In diesem Artikel werden verschiedene möglich Szenarien beleuchtet, finde ich ganz interessant.
Darin wird auch bei der "Görg-Lösung" erwähnt, dass jedenfalls die Auflage besteht, die Warenhäuser alle bis 2011 weiterzuführen...
www.welt.de/wirtschaft/article7277596/...die-Zerschlagung.html
Frist für den Verkauf
Karstadt-Konzern droht die Zerschlagung
Von Hagen Seidel 21. April 2010, 17:36 Uhr
Die Zeit für dem Warenhauskonzern wird knapp: Findet sich bis Freitag um 17 Uhr kein Käufer, droht der Kette die Zerschlagung. Allerdings könnten sich in letzer Minute neue Chancen für den Konzern und seine 25.000 Mitarbeiter ergeben. WELT ONLINE zeigt drei Varianten
Am Freitag um 17 Uhr endet die Frist für Kaufangebote. Dann sagt der Insolvenzverwalter, ob und wie es mit der Kaufhauskette weiter geht.
Es klang nach Optimismus aus Mangel an Alternativen: „Ich glaube schon, dass der Görg das schafft. Karstadt ist doch eine tolle Marke“. So sprach eine Verkäuferin des Karstadt-Hauses in Recklinghausen über die Chancen des Insolvenzverwalters, die gesamte Kette zu verkaufen. Fast zwei Monate ist das her. Im Sporthaus von Karstadt schräg gegenüber lief gerade der Räumungsverkauf. Görg hatte die Sport-Filiale in der Fußgängerzone aufgegeben, weil zu wenige Kunden kamen. Dieser Rückschlag noch, dann muss es besser werden – das mag den Karstädtern bei der Schließung durch den Kopf gegangen sein.
Überall in Deutschland haben die Mitarbeiter der Traditionskette gehofft, fast immer während der seit 2004 dauernden Krise – darauf, dass irgendwie alles gut werden würde. Man muss halt dran glauben. Immerhin gibt es ihre Kette noch, auch wenn Insolvenzverwalter Görg 13 Häuser geschlossen und 1000 Mitarbeiter entlassen hat. Die Schwestermarke Quelle dagegen fand keinen Käufer, sie wurde im vergangenen Herbst abgewickelt. Auch Hertie, die Kette aus 75 früheren Karstadt-Häusern, gibt es nicht mehr. Mit den beiden Marken verschwanden Tausende Einzelhandelsjobs.
Und nun, am morgigen Freitag, könnte sich das Schicksal von Karstadt entscheiden. WELT ONLINE erläutert drei Szenarien, wie es mit der Kette weitergehen kann:
Die Görg-Lösung
Schon seit November 2009 bereitet Insolvenzverwalter Görg den Komplettverkauf von Karstadt mit seinen 120 Filialen vor, in denen 25.000 Menschen arbeiten. Auf seinen Vorschlag hin hatte ihm die erste Gläubigerversammlung diesen Auftrag erteilt. Es seien „erhebliche Zerschlagungsverluste“ für den Fall zu befürchten, „dass das Unternehmen im Rahmen dieses Insolvenzverfahren zerschlagen werden muss“, begründete Görg. Er will verhindern, dass sich Investoren die Rosinen herauspicken und die schwachen Filialen auf der Strecke bleiben. Doch diese Ganz-oder-gar-nicht-Forderung schreckt offenbar Investoren ab. Zumal es auch noch die Verpflichtung gibt, alle Häuser mindestens bis Herbst 2011 zu betreiben. Diese Garantie war die Voraussetzung dafür, dass die Mitarbeiter in den nächsten Jahren auf 150 Millionen Euro Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten.
Zumindest finanziell hat Görg potenziellen Käufern den roten Teppich ausgerollt: Die Gläubiger schreiben bis zu 97 Prozent ihrer Forderungen ab. Der Vermieter – der Fonds Highstreet der US-Bank Goldman Sachs – verzichtet auf rund 150 Millionen Euro Mietansprüche. Und die Städte, in denen sich Karstadt-Filialen befinden, sollen der Kette einmalig rund 100 Millionen Euro Gewerbesteuern erlassen. 50 der 90 – zumeist hoch verschuldete – Städte haben in den vergangenen Tagen zähneknirschend zugestimmt. Aus Mangel an Alternativen. Denn jeder Bürgermeister will Karstadt als Magnet für seine Innenstadt behalten.
