BPM wird an 6 verschiedenen Börsen gehandelt: in alphabetischer Reihenfolge: Berlin, Frankfurt, München, Stuttgart, Toronto, Xetra.
Der Anleger, der einen Chart von BPM analysieren möchte, hat also große Auswahl. Er muß zuallererst entscheiden, welcher Chart der aussagekräftigste für seine Analyse ist. Auf welche Kriterien könnte er seine Entscheidung stützen?
A) Der Chart der Börse, an der er selbst handelt.
Der Anleger X handelt ausschließlich an der Börse Berlin, mit der Begründung, dass er dort das Orderbuch einsehen kann und so der Makler keinerlei Kursbeeinflussung treiben kann (ob diese Begründung sinnvoll ist, will ich einmal dahingestellt sein lassen). Für ihn wäre es eigentlich naheliegend, ausschließlich den Chart der Börse Berlin zu betrachten, denn was an anderen Börsen passiert interessiert ihn nicht.
Jeder, der auch nur ein ganz klein wenig Ahnung von Börse hat, der weis, dass an Börsen mit geringen Umsätzen teilweise echte "Mondpreise" zustande kommen, da durch die geringe Zahl der Marktteilnehmer keine faire Preisbildung zustande kommt.
Extrembeispiele: Gehandelte Stückzahl in Berlin: 26.9. - 20 Stück / 27.9. - 200 Stück / 28.9. - 70 Stück usw.
Und ein Chart, der aus Mondpreisen besteht, der kann keine Aussagekraft haben.
Fazit: Es ist nicht sinnvoll, sich für Kursvorhersagen nun an der Börse, an der man selbst handelt, zu orientieren.
Der Anleger X wohnt in München und orientiert sich daher am Chart der Börse München. Der Anleger Y wohnt in Villingen und orientiert sich daher am Chart der Börse Stuttgart. Der Anleger Z wohnt in Polen und orientiert sich daher am Chart der Börse Berlin. Der Anleger W wohnt in Australien und orientiert sich deshalb am Chart der Börse ....
Nun, es ist offensichtlich, dass dieses Modell der geographischen Nähe zum Anleger nicht das richtige sein kann.
Fazit: Mit der ausschliesslichen Begründung der geographischen Nähe ist es für einen deutschen Anleger nicht sinnvoll sich auf den Chart einer deutschen Börse zu stützen. Da müsste es schon noch weitere dafürsprechende Argumente geben.
C) Der Chart der Börse die geographisch dem Unternehmen am nächsten liegt (Heimatbörse)
Dieses Kriterium hat einen gewissen Charme. Schliesslich sollten die Anleger, die an dieser Börse handeln, das Unternehmen, das Rechtssystem, das gesamte Umfeld, am besten kennen.
Leider gibt es auch hier schlagende Gegenargumente: Betrachten wir die Aktie von ONA. An der geografisch nächsten Böres (Kanada) gab es im Zeitraum von Mai 2006 bis Januar 2007 an etwa 100 Börsentagen keine (oder nur extrem niedrige) Umsätze. Die Aktie wurde dort mangels Käufern/Verkäufern einfach nicht gehandelt. In Frankfurt hingegen wurden an jedem Börsentag Umsätze im 5-stelligen, manchmal sogar im 6-stelligen Stückzahlbereich getätigt.
Fazit: Die geographische Nähe von Unternehmen und Börse ist ebenfalls kein taugliches Kriterium.
D) Der Chart der Börse, mit der größten Stückzahl
Dieses Kriterium ist auf den ersten Blick logisch. Je größer die Anzahl der umgesetzten Aktien, desto größer ist die Chance, dass sich ein fairer Kurs aus den Interessen der Käufer und Verkäufer herausbildet.
Dieses Kriterium wäre für mich das Kriterium der Wahl, wenn es nicht das Kriterium E) gäbe.
E) Der Chart der Börse, die den Kurs der anderen Börsen in der Mehrzahl der Fälle bestimmt (Leitbörse)
Man findet diesen Effekt bei praktisch jeder Aktie: Es gibt eine Börse, die den Kurs vorgibt, alle anderen Börsen richten sich nach diesem Kurs.
