Technischer Morgenkommentar vom 29.12.2005
§29.12.2005 07:48:00
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(Bund-Future)
Für sich betrachtet, weist uns der Kursverlauf des Bund-Future unverändert einen intakten Aufwärtstrend aus, der am gestrigen Handelstag bei 121.97 ein neues Bewegungshoch markierte. Markttechnisch wird dieser Trendverlauf bestätigt, so liegt uns ein long-set-up vor, sowie eine gleich bleibende Schwungkraft in der Aufwärtsbewegung. Doch fallen seit Anfang Dezember (und somit etwa einen halben Monat nach der Bodenbildung und dem charttechnischen Ende des vorangegangenen Abwärtstrends) auch Aspekte auf, welche die Qualität des Aufschwungs einschränken. Auffallend ist der Mangel an weiterem Schwungkraftzuwachs. Egal welchen Indikator man zur Schwungkraftbewertung heranzieht, es wird in allen Fällen auf Tagesbasis eine positive Schwungkraft ausgewiesen, überwiegend nicht ansteigend und fern jedem überkauften Extremniveau.
Bestimmen wir die mittelfristig relevante Bewegungsdynamik, an Hand derer z.B. die Zuverlässigkeit eines Trendverlaufes festgemacht werden kann, so fällt diese überraschend niedrig aus. Gemessen über den ADX als Standardindikator für die Bewertung einer Bewegungsdynamik, sinkt die Dynamik auf Tagesbasis sogar kontinuierlich, d.h. konkret, dass die Bewegungsdynamik des vorangegangenen Kursabschwungs wesentlich kraftvoller verlief als die der aktuellen Erholung des FGBL.
Charttechnisch gesehen ist auffällig, dass der aktuell definierte Widerstandsbereich um 121.65 ebenfalls eine gewisse Stabilität aufweist. Da es dem Bund-Future zwar immer wieder gelingt, diesen Bereich zu übersteigen, per gestern sogar recht nachhaltig, am Ende jedoch der Kursverlauf wieder nahe dieses Kursniveaus zurückfällt, ist eine gewisse Elastizität zwar vorhanden, ohne Schwungkraftanstieg wird es für den Bund-Future jedoch schwer auf der Oberseite.
Halten wir als Fazit fest: noch liegt uns ein intakter Aufwärtstrend im Bund-Future vor. Noch unterstellen wir weiter steigende Kurse und halten ein Festhalten an einer optimistischen Erwartungshaltung für gerechtfertigt. Doch ist uns auch das Risiko eines erneuten Richtungswechsels deutlich vor Augen. Was uns im laufenden Trend ganz offensichtlich stört, ist die niedrige Schwungkraft. Gerade diese ist es, die im konkreten Fall einen möglichen Richtungswechsel kaum auffangen könnte. Trendverläufe mit hoher Schwungkraft und hoher Dynamik ändern die Richtung selten plötzlich, sondern bilden in der Regel Umkehrformationen aus – siehe z.B. den Doppelboden am Ende des Kursabschwungs Mitte November. Bewegt sich dagegen ein Kursverlauf überaus dynamikschwach, sind Verschiebungen im Kräfteverhältnis von Angebot und Nachfrage mitunter Auslöser für rasche, überraschende Richtungswechsel (oder Trendbeschleunigungen).
In der Konsequenz halten wir zwar an unseren Long-Positionen fest, sowohl innerhalb des aktiv gemanagten Zertifikats, als auch in unserer spekulativen Positionierung, doch verweisen wir auf die Anzeichen, die aktuell den Kursverlauf zu deckeln scheinen. Streng genommen verbleibt unser Kurs-Ziel unverändert der Bereich um 122.32, doch passen wir zumindest für unsere spekulativ – diskretionär eröffnete Long-Position den Stop-Kurs von bisher 120.89 auf 121.28 an.
(Sweet-Oil)
Im gestrigen Morgenkommentar verwiesen wir auf die Tatsache, dass sich im Kursverlauf des Sweet-Oil der Bereich um 57 / 56 USD als massive Unterstützung ausgebildet hat und wir hoben hervor, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit kurzfristig kaum mit weiter fallenden Kursen im Sweet-Oil rechnen. Am Ende des gestrigen Handelstages sahen wir einen deutlich angestiegenen Öl-Preis, der per Schlusskurs wieder knapp oberhalb der 60 USD-Marke lag und somit auch aus Sicht der klassischen Formationslehre die Wahrscheinlichkeit steigen lässt, dass der übergeordnete Abschwung nicht nur mittelfristig abgebremst wurde, sondern strategisch gesehen im laufenden Bewegungsfraktal beendet ist.