Für die Kaufinteressenten öffnete Görg Mitte März den sogenannten „Datenraum“, in dem die Investoren in die Karstadt-Bücher schauen dürfen. Zu spät, meinen Skeptiker. Der Insolvenzverwalter habe Zeit verschenkt, das Verkaufsverfahren könne schon viel weiter sein. Sechs Interessenten sollen gelegentlich im Datenraum auftauchen, angeblich nur Finanzinvestoren. Blackstone soll darunter sein, Permira, Texas Pacific, Pamplona, Apollo und Triton. Konkurrent Metro, der die besten Karstadt-Häuser gern mit seinem Kaufhof zusammen legen würde, war nicht im Datenraum.
Die Stimmung wird aggressiver. Ob er denn sagen könne, wie hoch er die Chance des Verkaufes einschätze, wurde Görg vergangene Woche am Rande der zweiten Gläubigerversammlung gefragt. „Einen Teufel werde ich tun“, raunzte er und versuchte freundlich zu lächeln. Im Herbst hatte er sich die Finger verbrannt, als er beim Verkaufsversuch von Quelle lange in Optimismus machte. Bis er bekennen musste, dass er keinen Käufer gefunden hat. Bei Karstadt ist er deshalb besonders vorsichtig: Es gebe „keine Sicherheit“, dass er ein Angebot bekomme. „Aber es gibt berechtigte Veranlassung das, was wir haben, ein indicative offer zu nennen. Das heißt, es gibt ein mögliches Interesse unter möglichen Bedingungen.“, sagte er Anfang vergangener Woche. Häufig taucht in solchen Fällen kurz vor Torschluss plötzlich noch ein neuer Interessent auf.
Die Umsetzung des Görg-Plans vom Paketverkauf böte die höchste Wahrscheinlichkeit für den Erhalt der 25.000 Jobs bei Karstadt. Bisher allerdings hat Görg dem Vernehmen nach noch kein Angebot erhalten. Hoffnung hat der Verwalter noch immer: „Hier laufen die Gespräche auf Hochtouren“, sagt sein Sprecher und deutet an, dass auch Angebote nach dem offiziellen Ladenschluss noch angenommen würden. Großes Kaufinteresse wird dem US-Investor Triton nachgesagt. Meldungen, Triton habe bereits abgewinkt, werden im Markt nicht bestätigt.
Sollte der Komplettverkauf dennoch misslingen, droht Karstadt die Zerschlagung – auch wenn Görg notfalls ein paar Monate in Eigenregie weiter machen könnte.
Der Dibelius-Plan
Doch vor der Zerschlagung könnte noch ein Retter auftauchen, den bisher kaum jemand auf der Rechnung hat: Die US-Bank Goldman Sachs. Sie könnte Karstadt selbst kaufen und betreiben, wenn sich niemand anderes findet. Entsprechende Pläne gibt es nach Informationen von WELT ONLINE bereits in der Deutschland-Zentrale in Frankfurt. Bestätigt wurden die Vorbereitungen von der Bank auf Anfrage nicht. Aber: „Goldman Sachs ist eigentlich der natürliche Kaufkandidat für Karstadt“, sagt ein früheres Vorstandsmitglied des Handelskonzerns.
Warum gerade Goldman? Der Immobilienfonds Highstreet der Bank hatte 2006 – noch in der Ära Middelhoff – für 3,7 Milliarden Euro den Großteil der Karstadt-Immobilien übernommen und ist seit der Insolvenz einer der größten Gläubiger. Die Miete soll über Marktniveau gelegen haben. Goldmann hatte die Highstreet-Anteile nach dem Kauf schnell an zahlreiche institutionelle Anleger in aller Welt weiter gegeben. Bei denen kam es nicht gut an, dass sie seit der Insolvenz von Karstadt auf viele Miet-Millionen verzichten müssen – zumal Goldman am Weiterverkauf gut verdient haben soll. Mit der Übernahme von Karstadt könnten die Bank und deren Deutschland-Chef Alexander Dibelius wieder für sichere Mieten zu sorgen. Deshalb war es wohl kein Zufall, dass ausgerechnet ein Vertreter von Highstreet bei der Gläubigerversammlung vergangene Woche eine Aufweichung der strikten Angebotsfristen erreicht hat. Nur wegen dieser Änderung könnte Goldman/ Highstreet nun auch nach Freitag noch ein Angebot abgeben.
„Wir schauen uns das sehr ernsthaft an. Aber es gibt noch keine Entscheidungen“, erfuhr WELT ONLINE aus dem Management der Bank. Die Übernahme und Fortführung durch einen anderen Investor wäre den Goldmännern zwar lieber. Doch bevor es zur Zerschlagung und zur Einzelverwertung der Immobilien kommt, will die Bank wohl lieber selbst ins Risiko gehen und für die Betriebsgesellschaft von Karstadt bieten.