Fazit: Wenn eine Börse den Kurs der anderen Börsen vorgibt, dann muss es richtig sein, sich für Analysen (Kursvorhersagen) auf den Chart dieser Börse zu stützen.
Wie kann man feststellen, welche Börse den Kurs einer anderen Börse vorgibt?
Es gibt einen ganz einfachen, allerdings sehr zeitaufwendigen Weg. Man muss in der Zeit, in welcher beide Börsen geöffnet haben, die Relatime-Kurse beider Börsen beobachten.
Bei Blue Pearl kann man folgende Beobachtung machen: Bei etwa 98% der Kursänderungen (jeweils letzter Kurs) findet diese Änderung zuerst an der Börse in Toronto (TSX) statt, mit einer Zeitverzögerung von meist einer halben bis einer ganzen Minute reagiert das Bid und Ask (und damit letzten Endes auch der Kurs) in Frankfurt in der gleichen Richtung wie die Kursänderung (letzte Preisfeststellung) in Toronto. Teilweise ist die nachfolgende Änderung in Frankfurt deutlich ausgeprägter im Betrag als in Toronto, insbesondere wenn ein Wechsel der Richtung des ganz kurzfristigen Trends stattfindet.
Die Börse in Frankfurt vollzieht also in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle lediglich die Kursänderung nach, die in Toronto vorgegeben wird. Toronto ist Leitbörse.
Ein Eigenleben gibt es in Frankfurt nur in der Zeit, wenn Toronto geschlossen ist, also von 9:00 Uhr bis etwa 15:30 Uhr unserer Zeit. Gegen Börseneröffnung in Toronto nähert sich Frankfurt dem letzten Schlußkurs in Toronto tendenziell stark an. Nur in einer deutlichen Minderheit der Fälle ist zu beobachten, dass die vorbörslichen Bid und Ask in Toronto eine gewisse Reaktion auf den Kurs in Frankfurt zeigen.
Der Kurs wird in Toronto gemacht.
Für einen unparteiischen Analysten kann es bei Blue Pearl also nur einen Schluß geben: Für eine Analyse ist ausschließlich der Chart der kursbestimmenden Leitbörse in Toronto zu verwenden.
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Die Charts der Börsen von Toronto und Frankfurt sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Könnte es nicht doch sinnvoll sein, mit dem Frankfurter Chart zu analysieren, wenn beide Charts sich nicht wesentlich unterscheiden?
Das menschliche Auge empfindet bei einem kurzen Blick auf beide Charts diese als sehr ähnlich. Wenn man allerdings genauer hinsieht, dann kann man gewaltige Unterschiede feststellen.
Diese Unterschiede kommen aus 2 Gründen zustande:
1) Die Handelszeiten in Frankfurt und Toronto sind um sechseinhalb Stunden verschoben bei Handelsbeginn und um 2 Stunden verschoben bei Handelsschluß. Derartige Zeitunterschiede können bereits bei normalem Handel sehr kräftige Kursunterschiede verursachen. Veröffentlichung von News kann den Betrag dieser Unterschiede dramatisch erhöhen. Die für die Analyse wichtigen Eröffnungs- und Schlußkurse können daher stark voneinander abweichen.
2) Durch die Änderung von Währungsparitäten bei Börsen in verschiedenen Währungsgebieten kann sich im Verlauf von Wochen oder Monaten eine dramatische Änderung von vorher scheinbar gleichlautenden Kursen ergeben.
Einige Beispiele für Extremwerte für den Blue-Pearl-Chart von Frankfurt und Toronto (Währung umgerechnet mit Kurs von heute):
Tiefstkurs am 5.9.2006: Frankfurt 2,93 Euro = 4,49 CAD - Toronto 4,80
Höchstkurs am 5.9.2006: Frankfurt 4,14 Euro = 6,35 CAD - Toronto 6,86
Tiefstkurs am 6.9.2006: Frankfurt 4,17 Euro = 6,40 CAD - Toronto 5,86
Höchstkurs am 6.9.2006: Frankfurt 5,56 Euro = 8,53 CAD - Toronto 6,97
Tiefstkurs am 2.1.2007: Frankfurt 6,30 Euro = 9,66 CAD - Toronto 10,00 CAD
Höchstkurs am 2.1.2007: Frankfurt 6,67 Euro = 10,23 CAD - Toronto 10,40 CAD
Tiefstkurs am 3.1.2007: Frankfurt 6,35 Euro = 9,74 CAD - Toronto 9,65 CAD
Höchstkurs am 3.1.2007: Frankfurt 6,65 Euro = 10,20 CAD - Toronto 10,24 CAD
Tiefstkurs am 2.2.2007: Frankfurt 4,88 Euro = 7,48 CAD - Toronto 8,07
Höchstkurs am 2.2.2007: Frankfurt 5,18 Euro = 7,94 CAD - Toronto 7,64
Wenn man berücksichtigt, dass gerade Extremwerte für das Einzeichnen von Trendlinien von sehr großer Bedeutung sind, so wird bei Betrachtung dieser unterschiedlichen Zahlen sofort klar, dass die Analyse der beiden Charts zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen kann.
