17.12.2010
Moody's senkt Irland-Rating um fünf
Noten und warnt
Das irische Haushaltsdefizit wird 2010 den
Rekordwert von 32 Prozent des
Bruttosozialprodukts der Insel betragen - das
größte Defizit im Euroraum. (Foto: dpa)
Dublin (dpa) - Die Ratingagentur
Moody's hat die Kreditwürdigkeit Irlands
um gleich fünf Noten reduziert. Irland
bekomme jetzt nur noch die Note "Baa1"
nach zuvor "Aa2", teilte Moody's am
Freitag mit.
Gleichzeitig warnte Moody's vor einer
weiteren Herabstufung, falls das Land seine
Schuldenentwicklung nicht auf absehbare
Zeit unter Kontrolle bringe. Die Note "Baa1"
liegt nur noch zwei Noten über
Ramschniveau. Erst am Donnerstagabend
hatte Moody's Griechenland mit einer
erneuten Herabstufung gedroht.
Moody's begründete die Absenkung des
irischen Status' unter anderem mit den
Kosten der Bankenrettung. Der Ausblick
bleibe negativ. Diese Formulierung deutet
auf eine weitere Herabstufung hin. Bereits in
der vergangenen Woche hatte Fitch dem
Land das A-Rating aberkannt und die
Bewertung auf "BBB+" gesenkt.
Die Nachricht wurde am Freitag zunächst
gelassen aufgenommen. "Natürlich wird diese
Herabstufung Irlands Möglichkeiten für
Anleihen beeinflussen", sagte Paul Robson
von der Royal Bank of Scotland (RBS) der
Zeitung "Irish Times". Es sei aber
unwahrscheinlich, dass Druck auf die
Investoren mit Euroanleihen entstehe.
Zudem sei damit zu rechnen, dass der
Einfluss erst im Januar langsam spürbar
werde. Das irische Finanzministerium war
zunächst nicht für eine Reaktion zu erreichen.
Börsianer in Frankfurt reagierten betont
gelassen auf die neuerliche Absenkung: "Die
Abstufung Irlands durch Moody's haben die
Börsen bereits eingepreist, und die drohende
Abstufung Griechenlands interessiert
momentan auch nicht wirklich", sagte ein
Händler. Ein anderer Börsianer sagte, den
deutschen Aktienmarkt belasteten solche
Nachrichten schon lange nicht mehr - "im
Gegenteil, sie sind immer wieder ein Grund
für weltweit tätige Aktienhändler, weiter am
deutschen Markt zu investieren". Deutsche
Staatsanleihen profitierten von der
Herabstufung: Bis zum Mittag stieg der
richtungsweisende Euro-Bund-Future um
0,55 Prozent auf 124,55 Punkte.
Der Internationale Währungsfonds (IWF)
hatte Irland am Donnerstag wie erwartet
einen Milliardenkredit über 22,5 Milliarden
Euro gewährt. Die Summe ist Teil eines
Paketes internationaler Finanzhilfen in einer
Gesamthöhe von 85 Milliarden Euro. Einen
Großteil der Summe tragen die Euroländer.
Irland war Ende November unter den
Rettungsschirm von EU und IWF geschlüpft.
Moody's hatte in den vergangenen Tagen
auch Spanien und Griechenland eine
Herabstufung ihrer Ratings angedroht. Man
sorge sich, ob Griechenland seine Schulden
auf ein "nachhaltiges Niveau" senken könne.
Zudem sei es im Jahr 2010 zu weiteren
Einnahmeausfällen gekommen. Derzeit
bewertet Moody's griechische Staatsanleihen
mit der Bonitäts-Note "BA1". Damit befindet
sich das Rating bereits auf Ramschniveau.
Sollte sich aber das Verhältnis der
Staatsschulden zum Bruttoinlandsprodukt
(BIP) in den nächsten drei bis fünf Jahren
nicht stabilisieren, seien Herabstufungen um
mehrere Noten denkbar.
Ratingagenturen bewerten die
Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Banken
und Staaten. Je schlechter sie die Bonität
beurteilen, desto teurer und schwieriger wird
es, sich Geld zu besorgen. Für ihre
Einstufungen verwenden Ratingagenturen
Buchstabencodes. Die Skala beginnt
beispielsweise bei Standard & Poor's und
Fitch mit der Bestnote AAA (Englisch: "Triple
A"). Es folgen AA, A, BBB, BB, B, CCC, CC, C.
Die meisten Stufen können mit Plus- und
Minuszeichen noch feiner unterteilt werden.
Ab BB+ beginnt der spekulative Bereich, der
auch "Ramsch" (englisch: "Junk") genannt
wird.
Quelle: dpa-info.com GmbH