Im Bezug auf den gültigen Wochenchart bestätigt sich bisher diese Erwartungshaltung. Hier sehen wir einen unverändert gültigen primären Aufwärtstrend, der sich in den letzten Monaten deutlich abgeschwächt hat (technische Korrektur innerhalb des Trendverlaufes), sich aktuell jedoch oberhalb der Trendbegrenzungslinie wieder stabilisiert.
Mittelfristig rechnen wir unverändert mit ansteigenden Kursen. Im Sinne der Formationslehre wäre die komplexe Umkehrformation im Kursverlauf mit Übersteigen der 61.90 USD vollendet, Widerstände und strategische Kurs-Ziele sind die Bereiche um 62.15 USD, 62.95 USD und darüber der Bereich um 64.70 USD.
In der praktischen Konsequenz sollte unserer Ansicht nach ein vorsichtiger, strategisch ausgerichteter Positionsaufbau auf der Long-Seite durchaus angedacht werden. Strategischer Stop-Kurs wäre der Bereich um 56 USD.
(Aktien-Indizes)
Auf der Aktien-Seite behalten wir vorerst unser differenziertes Bild zwischen den Marktregionen bei. In Europa traten die Kurse am gestrigen Tag im Grunde fast auf der Stelle, begleitet durch wenig Handelsvolumen. Lediglich im britischen FTSE 100 sahen wir einen fortgesetzten Kursanstieg mit einem neuen Schlusskursrekord im laufenden Trend. Dennoch dominieren unverändert intakte Aufwärtstrends in Europa das Bild und es lassen sich auch weiterhin keine Indikationen herleiten, welche ein unmittelbar bevorstehendes Ende dieser Bewegungstendenz erwarten lassen. Konsequenterweise bleiben wir für Europas Märkte optimistisch und halten an einer positiven Erwartungshaltung fest. Übersetzt in praktische Ausrichtungen heißt das: eventuell bestehende Long-Positionierungen bleiben im Markt, die dazugehörigen Stop-Kurse belassen wir an den Obergrenzen der vorangegangenen, jüngsten Schiebezonenausbildungen.
In den US-Indizes sahen wir per gestern wieder Stabilisierungsansätze, interessanterweise nahe der aktuell gültigen unteren Begrenzungen der derzeit gültigen Konsolidierungszonen. Die Tageskörper fielen im Vergleich zum Vortag eher klein und weitestgehend kompakt aus (Kreisel) und könnten erneute Impulswechsler sein. In der Konsequenz ändert sich auch hier nichts an unserer jüngst formulierten Erwartungshaltung (strategisch neutral, taktischer Trading-Markt), sowie an unserer praktischen Ausrichtung (keine strategische Positionierung).
An den beiden von uns beurteilten asiatischen Börsen (Nikkei 225 – Japan und HSI – Hongkong) bleibt die eingeschlagene Tendenz kurz vor Jahresende ebenfalls unverändert. Der japanische Nikkei 225 markierte heute Morgen ein neues Bewegungs- und Mehrjahreshoch mit 16445 Indexpunkten. Hier ist der Trendverlauf in jeder Hinsicht gültig und intakt, uns liegen alle Arten der technischen Trendbestätigungen vor. Widerstände lassen sich nicht herleiten, mit Unterstützung rechnen wir in den Bereichen um 15885 und 15117, die Trendbegrenzungslinie im Tageschart verläuft aktuell im Bereich um 15626.
Im HSI dominiert dagegen unverändert eine breit gefasste Konsolidierungszone mit den Begrenzungen in den Bereichen um 14866 (untere Begrenzung) und 15232 bis 15272 (obere Begrenzung). Innerhalb dieser Bereichsgrenzen befindet sich der HSI innerhalb eines strategisch neutralen Trading-Marktes, der unserer Ansicht nach nur kurzfristig ausgerichtet in Impulsrichtung gehandelt werden sollte, wobei der Long-Seite derzeit die analytisch höhere Bedeutung zukommt.
Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag !!
Uwe Wagner
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Uwe Wagner ist seit 2004 in einer auf Handelssystemen basierten Vermögensverwaltung tätig. Er ist Mitglied im Verband Technischer Analysten Deutschlands, Gründungsmitglied und Vorstand der Deutsche Gesellschaft für Technische Analyse und hält Vorträge über Technische Analyse und Optionspreistheorien.
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-uw-
Gruss Ice
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Börsengewinne sind Schmerzengeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld...(A.K.)