Darin wird auch bei der "Görg-Lösung" erwähnt, dass jedenfalls die Auflage besteht, die Warenhäuser alle bis 2011 weiterzuführen...
www.welt.de/wirtschaft/article7277596/...die-Zerschlagung.html
Frist für den Verkauf
Karstadt-Konzern droht die Zerschlagung
Von Hagen Seidel 21. April 2010, 17:36 Uhr
Die Zeit für dem Warenhauskonzern wird knapp: Findet sich bis Freitag um 17 Uhr kein Käufer, droht der Kette die Zerschlagung. Allerdings könnten sich in letzer Minute neue Chancen für den Konzern und seine 25.000 Mitarbeiter ergeben. WELT ONLINE zeigt drei Varianten
Am Freitag um 17 Uhr endet die Frist für Kaufangebote. Dann sagt der Insolvenzverwalter, ob und wie es mit der Kaufhauskette weiter geht.
Es klang nach Optimismus aus Mangel an Alternativen: „Ich glaube schon, dass der Görg das schafft. Karstadt ist doch eine tolle Marke“. So sprach eine Verkäuferin des Karstadt-Hauses in Recklinghausen über die Chancen des Insolvenzverwalters, die gesamte Kette zu verkaufen. Fast zwei Monate ist das her. Im Sporthaus von Karstadt schräg gegenüber lief gerade der Räumungsverkauf. Görg hatte die Sport-Filiale in der Fußgängerzone aufgegeben, weil zu wenige Kunden kamen. Dieser Rückschlag noch, dann muss es besser werden – das mag den Karstädtern bei der Schließung durch den Kopf gegangen sein.
Überall in Deutschland haben die Mitarbeiter der Traditionskette gehofft, fast immer während der seit 2004 dauernden Krise – darauf, dass irgendwie alles gut werden würde. Man muss halt dran glauben. Immerhin gibt es ihre Kette noch, auch wenn Insolvenzverwalter Görg 13 Häuser geschlossen und 1000 Mitarbeiter entlassen hat. Die Schwestermarke Quelle dagegen fand keinen Käufer, sie wurde im vergangenen Herbst abgewickelt. Auch Hertie, die Kette aus 75 früheren Karstadt-Häusern, gibt es nicht mehr. Mit den beiden Marken verschwanden Tausende Einzelhandelsjobs.
Und nun, am morgigen Freitag, könnte sich das Schicksal von Karstadt entscheiden. WELT ONLINE erläutert drei Szenarien, wie es mit der Kette weitergehen kann:
Die Görg-Lösung
Schon seit November 2009 bereitet Insolvenzverwalter Görg den Komplettverkauf von Karstadt mit seinen 120 Filialen vor, in denen 25.000 Menschen arbeiten. Auf seinen Vorschlag hin hatte ihm die erste Gläubigerversammlung diesen Auftrag erteilt. Es seien „erhebliche Zerschlagungsverluste“ für den Fall zu befürchten, „dass das Unternehmen im Rahmen dieses Insolvenzverfahren zerschlagen werden muss“, begründete Görg. Er will verhindern, dass sich Investoren die Rosinen herauspicken und die schwachen Filialen auf der Strecke bleiben. Doch diese Ganz-oder-gar-nicht-Forderung schreckt offenbar Investoren ab. Zumal es auch noch die Verpflichtung gibt, alle Häuser mindestens bis Herbst 2011 zu betreiben. Diese Garantie war die Voraussetzung dafür, dass die Mitarbeiter in den nächsten Jahren auf 150 Millionen Euro Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten.
Zumindest finanziell hat Görg potenziellen Käufern den roten Teppich ausgerollt: Die Gläubiger schreiben bis zu 97 Prozent ihrer Forderungen ab. Der Vermieter – der Fonds Highstreet der US-Bank Goldman Sachs – verzichtet auf rund 150 Millionen Euro Mietansprüche. Und die Städte, in denen sich Karstadt-Filialen befinden, sollen der Kette einmalig rund 100 Millionen Euro Gewerbesteuern erlassen. 50 der 90 – zumeist hoch verschuldete – Städte haben in den vergangenen Tagen zähneknirschend zugestimmt. Aus Mangel an Alternativen. Denn jeder Bürgermeister will Karstadt als Magnet für seine Innenstadt behalten.
