergewählt werden. Die
Blase im Rohstoffbereich war aber nicht die richtige Stelle, denn
sie führte zur importierten Inflation und noch schlimmer, sie wurde
von der US-Öffentlichkeit bemerkt und Fed und US-Regierung möglicher-
weise in Rechnung gestellt.
Das derzeitig reichlich herumvagabundierende Kapital mit Renditekick-
verlangen wird nun in die Aktienmärkte gelockt. Deshalb die
"Buschtrommelei" (ntv) von Politikern (Paulson) und Medien. Hier soll
die nächste (kurzfristige) Blase entstehen, damit die Finanzinstitute
ihren Aktienschrott abverkaufen können und damit der US-Durchschnitts-
amerikaner sich mit Blick auf sein Aktiendepot zumindest bis zur US-
Präsidentschaftswahl reicher fühlen kann, auf dass sich die Konsum-
fröhlichkeit wieder einstelle. PPT ist wahrscheinlich auch im Einsatz.