Im deutschen Chart z.B. wurde am Freitag mit dem Schlußkurs 5,09 Euro (= 7,80 CAD) der kurzfristige Abwärtstrend nicht gebrochen. Im kanadischen Chart wurde die Abwärtstrendlinie mit dem Schlußkurs von 7,95 CAD hingegen deutlich um etwa 5 ct nach oben durchbrochen.
Der Analyst des deutschen Charts kann also einen ungebrochenen kurzfristigen Abwärtstrend bescheinigen. Der Analyst des Charts der kursbestimmenden kanadischen Börse hingegen kann einen Ausbruch über die kurzfristige Abwärtstrendlinie feststellen.
Bedingt durch die zeitliche Verschiebung der Handelszeiten, und da insbesondere der deutsche Kurs sehr deutlich auf einen höheren/niedrigeren Schlußkurs in Kanada reagiert, können in einem Chart z.B. Gaps (Kurslücken) entstehen, die im anderen Chart nicht vorhanden sind.
Für die Anhänger der Theorie, dass Gaps geschlossen werden sollten, ergibt sich daraus z.B. die Situation, dass es die kursbestimmenden Kanadier mit absoluter Sicherheit nicht interessiert, ob im Chart einer deutschen Börse sich ein Gap aufgetan hat (die Mehrzahl der Kanadier hat im Gegenteil wohl noch niemals im Leben den Frankfurter Chart gesehen). Interessant wäre allenfalls ein Gap im kanadischen Chart.
Welch kuriose Auswüchse die Verwendung von ungeeigneten Charts nach sich zieht, mit Kurslücken, die im Chart der kursbestimmenden Hauptbörse nicht vorhanden sind, hat kürzlich ein sehr einseitig orientierter Analyst gezeigt:
Er verwendete für seine Analyse einen Nebenbörsen-Chart, der weder vom Handelsvolumen (Toronto hat sehr viel mehr Volumen als Frankfurt) noch von der kursbestimmenden Wirkung her dafür geeignet ist. Zudem wurden die Werte dieses Charts durch eine Änderung der Währungsparität von ca. 10% im Verlauf der letzten Monate verfälscht.
Prompt konnte er die Entdeckung einer "bedenklichen Umkehrformation" feiern und aus diesem ungeeigneten Chart heraus ein Katastrophen-Szenario mit prophezeiten Kursrückgängen um 75% herleiten.
Einen Kursverlust der Aktie um drei Viertel des Wertes würde man jedoch noch nicht einmal bei einem hochspekulativen Explorer erwarten. Wenn man dann sieht, dass dieser Verlust vorhergesagt wird für einen Blue-Chip unter den kanadischen Minenunternehmen, der hochprofitabel arbeitet und fundamental stark unterbewertet ist, dann kann man nur noch den Kopf schütteln.
Und das lustigste (oder soll ich sagen traurigste) an der Geschichte: Im Chart der kursbestimmenden Hauptbörse ist diese "bedenkliche Umkehrformation" schlichtweg nicht vorhanden. Sie existiert in nicht ganz regelkonformer Ausprägung nur im Chart dieser Nebenbörse.
chartex
LG, Harley
hier ist der link zu unserem neuen BPM-Hauptthread.
http://www.ariva.de/board/280382#jump3045908BPM-Fakten-Thread (Bitte Nur zum Lesen!)
http://www.ariva.de/board/281353