Für die Kaufinteressenten öffnete Görg Mitte März den sogenannten „Datenraum“, in dem die Investoren in die Karstadt-Bücher schauen dürfen. Zu spät, meinen Skeptiker. Der Insolvenzverwalter habe Zeit verschenkt, das Verkaufsverfahren könne schon viel weiter sein. Sechs Interessenten sollen gelegentlich im Datenraum auftauchen, angeblich nur Finanzinvestoren. Blackstone soll darunter sein, Permira, Texas Pacific, Pamplona, Apollo und Triton. Konkurrent Metro, der die besten Karstadt-Häuser gern mit seinem Kaufhof zusammen legen würde, war nicht im Datenraum.
Die Stimmung wird aggressiver. Ob er denn sagen könne, wie hoch er die Chance des Verkaufes einschätze, wurde Görg vergangene Woche am Rande der zweiten Gläubigerversammlung gefragt. „Einen Teufel werde ich tun“, raunzte er und versuchte freundlich zu lächeln. Im Herbst hatte er sich die Finger verbrannt, als er beim Verkaufsversuch von Quelle lange in Optimismus machte. Bis er bekennen musste, dass er keinen Käufer gefunden hat. Bei Karstadt ist er deshalb besonders vorsichtig: Es gebe „keine Sicherheit“, dass er ein Angebot bekomme. „Aber es gibt berechtigte Veranlassung das, was wir haben, ein indicative offer zu nennen. Das heißt, es gibt ein mögliches Interesse unter möglichen Bedingungen.“, sagte er Anfang vergangener Woche. Häufig taucht in solchen Fällen kurz vor Torschluss plötzlich noch ein neuer Interessent auf.
Die Umsetzung des Görg-Plans vom Paketverkauf böte die höchste Wahrscheinlichkeit für den Erhalt der 25.000 Jobs bei Karstadt. Bisher allerdings hat Görg dem Vernehmen nach noch kein Angebot erhalten. Hoffnung hat der Verwalter noch immer: „Hier laufen die Gespräche auf Hochtouren“, sagt sein Sprecher und deutet an, dass auch Angebote nach dem offiziellen Ladenschluss noch angenommen würden. Großes Kaufinteresse wird dem US-Investor Triton nachgesagt. Meldungen, Triton habe bereits abgewinkt, werden im Markt nicht bestätigt.
Sollte der Komplettverkauf dennoch misslingen, droht Karstadt die Zerschlagung – auch wenn Görg notfalls ein paar Monate in Eigenregie weiter machen könnte.
Der Dibelius-Plan
Doch vor der Zerschlagung könnte noch ein Retter auftauchen, den bisher kaum jemand auf der Rechnung hat: Die US-Bank Goldman Sachs. Sie könnte Karstadt selbst kaufen und betreiben, wenn sich niemand anderes findet. Entsprechende Pläne gibt es nach Informationen von WELT ONLINE bereits in der Deutschland-Zentrale in Frankfurt. Bestätigt wurden die Vorbereitungen von der Bank auf Anfrage nicht. Aber: „Goldman Sachs ist eigentlich der natürliche Kaufkandidat für Karstadt“, sagt ein früheres Vorstandsmitglied des Handelskonzerns.
Warum gerade Goldman? Der Immobilienfonds Highstreet der Bank hatte 2006 – noch in der Ära Middelhoff – für 3,7 Milliarden Euro den Großteil der Karstadt-Immobilien übernommen und ist seit der Insolvenz einer der größten Gläubiger. Die Miete soll über Marktniveau gelegen haben. Goldmann hatte die Highstreet-Anteile nach dem Kauf schnell an zahlreiche institutionelle Anleger in aller Welt weiter gegeben. Bei denen kam es nicht gut an, dass sie seit der Insolvenz von Karstadt auf viele Miet-Millionen verzichten müssen – zumal Goldman am Weiterverkauf gut verdient haben soll. Mit der Übernahme von Karstadt könnten die Bank und deren Deutschland-Chef Alexander Dibelius wieder für sichere Mieten zu sorgen. Deshalb war es wohl kein Zufall, dass ausgerechnet ein Vertreter von Highstreet bei der Gläubigerversammlung vergangene Woche eine Aufweichung der strikten Angebotsfristen erreicht hat. Nur wegen dieser Änderung könnte Goldman/ Highstreet nun auch nach Freitag noch ein Angebot abgeben.
„Wir schauen uns das sehr ernsthaft an. Aber es gibt noch keine Entscheidungen“, erfuhr WELT ONLINE aus dem Management der Bank. Die Übernahme und Fortführung durch einen anderen Investor wäre den Goldmännern zwar lieber. Doch bevor es zur Zerschlagung und zur Einzelverwertung der Immobilien kommt, will die Bank wohl lieber selbst ins Risiko gehen und für die Betriebsgesellschaft von Karstadt bieten.